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13. Kapitel

Schlacht bei Hohenfriedberg. Einmarsch in Böhmen. Dortige Begebenheiten. Schlacht bei Soor. Rückzug der Truppen nach Schlesien.

Unsicher war die Lage des Königs noch immer. Die Politik war voller Abgründe. Der Krieg hing von Zufällen ab, und die Finanzen waren fast gänzlich erschöpft. Unter solchen Verhältnissen muß man alle Kraft zusammennehmen und den ringsum dräuenden Gefahren fest ins Auge schauen. Man darf sich nicht durch die Schattenbilder der Zukunft beunruhigen lassen und muß auf alle nur mögliche und denkbare Weise dem Verderben zuvorkommen, solange es noch Zeit ist. Vor allem aber darf man nicht von den Grundsätzen abweichen, auf die man sein politisches und militärisches System gebaut hat. Der Feldzugsplan des Königs stand fest. Um jedoch nichts unversucht zu lassen, wandte er sich zuvor an seine Verbündeten. Durch nachdrücklich geführte Unterhandlungen suchte er Hilfe von ihnen zu erlangen. Nur von Frankreich war etwas zu erwarten. Der König ließ dem Versailler Hofe die Unmöglichkeit vorstellen, einen Krieg noch lange auszuhalten, dessen ganze Last allein auf seinen Schultern lag. Er forderte ihn auf, sein Bündnis buchstäblich zu erfüllen, und da der Feind sich zu einem Einfall in seine Staaten rüstete, so drängte er Ludwig XV., ihm die für den Fall versprochenen Subsidien zu zahlen oder ihm durch eine wirkliche Diversion Luft zu schaffen. Auf das französische Ministerium schienen seine Vorstellungen wenig Eindruck zu machen. Es behandelte sie als Lappalien und sah die Schlacht von Fontenoy und die Eroberung einiger fester Plätze in Flandern als eine beträchtliche Diversion an. Nun wandte sich der König persönlich an Ludwig XV. und beschwerte sich über die kühle Haltung des Versailler Ministeriums. Er betonte, in welch mißlicher und bedrängter Lage er sich befände, und daß nur die Freundschaft für Seine Allerchristlichste Majestät ihn in diese Not gebracht hätte. Er hielt dem König von Frankreich vor, daß er ihm einige Gegendienste für den Beistand schulde, den er ihm zu einer Zeit geleistet hätte, wo das Glück sich im Elsaß den Österreichern zuwandte. Die Schlacht von Fontenoy und die Einnahme von Tournai wären gewiß glorreiche Ereignisse für des Königs Person und für Frankreichs Vorteil, aber für Preußens<216> unmittelbares Interesse bedeuteten sie nicht mehr als ein Sieg am Skamander oder die Eroberung von Peking. Zudem, fuhr der König in seinem Briefe fort, hielten die Franzosen in Flandern kaum 6 000 Österreicher in Schach, und er könne sich in der augenblicklichen Gefahr nicht mit schönen Worten zufrieden geben, sondern müsse dringend um wirkliche Hilfe bitten. Der Vergleich mit dem Skamander und Peking mißfiel Seiner Allerchristlichsten Majestät. Die Verstimmung war zwischen den Zeilen des Antwortschreibens zu lesen, und der König von Preußen fühlte sich wiederum durch den kalten und hochmütigen Ton dieser Antwort gekränkt.

Während diese kleinen Zwistigkeiten dem unter Verbündeten nötigen Einvernehmen schadeten, begannen die Österreicher ihre Operationen im Felde. Das österreichische Heer, aus den Truppen der Königin und aus den Sachsen bestehend, rückte allmählich an die schlesische Grenze. Die Österreicher kamen von Königgrätz und aus der Gegend von Jaromircz, die Sachsen von Jung-Bunzlau und Königinhof. Sie vereinigten sich bei Trautenau, von wo sie auf Schatzlar vorrückten. Unterwegs konnten sie sich nicht aufhalten. Alle ihre Bewegungen waren also fast auf Tag und Stunde zu berechnen. Es war daher an der Zeit, General Winterfeldt in Landeshut die nötigen Befehle zu erteilen. Er sollte sich beim Nahen des Feindes auf das Du Moulinsche Korps zurückziehen und gemeinsam mit ihm den Rückzug bis Schweidnitz fortsetzen. Dabei sollten sie möglichst geschickt die Nachricht aussprengen, daß die Preußen im Begriff ständen, den Fuß des Gebirges zu verlassen und unter den Kanonen von Breslau Schutz zu suchen.

