<80> guten Dienste anböte, um eine Aussöhnung zwischen beiden Höfen zu vermitteln. Auch schickte er Lord Hyndford als englischen Gesandten und Schwicheldt als hannoverschen Bevollmächtigten ab. Beide standen zwar im Dienste desselben Fürsten, hatten aber doch ganz verschiedene Instruktionen. Der Hannoveraner verlangte, man solle die Neutralität seines Herrn dadurch erkaufen, daß man ihm die Bistümer Hildesheim und Osnabrück und die ihm in Mecklenburg verpfändeten Domänenämter garantierte. Man machte einen Gegenvorschlag, der Preußens Vorteil besser wahrte. Der Engländer bot die guten Dienste seines Herrn an, um die Königin von Ungarn zur Abtretung einiger Fürstentümer in Niederschlesien zu bewegen. Man vermied jedoch, darüber in eine förmliche Unterhandlung einzutreten, solange man noch nicht über die Stimmung des Wiener Hofes unterrichtet war. Beide Gesandten waren im Feldlager des Königs, und es schien sonderbar, daß Lord Hyndford mehr Besorgnis bei Schwicheldt erregte, als der Marschall Belle-Isle, und der Hannoveraner vor allen Dingen empfahl, seine Unterhandlungen vor dem englischen Gesandten geheimzuhalten.

Diese Engländer und Hannoveraner wollten mit ihren Schmeicheleien den König in seinem Feldlager nur einlullen. An den andern europäischen Höfen handelten sie nicht so. In Rußland hetzte der englische Gesandte Finch zum Kriege. Die Intrigen des Marchese Botta und der Liebreiz des schönen Lynar stürzten den braven Münnich1. Der Prinz von Braunschweig, Rußlands Höchstkommandierender, wurde von seiner Großmutter, von der Kaiserin-Witwe2 und den fremden Gesandten, die samt und sonders Hetzer waren, aufgestachelt und trieb zur sofortigen Kriegserklärung gegen Preußen. Schon versammelten sich die russischen Truppen in Livland. Der König erfuhr es und schöpfte Verdacht gegen die Engländer, deren Doppelzüngigkeit er erkannte. Hatten doch auch englische Intrigen dem Großpensionär von Holland ein Mahnschreiben abgepreßt3, das den König bewegen sollte, seine Truppen aus Schlesien zurückzuziehen.

Die Ränke der Engländer und vor allem die Haltung Rußlands bestimmten den König endlich, seinen Vertrag mit Frankreich unter den mit dem Marschall Belle-Isle vereinbarten Bedingungen zu unterzeichnen4. Es wurden noch die beiden Artikel hinzugefügt, daß die Franzosen ihre Operationen vor Ende August anfangen sollten, und daß dieser Vertrag geheimgehalten werden müßte, bis seine Bekanntmachung dem Interesse Preußens nicht mehr nachteilig sein könnte. Es war höchste Zeit, das Bündnis zum Abschluß zu bringen. Man mußte eilen, da die feindlichen Absichten Rußlands sich deutlich offenbarten. Zu den hannöverschen Truppen, die schon seit dem April im Felde standen, stießen 6 000 Dänen und 6 000 Hessen, denen England Subsidien zahlte. Auch rüsteten die Sachsen, und es war die Rede von einer Vereinigung ihrer Truppen mit den Hannoveranern. Es galt also nur Zeit zu ge-


1 Vgl. S. 7.

2 Christine Luise und Elisabeth (vgl. S. 7).

3 Am 8. Juni 1741 überreichte Ginkel die Note des Pensionärs van Heim.

4 Vertrag von Breslau vom 5. Juni 1741; die Unterzeichnung fand bereits am 4. statt.