<255>bitterter Feinde besser vereiteln zu können, verlegte der König sein Hauptquartier nach Bautzen, und Lehwaldt ging nach Königsbrück, eine Meile von Meißen.
Unterdes antwortete der König Villiers, er habe den Grafen Podewils zu sich beschieden, um die Anbahnung des Friedens nach Möglichkeit zu erleichtern. Wie er hoffe, werde auch der König von Polen einen seiner Minister abschicken, um die letzte Hand an das Friedenswerk zu legen und durch Unterzeichnung der Präliminarien den Feindseligkeiten ein Ende zu machen. Was den Artikel der Vergütung für Fourage und Kontributionen beträfe, so könne der König für den Schaden, den die sächsischen Truppen in Schlesien angerichtet hätten, ebensogut Ersatz fordern. Das beste aber wäre wohl, den Artikel ganz zu streichen. Der König drückte schließlich die Hoffnung aus, daß Rußland und Holland die Garantie für den Frieden übernehmen würden. Die Abreise des Königs von Polen empfände er als Unfreundlichkeit, ja als Kränkung. Er sähe darin kein günstiges Vorzeichen für den Gang der Verhandlungen (5. Dezember). Brühl hatte seinen Herrn nach Prag gebracht, um ihn völlig in seiner Gewalt zu haben. Dort sah König August nichts von dem Elend des Krieges und hörte die Klagen seines Landes nicht. Vielmehr sollten ihn die Österreicher in kriegerischer Stimmung erhalten. Derart opferte Brühl alles und jedes den Interessen der Königin von Ungarn.
Der König von Preußen sah ein, daß die Unterhandlungen nur durch einen Sieg zum glücklichen Abschluß zu bringen waren. Es wurde höchste Zeit, die Operationen im Felde wieder aufzunehmen. Die Lausitz war erobert. Alles hing jetzt vom Vorgehen des Fürsten von Anhalt ab. Seit acht Tagen hatte der König keine Briefe von ihm erhalten. Die Ungewißheit war um so peinlicher, als kein Augenblick zu gemeinschaftlichem Handeln zu verlieren war. Die Brücke bei Meißen war von größter Bedeutung. Man mußte sich ihrer bemächtigen, bevor der Feind an ihre Zerstörung dachte. Aber Lehwaldt konnte die Stadt, die am linken Elbufer liegt, nur mit Unterstützung des Fürsten von Anhalt einnehmen. Da alle Nachrichten von ihm ausblieben, so berechnete der König die Marschtage des Fürsten und fand, daß er am 8. oder spätestens am 9. Dezember in Meißen einzutreffen vermöchte. Lehwaldt rückte am 8. nach Meißen, aber wer nicht kam, war der Fürst von Anhalt, und da der Fluß mit Eis ging, so konnte Lehwaldt keine Schiffsbrücke schlagen. Alle diese Zwischenfälle verzögerten den Gang der Operationen.
Inzwischen schickte Villiers aus Prag einen Kurier an den König mit der Nachricht, daß der König von Polen keinen Minister mit Vollmachten senden werde, sondern im Gegenteil zahlreiche Hilfstruppen von seinen Bundesgenossen erwarte. Die würden im Kurfürstentum Brandenburg die Verwüstungen vergelten, die die Preußen in Sachsen angeblich begangen hatten. Der König hätte Dresden verlassen müssen, weil er besorgt hätte, im offenen Kriege noch weniger geschont zu werden als in den Manifesten, die dem Kriege vorangingen. Wie man sieht, traf das letztere weit mehr auf Brühl zu als auf König August.