Der doppelte Spion, von dem schon die Rede war, griff diese Gerüchte begierig auf und brachte dem Prinzen von Lothringen flugs die Bestätigung vom Rückzug der Preußen, den er ihm vor einiger Zeit gemeldet hatte. List nutzt im Kriege oft mehr als Kraft. Freilich darf man sie nicht zu häufig anwenden, sonst verliert sie ihren Wert. Man soll sie für wichtige Gelegenheiten aufsparen. Wenn die falschen Nachrichten, die man dem Feinde zukommen läßt, seinen Leidenschaften schmeicheln, so ist man fast sicher, ihn in die Falle zu locken. Da Winterfeldt und Du Moulin dem Feinde um einen Tagemarsch voraus waren, so gelangten sie nach Schweidnitz, ohne daß ihnen das geringste zustieß.

Die Armee des Königs verließ Frankenstein und bezog am 30. Mai ein Lager bei Reichenbach. Von da hatte sie nur noch einen kleinen Marsch bis Schweidnitz, das sie am 1. Juni passierte. Das Winterfeldtsche und das Du Moulinsche Korps marschierten als Avantgarde und nahmen die Anhöhen von Striegau diesseits des Striegauer Wassers ein. General Nassau besetzte mit seinem Korps den Nonnenbusch, und die Armee lagerte in der Ebene zwischen Alt-Jauernick und Schweidnitz. Derart war der zwei Meilen breite Raum zwischen Striegau und Schweidnitz von einer fast ununterbrochenen Linie preußischer Truppen besetzt. Die Stellung des Königs war höchst vorteilhaft. General Wallis, der Führer der feindlichen Avantgarde, und Nadasdy erschienen zuerst auf den Anhöhen von Freyburg. Der Prinz<217> von Lothringen war über Landeshut in Schlesien eingedrungen. Von dort hatte er seinen Marsch über Reichenau und Hohen-Helmsdorf fortgesetzt. Von seinem Lager konnte er auf vier Wegen in die Ebene herabsteigen: über Freyburg, Hohenfriedberg, Schweinhaus und Kauder. Der König rekognoszierte das ganze Gebiet, um über das Gelände für die Aufstellung seiner Armee im voraus Bescheid zu wissen. Drei Tage lang wurden die Wege ausgebessert. Kein Hindernis sollte die Preußen aufhalten, dem Feinde entgegenzueilen, sobald er in die Ebene herabkam. Damit benahm man dem Zufall alles, was Voraussicht ihm zu entreißen vermag.

Am 2. Juni hielten die österreichischen und sächsischen Generale Kriegsrat auf dem Galgenberg217-1 bei Hohenfriedberg. Sie konnten von dort zwar die ganze Ebene überschauen, erblickten aber nur kleine Abteilungen des preußischen Heeres; denn die Hauptmacht war durch den Nonnenbusch und durch Schluchten verdeckt, hinter denen sie absichtlich aufgestellt war, um den Feind in Unkenntnis über die Zahl der Preußen zu halten und ihn in dem Glauben zu bestärken, daß er in ein unverteidigtes Land käme. Der Prinz von Lothringen lagerte am folgenden Tage bei dem Dorfe Ölse und gab Wenzel Wallis Befehl, mit seinem Vortrab das Magazin zu Schweidnitz fortzunehmen. Von da sollte er die Preußen bis nach Breslau verfolgen. Der Herzog von Weißenfels erhielt den Auftrag, mit seinen Sachsen Striegau zu nehmen und dann Glogau zu belagern. Der Prinz von Lothringen hatte bei seinem Plane nur vergessen, daß er ein Heer von 70 000 Mann vor sich hatte, das fest entschlossen war, jeden Fußbreit Landes bis aufs Äußerste zu verteidigen. Derart kreuzten sich die Pläne der Österreicher und der Preußen wie entgegenstehende Winde, die Wolken zusammentreiben, deren Zusammenprall Blitz und Donner erzeugt.

Der König besichtigte täglich seine Vorposten. Am 3. war er auf einer Höhe217-2 vor Du Moulins Lager. Von dort konnte er das ganze Blachfeld, die Anhöhen von Fürstenstein und sogar einen Teil des österreichischen Lagers bei Reichenau überschauen. Er hatte sich ziemlich lange auf der Anhöhe aufgehalten, als er in den Bergen eine aufsteigende Staubwolke erblickte, die in die Ebene vorrückte und sich von Kauder nach Rohnstock hinschlängelte. Dann sank der Staub, und man sah deutlich das österreichische Heer, das in acht großen Kolonnen aus dem Gebirge herausgetreten war. Der rechte Flügel lehnte sich an das Striegauer Wasser und zog sich von dort gegen Rohnstock und Hausdorf. Am linken Flügel standen die Sachsen bis Pilgramshain hin. Sofort erhielt Du Moulin Befehl, das Lager um 8 Uhr abends abzubrechen, über das Striegauer Wasser zu gehen und sich auf einem vor der Stadt liegenden Felsen zu postieren. Dort befindet sich ein Topasbruch, der dem Berge den Namen gegeben hat217-3. Die Armee setzte sich um 8 Uhr abends in Bewegung und marschierte unter größter Stille nach rechts in zwei Treffen ab. Selbst das Rauchen war<218> verboten. Die Spitze traf um Mitternacht bei den Striegauer Brücken ein. Dort wurde gewartet, bis alle Korps beisammen waren.

