In den früheren Zeiten schienen die deutschen Höfe Tempel zu sein, in denen Bacchanalien gefeiert wurden. Jetzt sind solche Orgien, als der guten Gesellschaft unwürdig, nach Polen verbannt oder Pöbelbelustigungen geworden. Nur noch an einigen geistlichen Höfen muß der Wein die Priester über eine liebenswürdigere Leidenschaft hinwegtrösten, die ihr Stand ihnen verbietet. Früher gab es keinen deutschen Hof, der nicht voller Hofnarren war. Die Plumpheit ihrer Späße ersetzte den mangelnden Witz der Gäste, und man hörte Torheiten an, weil man selbst nichts Gescheites zu sagen wußte. Diese Unsitte, eine ewige Schande für den gesunden Menschenverstand, ist verschwunden und erhält sich nur noch am Hofe Augusts III., des Königs von Polen und Kurfürsten von Sachsen. Das Hofzeremoniell, für den Unverstand unserer Vorfahren noch die Wissenschaft der Fürsten, scheint dem gleichen Schicksal verfallen wie die Hofnarren. Die Etikette erleidet täglich Abbruch, und einige Höfe haben sie ganz abgeschafft. Indes machte Kaiser Karls VI. Hof eine Ausnahme von der Regel; er war ein zu eifriger Anhänger der burgundischen Hofetikette, um sie aufzugeben. Selbst in seiner letzten Krankheit, kurz vor seinem Ende, traf er noch Anordnungen für die Messen und die Sterbegebete wie für die ganze Leichenfeier, ja, er bestimmte sogar die Personen, die sein Herz in einer goldenen Kapsel, ich weiß nicht in welches Kloster tragen sollten. Die Höflinge bewunderten seine Hoheit und Würde; die Verständigen tadelten seinen Stolz, der ihn noch zu überleben schien.
Es verdient hervorgehoben zu werden, daß infolge der Vermehrung des Geldes in Deutschland, das sich gegen früher sicherlich verdreifacht hatte, nicht nur der Luxus sich verdoppelt, sondern auch die Zahl der Truppen, welche sich die Fürsten hielten, entsprechend zugenommen hatte. Kaiser Ferdinand I. hatte kaum 30 000 Mann gehalten: Karl VI. besoldete im Kriege von 1733, ohne seine Völker zu bedrücken, 170 000 Mann. Ludwig XIII. hatte 60 000 Soldaten gehabt: Ludwig XIV. hielt 220 000 Mann, ja im Erbfolgekriege bis zu 360 000 Mann. Seit jener Zeit hatten alle, bis zu den kleinsten deutschen Fürsten, ihr Heer vergrößert. Es geschah aus Nachahmungsgeist. Im Kriege von 1683 hob Ludwig XIV. so viele Truppen aus, als er nur konnte, um ein entscheidendes Übergewicht über seine Gegner zu haben, und nahm nach dem Frieden keine Verringerung vor. Das zwang den Kaiser und die deutschen Fürsten, so viele Soldaten bei der Fahne zu halten, als sie zu bezahlen vermochten, und so ist es denn bis zum heutigen Tage geblieben. Die Kriege wurden dadurch viel kostspieliger. Die Anschaffungen für die Magazine verschlangen ungeheure Summen, da die zahlreiche Reiterei unterhalten und vor Eröffnung des Feldzuges und während der Jahreszeit, wo man nicht fouragieren konnte, in Kantonnementsquartieren versammelt werden mußte.
Die Infanterie des stehenden Heeres wurde durch stete Arbeit an ihrer Vervollkommnung fast von Grund aus umgestaltet. Vor dem Erbfolgekrieg waren die Bataillone zur Hälfte mit Piken, zur Hälfte mit Musketen bewaffnet. Sie standen