<88> Der Marschall Maillebois sollte mit seinem Heere von Westfalen aus in das Kurfürstentum Hannover eindringen und sich dieses Landes bemächtigen. Der König beging einen schweren Fehler, als er sein ganzes Ansehen aufbot, um die Franzosen von diesem Vorhaben abzubringen. Er wandte ein, sie würden sich durch dieses Unternehmen in Europa verhaßt machen, alle deutschen Fürsten gegen sich aufbringen und über der Ausführung eines unwichtigen Vorhabens den Hauptzweck aus den Augen verlieren, der darin bestand, die Königin von Ungarn mit aller Macht niederzuwerfen. Es wäre den Franzosen ein leichtes gewesen, eine so schwache Beweisführung zu widerlegen. Hätten sie das Kurfürstentum Hannover besetzt, so hätte der König von England ihnen nimmermehr am Rhein oder in Flandern Diversionen machen können.
Noch fehlte Frankreichs Garantie für den zwischen dem König und dem Kurfürsten von Bayern geschlossenen Vertrag. Man drang in Valory, sie zu besorgen. Sein Hof machte noch Schwierigkeiten wegen der Abtretung der Grafschaft Glatz und einiger Stücke von Oberschlesien. Als Valory beim König war, entfiel ihm zufällig ein Brief aus der Tasche. Ohne sich etwas merken zu lassen, setzte der König den Fuß darauf und entließ den Gesandten so rasch wie möglich. Der Brief war von Amelot, dem Staatssekretär des Auswärtigen, und enthielt die Weisung, Glatz und Oberschlesien nur dann an Preußen zu geben, wenn aus der Verweigerung größere Nachteile entstünden. Nach dieser Entdeckung mußte Valory auf alles eingehen, was man verlangte.
Die Absichten der Franzosen auf Hannover wurden bekannt und kamen alsbald dem König von England zu Ohren. Der hielt sein Kurfürstentum für verloren; er hatte keine Zeit mehr, den nahen Streich abzuwenden. Da seine mit Rußland und Sachsen geplanten Unternehmungen gleichfalls mißglückt waren, so war er jetzt ernstlich gewillt, den Frieden zwischen Preußen und der Königin von Ungarn zu vermitteln. Demgemäß begab sich Lord Hyndford ins österreichische Lager und machte von dort aus dem Wiener Hofe die dringende Vorstellung, man müßte, um die übrigen Staaten zu retten, einen Teil zur rechten Zeit aufopfern. Er sprach so energisch, daß der Hof in die Abtretung Niederschlesiens, der Stadt Neiße und eines Striches von Oberschlesien willigte und auf jeden Beistand Preußens gegen Österreichs Feinde verzichtete.
Der König, der die Doppelzüngigkeit der Engländer und der Österreicher kannte, hielt diese Anerbietungen für Fallstricke. Und um sich nicht durch schöne Worte einschläfern zu lassen und müßig in seinem Lager zu bleiben, ging er, ohne daß der Feind es merkte, bei Michelau über die Neiße und lagerte sich den andern Tag bei Kaltecke, indes ein Detachement sich der Stadt Oppeln bemächtigte, wo das Proviantmagazin angelegt ward. Auf diese Bewegungen hin verließ Neipperg Neiße und marschierte nach Oppersdorf. Der König umging ihn bei Friedland und lagerte sich bei Steinau.
Vielleicht beschleunigten diese verschiedenen Manöver die Unterhandlungen Lord Hyndfords. Er kam wieder zum König mit der Nachricht, seine Unterhandlung wäre