Am 4. Juni um 2 Uhr früh versammelte der König die höchsten Offiziere, um ihnen die Dispositionen für die Schlacht zu geben. Wir würden sie hier übergehen, wäre nicht alles, was mit einer Entscheidungsschlacht zusammenhängt, wichtig. Die Anordnung lautete wie folgt:

„Die Armee marschiert unverzüglich rechts in zwei Treffen ab und geht über das Striegauer Wasser. Die Kavallerie stellt sich in Schlachtordnung dem linken feindlichen Flügel gegenüber, nach Pilgramshain zu. Du Moulin deckt ihren rechten Flügel. Der rechte Infanterieflügel stellt sich neben den linken Kavallerieflügel, den Rohnstocker Büschen gegenüber auf. Die Kavallerie des linken Flügels lehnt sich an das Striegauer Wasser und behält die Stadt Striegau weit im Rücken. Zehn Dragoner- und zwanzig Husarenschwadronen stellen sich als Reserve hinter die Mitte des zweiten Treffens und halten sich zur Verwendung bereit. Hinter jedem Kavallerieflügel steht ein Husarenregiment als drittes Treffen, um bei offenem Gelände den Rücken und die Flanke der Kavallerie zu decken oder zur Verfolgung vorzugehen. Die Kavallerie greift den Feind mit der blanken Waffe ungestüm an, macht während des Gefechts keine Gefangenen und richtet ihre Hiebe nach dem Gesicht. Nachdem sie die feindliche Kavallerie attackiert, geworfen und zerstreut hat, kehrt sie um und fällt der feindlichen Infanterie in die Flanke oder in den Rücken, je nach der Gelegenheit. Die Infanterie rückt im Geschwindschritt gegen den Feind an. Wenn irgend möglich, geht sie mit dem Bajonett vor. Muß gefeuert werden, dann nur auf 150 Schritt. Finden die Generale auf den Flügeln oder vor der Front des Feindes ein Dorf unbesetzt, so nehmen sie es, umstellen es mit Infanterie und benutzen es nach Möglichkeit zur Umfassung der feindlichen Flanke. Es dürfen aber keine Truppen in die Häuser oder Gärten gelegt werden, damit nichts die Verfolgung des geschlagenen Gegners hindert.“

Sobald jeder wieder auf seinem Posten war, setzte sich die Armee in Marsch. Kaum war die Spitze über den Bach, als Du Moulin Meldung sandte, er habe feindliche Infanterie auf einer Anhöhe vor sich erblickt und seine Stellung geändert. Er sei rechts abgebogen und hätte sich auf einer gegenüberliegenden Anhöhe formiert, wodurch er sogar den linken Flügel des Feindes überflügele. Du Moulin war auf die Sachsen gestoßen. Sie hatten Befehl, Striegau zu besetzen, und waren nun sehr erstaunt, Preußen vor sich zu finden. Der König ließ schleunigst eine Batterie von sechs Vierundzwanzigpfündern auf dem Topasberge auffahren. Sie war in der Schlacht von erheblichem Nutzen, da sie große Verwirrung unter den Feinden anrichtete.

Die ganze sächsische Armee eilte zur Unterstützung ihrer Avantgarde heran, die zur Einnahme von Striegau Befehl hatte. Nun donnerten ihr die preußischen Geschütze ganz unerwartet entgegen. Zugleich formierte sich die Kavallerie des rechten preußischen Flügels unter der Batterie. Die Gardesdukorps marschierten neben Du Moulin<219> auf, und die linke Flanke des Flügels stieß an die Rohnstocker Büsche. Zweimal attackierten die Preußen die sächsische Reiterei, dann flüchtete diese in wildem Getümmel. Nun hieben die Gardesdukorps die beiden Infanteriebataillone nieder, auf die Du Moulin bei Beginn der Schlacht gestoßen war. Darauf griffen die preußischen Grenadiere und das Regiment Anhalt die sächsische Infanterie in den Büschen an, wo sie sich zu entwickeln begann, vertrieben sie daraus und verjagten sie auch von einem Damme, wo sie sich wieder sammeln wollte. Von da setzten sie durch einen Teich und gingen gegen das zweite Treffen der Sachsen vor, das auf sumpfigem Boden stand. Der Kampf war noch blutiger als der erste, aber ebenso rasch beendigt. Die Sachsen mußten sich auch hier zur Flucht wenden.

