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Obwohl Walpole ein trefflicher Kenner der inneren Verhältnisse des Reiches war, so mißlang ihm doch ein wichtiges Projekt: die Einführung der Akzise in England. Wäre ihm das geglückt, so hätten die Einnahmen aus dieser Steuer hingereicht, dem König despotische Macht zu verschaffen. Die Nation merkte das und widersetzte sich. Einige Parlamentsmitglieder sagten zu Walpole, er bezahle sie zwar für die gewöhnlichen Torheiten, aber diese ginge über alle Bestechung. Beim Verlassen des Parlaments wurde Walpole angefallen. Man ergriff ihn am Mantel, den er rechtzeitig fahren ließ. Er rettete sich durch den Beistand eines Gardekapitäns, der sich zu seinem Glück in dem Auflaufe befand. Diese Erfahrung lehrte den König, die englische Freiheit zu achten; das Akziseprojekt fiel, und seine Klugheit befestigte den Thron von neuem.

Diese inneren Wirren hinderten England, sich an dem Kriege von 1733 zu beteiligen. Bald darauf entbrannte der Krieg mit Spanien gegen den Willen des Hofes. Kaufleute aus der City brachten Ohren von englischen Schmugglern, welche die Spanier abgeschnitten hatten, vor das Unterhaus. Cäsars blutiges Gewand, das Antonius vor dem römischen Volke ausbreitete, dürfte keinen stärkeren Eindruck in Rom gemacht haben als diese Ohren in London. Die Gemüter erhitzten sich. Man beschloß stürmisch den Krieg. Der Minister mußte nachgeben. Der einzige Vorteil, den der Hof von diesem Kriege hatte, war die Entfernung des Admirals Haddock, dessen Beredsamkeit im Unterhause stärker wirkte als die Bestechungen Walpoles. Der Minister pflegte zu sagen, er kenne den Wert jedes Engländers; denn es gebe keinen, den er nicht erkauft oder bestochen habe. Aber er sah doch, daß seine Guineen nicht immer über die Macht und die Überzeugungskraft der Vernunftgründe siegten.

England unterhielt damals achtzig Kriegsschiffe der ersten vier Rangklassen, fünfzig kleinere Schiffe und gegen 30 000 Mann Landtruppen. Seine Einkünfte beliefen sich in Friedenszeiten auf 24 Millionen Taler; außerdem besaß es unerschöpfliche Hilfsquellen in den Privatvermögen der reichen Untertanen, die leicht zur Besteuerung herangezogen werden konnten. England zahlte damals Subsidien an Dänemark zur Unterhaltung von 6 000 Mann, an Hessen für die gleiche Anzahl. Das verschaffte ihm zusammen mit seinen 22 000 Hannoveranern in Deutschland ein Heer von 34 000 Mann. Die Admirale Wager und Ogle galten als seine besten Seeoffiziere. Im Landheere waren der Herzog von Argyle und Lord Stair die einzigen, die begründete Ansprüche auf die ersten Stellen erheben konnten, wiewohl beide nie Heere geführt hatten.

Lyttelton1 galt für den hinreißendsten Redner, Lord Hervey2 für den gelehrtesten Mann, Lord Chesterfield für den geistreichsten Kopf und Lord Carteret für den leidenschaftlichsten Politiker.


1 Baron Georg Lyttelton, englischer Staatsmann († 1773).

2 Lord John Hervey of Ikworth, englischer Staatsmann und Schriftsteller († 1743).