<77>Friedrich1, des Königs Vetter, und 3 000 Verwundete. Das erste Bataillon Garde, das der Hauptstoß des Feindes traf, verlor die Hälfte seiner Offiziere, und von seinen 800 Mann blieben nur 180 kampffähig.
Die Schlacht war eine der denkwürdigsten des Jahrhunderts, weil hier zwei kleine Heere das Schicksal von Schlesien entschieden, und weil die Truppen des Königs sich dabei einen Ruhm erwarben, den weder Zeit noch Neid ihnen entreißen können.
Aus diesem Bericht vom Beginn des Feldzuges wird der Leser gewiß schon gesehen haben, daß der König und der Feldmarschall Neipperg sich in Fehlern überboten. Waren die Entwürfe des österreichischen Feldherrn die besseren, so zeigten sich die Preußen in der Ausführung überlegen. Der Plan Neippergs war klug und einsichtsvoll: bei seinem Einmarsch in Schlesien schiebt er sich zwischen die Quartiere des Königs; er dringt bis Neiße vor, wo Lentulus zu ihm stößt, und ist im Begriff, sich nicht nur der Artillerie des Königs zu bemächtigen, sondern auch den Preußen ihre Magazine in Breslau, die einzigen, die sie hatten, zu entreißen. Aber Neipperg hätte den König in Jägerndorf überrumpeln und so durch einen Streich den ganzen Krieg beendigen können. Von Neiße aus hätte er das Korps des Herzogs von Holstein, das eine Meile entfernt im Quartier lag, aufheben können. Bei etwas mehr Tatkraft hätte er dem König den Übergang über die Neiße bei Michelau verwehren können. Auch hätte er von Grottkau aus Tag und Nacht marschieren müssen, um Ohlau einzunehmen und den König von Breslau abzuschneiden. Aber statt alle diese Gelegenheiten wahrzunehmen, ließ er sich in unverzeihlicher Sorglosigkeit überraschen und wurde großenteils durch seine eigene Schuld geschlagen.
Noch mehr Tadel verdient der König. Er erfuhr rechtzeitig von dem Vorhaben des Feindes und ergriff doch keine hinlängliche Maßregel, um sich dagegen zu sichern. Statt nach Jägerndorf zu marschieren und dadurch seine Truppen noch mehr zu verzetteln, hätte er seine ganze Armee vereinigen und bei Neiße dicht zusammen in Kantonnementsquartiere legen müssen. Er ließ sich vom Herzog von Holstein abschneiden und brachte sich selbst in die üble Lage, die Schlacht in einer Stellung zu liefern, wo ihm im Fall einer Niederlage kein Rückzug offen stand, und wo er Gefahr lief, sein Heer zu verlieren und sich selbst zugrunde zu richten. Als er vor Mollwitz ankam, wo der Feind kantonnierte, hätte er drauf losmarschieren und die Österreicher in ihren Quartieren zersprengen müssen. Statt dessen verliert er zwei Stunden damit, sich regelrecht vor einem Dorfe in Schlachtordnung aufzustellen, wo kein Feind sich zeigte. Hätte er nur das Dorf Mollwitz angegriffen, so hätte er darin die ganze österreichische Infanterie gefangen genommen, ähnlich wie vierundzwanzig französische Bataillone bei Höchstädt (1704) überrumpelt wurden. Aber in seinem Heere hatte allein der Feldmarschall Schwerin Verständnis und Kriegserfahrung. Bei den Truppen
1 Markgraf Friedrich von Brandenburg-Schwedt.