Die sächsischen Generale brachten einige Bataillone wieder zum Stehen und stellten sie auf einer Anhöhe hakenförmig auf, um ihren Rückzug zu decken. Aber die schon siegreiche preußische Reiterei des rechten Flügels tauchte in ihrer Flanke auf, während die preußische Infanterie aus dem Gehölz heraustrat und zum Angriff vorging. Kalckstein stieß noch mit Truppen aus dem zweiten Treffen dazu, das die Sachsen bedeutend überflügelte. Als diese ihre verzweifelte Lage erkannten, warteten sie den Angriff nicht ab, sondern ergriffen schimpflich die Flucht. So wurden sie völlig geschlagen, noch ehe der linke preußische Flügel ganz aufmarschiert war. Es verging noch eine gute Viertelstunde, bevor der linke Flügel mit den Österreichern handgemein wurde.

Der Prinz von Lothringen hatte in seinem Hauptquartier zu Hausdorf die Meldung erhalten, daß man Gewehr- und Geschützfeuer vernähme. Er glaubte schlecht und recht, die Sachsen griffen Striegau an, und legte der Meldung keinen Wert bei. Schließlich meldete man ihm, die Sachsen wären auf der Flucht, und das ganze Blachfeld wimmelte von ihnen. Nun kleidete er sich schleunigst an und gab den Befehl zum Vormarsch. Die Österreicher rückten mit gemessenen Schritten in die Ebene zwischen dem Striegauer Wasser und den Rohnstocker Büschen, die von zahlreichen Grenzgräben zwischen den Bauerngütern durchschnitten wird. Sobald Markgraf Karl und der Prinz von Preußen dem Feinde nahe genug waren, griffen sie ihn so heftig an, daß er zurückwich. Die österreichischen Grenadiere benutzten die genannten Gräben sehr geschickt und hätten ihren Rückzug in guter Ordnung vollzogen, wäre das Regiment Garde nicht zweimal mit gefälltem Bajonett auf sie eingedrungen. Die Regimenter Hacke, Bevern und alle, die im Feuer standen, zeichneten sich durch Tapferkeit aus. Als der Feind vor dem rechten Flügel vertrieben war, ließ der König eine Viertelschwenkung machen, um die Österreicher in der linken Flanke und im Rücken zu fassen. Der rechte Flügel strich durch die Rohnstocker Büsche und Teiche, und als er sie hinter sich hatte und den Feind angriff, hatte der linke preußische Flügel schon beträchtliches Gelände gewonnen.

Die Kavallerie des linken Flügels hatte einen Unfall erlitten. Kaum war Kyau mit seinen zehn Schwadronen über die Brücke des Striegauer Wassers gegangen, als die Brücke einbrach. Kyau entschloß sich zum Angriff auf die feindliche Kaval<220>lerie. General Zieten stieß mit der Reserve zu ihm, warf alles, was ihm Widerstand leistete, vor sich nieder und verschaffte Nassau, der den linken Flügel kommandierte, Zeit, den Bach zu durchwaten. Kaum hatte Nassau seinen Flügel in Reih und Glied gestellt, so griff er die ganze feindliche Reiterei, die er vor sich fand, an und schlug sie in die Flucht. General Polentz trug viel zum Erfolge bei. Er hatte sich mit seiner Infanterie in das Dorf Fehebeutel geschlichen, von wo er die österreichische Kavallerie in der Flanke beschoß und sie durch mehrere Salven erschütterte, sodaß sie leichter geschlagen wurde. Geßler, der das zweite Treffen befehligte, sah, daß es hier keine Lorbeeren zu pflücken gab. Er wandte sich zur preußischen Infanterie, und als er die Österreicher in Unordnung sah, ließ er die Infanterie auseinandertreten, ging durch sie hindurch, formierte sich in drei Kolonnen und stürzte sich mit unerhörtem Ungestüm auf den Feind. Die Bayreuther Dragoner hieben einen großen Teil nieder und nahmen einundzwanzig Bataillone von den Regimentern Marschall, Grünne, Thüngen, Daun, Kolowrat220-1, Wurmbrand220-2 und einem andern Regiment, dessen Name mir entfallen ist, gefangen. Trotzdem viele getötet wurden, betrug die Zahl der Gefangenen doch 4 000 Mann, dazu 66 Fahnen. General Schwerin220-3, der Vetter dessen, der sich bei Jägerndorf hervorgetan hatte, und eine Unmenge von Offizieren, die wir wegen ihrer großen Anzahl nicht aufführen können, erwarben sich hier unsterblichen Ruhm.

Diese Heldentat geschah zur selben Zeit, wo der rechte preußische Flügel dem Prinzen von Lothringen in die Flanke fiel. Damit erreichte die Verwirrung der Österreicher den Höhepunkt. Alles lief auseinander und flüchtete in größter Unordnung nach dem Gebirge. Die Sachsen zogen sich über Bohrau-Seifersdorf zurück. Das Zentrum der Österreicher rettete sich über Kauder und ihr Flügel über Hohenfriedberg, wo zu ihrem Glück Nadasdy und Wallis eingetroffen waren, die den Rückzug deckten. Die Preußen verfolgten sie bis auf die Höhen von Kauder. Dort machten sie halt, um sich zu verschnaufen.

Die Preußen nahmen in der Schlacht insgesamt 4 Generale, 200 Offiziere und 7 000 Gemeine gefangen. Ihre Siegestrophäen bestanden in 76 Fahnen, 7 Standarten, 8 Paar Pauken und 60 Kanonen. Das Schlachtfeld war mit Toten besät. Die Feinde verloren 4 000 Mann, darunter mehrere höhere Offiziere. Der Verlust der Preußen an Toten und Verwundeten betrug kaum 1 800 Mann. Mehrere Offiziere, die in der Schlacht fielen, erwarben sich Anspruch auf die Trauer des Vaterlandes. Unter ihnen befanden sich General Truchseß und die Obersten Massow, Kahlbutz und Döring220-4.

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Das war die dritte Entscheidungsschlacht um den Besitz von Schlesien, aber nicht die letzte. Wenn die Fürsten um Provinzen spielen, bilden die Untertanen den Einsatz. Durch List wurde die Schlacht vorbereitet, aber durch Tapferkeit gewonnen. Wäre der Prinz von Lothringen durch seine selbst getäuschten Spione nicht irregeführt worden, so wäre er niemals so plump in die Falle gegangen. Das bestätigt wieder die alte Lehre, daß man nie von den Grundsätzen der Kriegskunst abweichen und nie die Vorsicht außer acht lassen soll. Ihre peinliche Beobachtung sichert allein den Erfolg. Selbst wenn alles dem Plan eines Heerführers Erfolg verspricht, ist es immer das sicherste, seinen Feind nie so weit zu unterschätzen, daß man ihn für unfähig zum Widerstande hält. Der Zufall behauptet stets sein Recht.

Selbst in dieser Schlacht wäre ein Mißverständnis für die Preußen beinahe verhängnisvoll geworden. Im Anfang zog der König 10 Bataillone des zweiten Treffens unter Kalcksteins Befehl zur Verstärkung Du Moulins vor und schickte einen seiner Adjutanten an den Markgrafen Karl mit dem Auftrage, den Befehl über das zweite Treffen während Kalcksteins Abwesenheit zu übernehmen. Der einfältige Offizier meldete dem Markgrafen aber, er solle das zweite Treffen mit seiner Brigade, die am äußersten Ende des linken Flügels stand, verstärken. Der König merkte das Versehen noch bei Zeiten und machte es schleunigst wieder gut. Hätte der Prinz von Lothringen die falsche Bewegung benutzt, so hätte er den linken Flügel der Preußen, der noch nicht an das Striegauer Wasser angelehnt war, in der Flanke fassen können. So hängt das Schicksal ganzer Staaten und der Feldherrnruhm oft an Kleinigkeiten, und ein einziger Augenblick entscheidet den Erfolg. Aber man muß gestehen, bei der Tapferkeit der Truppen, die bei Hohenfriedberg fochten, lief der Staat keine Gefahr. Kein Korps wurde zurückgeworfen. Von 64 Bataillonen kamen nur 27 ins Feuer und trugen den Sieg davon. Die Welt ruht nicht sicherer auf den Schultern des Atlas, als Preußen auf einer solchen Armee.

Man darf sich nicht wundern, daß die Österreicher nicht nachdrücklicher verfolgt wurden. Die Nacht vom 3. zum 4. war mit dem Anmarsch verbracht worden. Die Schlacht dauerte zwar nicht lange, war aber ohne Unterbrechung sehr anstrengend. Die Munition war verschossen. Bagage, Munition und Lebensmittel waren in Schweidnitz und mußten erst herangeholt werden. Die Korps von Wallis und Nadasdy, die an der Schlacht nicht teilgenommen hatten, bildeten den Nachtrupp der Österreicher. Sie hatten die Anhöhen bei Hohenfriedberg besetzt. Es wäre tollkühn gewesen, sie aus ihrer Stellung vertreiben zu wollen. Die Preußen standen auf der Anhöhe von Kauder, aber die von Hohenfriedberg lag ihnen zur Linken: man durfte also durch unbesonnenes Draufgehen nicht wieder verlieren, was man durch Klugheit gewonnen hatte.

Am nächsten Tage wurden Winterfeldt und Du Moulin zur Verfolgung des Feindes abgeschickt. Sie erreichten den Prinzen von Lothringen bei Landeshut. Er wartete sie nicht ab, hob sein Lager bei ihrem Anmarsche auf und befahl Nadasdy, seinen Rückzug zu decken. Winterfeldt griff Nadasdy an, schlug ihn in die Flucht und ver<222>folgte ihn bis an die böhmische Grenze, nachdem er ihm 200 Mann getötet und 130 Gefangene gemacht hatte. Du Moulin bezog das von den Österreichern geräumte Lager. Nach dem Siege bei Hohenfriedberg berief der König Cagnony, seinen Gesandten in Dresden, ab. Bülow222-1, der diplomatische Vertreter Polens in Berlin, mußte abreisen, ebenso der sächsische Resident in Breslau. Der König erklärte, daß er den Einfall der Sachsen in Schlesien als offenen Bruch ansähe.

Die Armee folgte am 6. dem Du Moulinschen Korps und rückte nach Landeshut. Als der König dort eintraf, umringte ihn eine Schar von zweitausend Bauern und bat ihn um Erlaubnis, alle Katholiken in der Gegend totschlagen zu dürfen. Ihre Erbitterung kam von den harten Verfolgungen, welche die Protestanten zur österreichischen Zeit von der Geistlichkeit erdulden mußten. Man hatte den Lutheranern ihre Kirchen genommen und sie katholischen Priestern gegeben, die im ganzen Dorfe die einzigen ihres Glaubens waren. Der König war weit entfernt, ihnen eine so grausame Erlaubnis zu erteilen. Er ermahnte sie vielmehr, sich nach den Geboten der Heiligen Schrift zu richten, die zu segnen, die ihnen fluchten, und für ihre Verfolger zu bitten, um in das Himmelreich zu kommen. Die Bauern antworteten, er habe recht, und standen von ihrem grausamen Vorhaben ab.

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Die Avantgarde rückte bis Starkstadt. Dort erfuhr sie, daß die Feinde Trautenau geräumt hätten und sich nach Jaromircz hinzögen; worauf sie sich bei Skalitz postierte. Die Armee nahm den Weg über Friedland und Nachod, der für die Verpflegung bequemer war. Dann trat sie aus dem Gebirge hervor und breitete sich längs der Mettau aus. Das ist ein kleiner Bach mit steilen Ufern, der von Neustadt kommt und bei Pleß in die Elbe mündet.

Das österreichische Lager war hinter der Elbe zwischen Smirschitz und Jaromircz. Nadasdy, dessen Korps etwa 6 000 Mann stark war, machte Miene, der preußischen Vorhut den Übergang über die Mettau zu verwehren. Aber Lehwaldt vertrieb die Ungarn ohne Blutvergießen, ging über den Bach und lagerte sich eine Viertelmeile vom jenseitigen Ufer.

Am Tage darauf rückte die um 11 Bataillone verstärkte Avantgarde auf Kralova-Lhota, wo der König sich an ihre Spitze stellte und bis Königgrätz vorging. Hier besetzte er das Gelände zwischen Rusek, das nach der Elbe zu liegt, und Diwetz, einem Ort an der Adler. Das ist ein Bach, der aus dem Glatzer Gebirge kommt und bei Königgrätz in die Elbe mündet. Die Armee lagerte eine Viertelmeile hinter der Avantgarde unter dem Befehl des Erbprinzen Leopold. Durch diese Bewegungen wurde der Prinz von Lothringen gezwungen, sich Königgrätz zu nähern. Er postierte sich auf einer Anhöhe an der Mündung der Adler in die Elbe, den Preußen gegenüber. Sein rechter Flügel stand an einen Sumpf gelehnt, sein linker bog sich nach Pardubitz zurück. Im Rücken hatte er einen zwei Meilen großen Wald, der sich bis Holitz ausdehnt. Durch drei über die Adler geschlagene Brücken hatte er die Verbindung mit Königgrätz hergestellt, wo er ein Detachement von 800 Mann stehen hatte. Er ließ vor der Stadt auf einer kleinen Anhöhe eine Schanze aufwerfen, die den Anmarsch der Preußen verhinderte. In dieser Stellung war er unangreifbar. Der König begnügte sich damit, die Städte Jaromircz und Smirschitz mit Infanterie und die Elbufer mit Dragoner- und Husarenabteilungen zu besetzen, um die Beitreibung der Fourage zu decken. Wie die beiden Heere so um Königgrätz herumstanden, konnte man sie für ein und dasselbe Korps halten, das die Stadt belagerte. Jedenfalls war sowohl die Avantgarde wie das Gros der Preußen in so günstiger Stellung, daß der Feind ihnen nichts anhaben konnte. Man hätte allerdings einen Handstreich gegen Königgrätz ausführen können; aber was hätte man dabei gewonnen? Die Stadt besaß weder Festungswerke noch Magazine, und früher oder später hätte man sie doch verlassen müssen. Es wäre also unnützes Blutvergießen gewesen.

Oberflächliche Beurteiler glaubten, der König hätte in seiner günstigen Lage den zu Neiße entworfenen Feldzugsplan ändern und seine Vorsätze mit den Erfolgen erweitern müssen. Dem aber war nicht so. Die Schlacht bei Hohenfriedberg hatte Schlesien gerettet, der Feind war geschlagen, doch nicht völlig vernichtet. Vor allem aber hatte die Schlacht die böhmischen Gebirge, über welche die Lebensmittel für die Armee kommen mußten, nicht aus der Welt geschafft. Im Jahre 1744 hatte man die<224> Proviantwagen verloren, und so konnten die Lebensmittel dem Lager nur auf schlesischen Bauernwagen zugeführt werden. Seit dem Abmarsche des Markgrafen Karl aus Oberschlesien hatten die Ungarn die Festung Kosel überrumpelt (26. Mai). Sie wagten sich auf ihren Streifzügen bis in die Nähe von Schweidnitz und Breslau und waren im Begriff, sich hinter die Armee zu schieben und ihr die Lebensmittel abzuschneiden. Zudem konnte sich der König nicht weiter als zehn deutsche Meilen von Schweidnitz entfernen, von wo er nur alle fünf Tage Lebensmittel erhielt. Hätte er den Kriegsschauplatz nach Sachsen verlegt, so hätte er Schlesien der Willkür der Österreicher preisgegeben. Alle diese wichtigen Gründe bewogen den König, seinem ersten Plane treu zu bleiben, nämlich die böhmischen Grenzen kahl zu essen, damit der Feind dort nicht überwintern konnte.

Die Franzosen machten noch einige Versuche, dem König von Polen die Kaiserkrone, der er längst entsagt hatte, als Lockspeise anzubieten. Für Preußen bot nur noch eine Unterhandlung Vorteil: die mit England. Durch sie allein konnte der Friede mit der Königin von Ungarn zustande kommen. Der König von England war damals in Hannover und hatte Lord Harrington mitgenommen. Der junge Graf Podewils, preußischer Gesandter im Haag, erhielt Befehl, nach Hannover zu reisen, um das Terrain zu sondieren und die Gesinnung Lord Harringtons und des Hofes zu erforschen.

Was die Kriegsoperationen betraf, so ward beschlossen, sich solange wie möglich in Böhmen zu halten, die besten Lager sorgfältig auszusuchen und die Truppen nicht unnötig auszusetzen, zumal Nassau nach Oberschlesien detachiert werden sollte, um Kosel zurückzuerobern. Bei jeder Gelegenheit sollten scheinbare Offensivbewegungen ausgeführt werden, um dem Feinde zu imponieren und ihm die Absicht zu verbergen, daß man nichts dem Zufall überlassen wollte. Nassau marschierte am 25. Juni mit 12 000 Mann nach Oberschlesien ab. Er ging über Glatz und Reichenstein und warf die Ungarn auf Neustadt zurück, von wo er sie unter Verlusten weitertrieb. Dann rückte er gegen Kosel vor und traf alle Anstalten zur Belagerung. Die Festung war durch die Schurkerei eines desertierten Offiziers der Besatzung gefallen. Der Verräter hatte den Feinden hinterbracht, daß der Graben noch nicht ganz fertig sei, und die Stelle an der Spitze einer Bastion angegeben, wo man durchwaten könnte. Er führte 2 000 Panduren durch den Graben, erstieg die Bastion und die Festung, deren Kommandant Foris war. Einige Mannschaften wurden niedergehauen, der Rest, 350 Mann stark, geriet in Gefangenschaft. Das geschah zwei Tage nach dem Abmarsch des Markgrafen Karl aus Oberschlesien.

Während Nassau derart in Oberschlesien beschäftigt war, gab sich der König alle Mühe, seine Truppen in Böhmen zu halten. Zu dem Zwecke detachierte er seine schwere Kavallerie gegen Opotschno, eine halbe Meile links von den beiden preußischen Heeresabteilungen. Sie beunruhigte den Prinzen von Lothringen Nacht für Nacht, um seine Standhaftigkeit, die sich nicht selten verleugnete, auf die Probe zu stellen, und<225> auch, um ihn in der Meinung zu bestärken, daß der König einen großen Schlag plane, den er unversehens ausführen wolle. Vier Wochen lang wurden die Österreicher so in Alarm erhalten. Der König hatte zur Linken ein Detachement bei Hohenbruck stehen. Das machte die Feinde besorgt: sie fürchteten, im Rücken angefallen zu werden. In der Tat konnten die Preußen auf Reichenau und Hohenmauth rücken. Dann wäre der Prinz von Lothringen gezwungen gewesen, Mähren zu decken, von wo er seine Lebensmittel bezog. Seine Magazine lagen staffelweise hintereinander. Das nächste war in Pardubitz, dahinter eines in Chrudim und weiter nach Mähren zu ein drittes in Deutsch-Brod. Mit diesem Vorstoß hätte man die ganze Verpflegung der Österreicher gestört und das Heer des Königs ins Land des Überflusses geführt; denn er konnte sein Mehl dann, statt aus Schweidnitz, aus Glatz beziehen, was ebenso gut ging. Wollte der König aber lieber etwas nach rechts unternehmen, so konnte er unweit von Smirschitz über die Elbe gehen und das gute und sehr günstige Lager bei Chlum beziehen. Dahinter lagen weite Ebenen, die ihm Fourage im Überfluß lieferten. Dort machte er die Österreicher um Pardubitz besorgt und schnitt gewissermaßen auch die Verbindung der Sachsen mit der Lausitz ab. Der letzte Plan wurde dem andern vorgezogen, vornehmlich im Hinblick auf die Sachsen, denn der König hatte Wind bekommen, daß Graf Brühl etwas wider die Kurmark im Schilde führte.

Um dem Feinde seine Absichten besser zu verbergen, detachierte der König Winterfeldt mit 3 000 Mann ins Lager von Reichenau, während die Armee rechts abschwenkte, um unweit von Jaromircz über die Elbe zu gehen. Dort stießen alle Detachements wieder zu ihr. Die Hauptarmee lehnte sich mit ihrem rechten Flügel an ein Gehölz jenseits Chlum, wo man einen Verhau anlegte. Ihr linker Flügel stieß bei dem Dorfe Nechanitz an die Elbe. Außerdem hatte sie den Vorteil, daß das Lager von einem Ende bis zum andern auf beherrschenden Höhen stand. Du Moulin ging mit 6 Bataillonen und 40 Schwadronen wieder über die Mettau zurück und postierte sich bei Skalitz, zur Sicherung der Zufuhr der Lebensmittel zwischen Jaromircz und Neustadt, wo ein Bataillon Besatzung stand.

Vielleicht wäre es besser gewesen, den erstgenannten Plan auszuführen. Später erfuhr man, daß der Herzog von Weißenfels dem Prinzen von Lothringen nicht nach der mährischen Grenze gefolgt wäre. Von Reichenau bis Glatz sind nur fünf Meilen, von Chlum nach Schweidnitz dagegen zehn, eine Entfernung, die den Transport der Lebensmittel mühsamer und schwieriger gestaltete. Doch die Menschen begehen Fehler, und wer die wenigsten begeht, ist denen überlegen, die mehr machen.

Solange die Armee bei Chlum stand, benutzten Freund wie Feind die Zeit nur zum Fouragieren und zur Aussendung von Streifkorps, um den Gegner am Fouragieren zu hindern. Unter allen österreichischen Offizieren zeichnete sich nur der Oberst Dessewffy im Kleinkriege aus. Er machte einige Handstreiche, die aber durch die häufigen Beutezüge der preußischen Streifkorps vergolten wurden, die Fouqué aus Glatz den Österreichern in den Rücken schickte.

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In Smirschitz stand ein vorgeschobener Posten, der eine neue Kriegslist erfand, um die Ungarn abzuschrecken. Die kamen häufig heran und beschossen eine Schanze und eine bei der Elbbrücke stehende Schildwache. Es ist ein kleiner Spaß, der dem Leser nach so vielen ernsten Dingen etwas Erholung bereiten wird. Einige Wachen waren von den Panduren verwundet worden. Die Kalcksteinschen Grenadiere kamen auf den Einfall, einen Gliedermann anzufertigen, den sie als Grenadier anzogen und an Stelle der Schildwache aufstellten. Sie bewegten die Puppe durch Schnüre, sodaß man sie in einer gewissen Entfernung für einen Menschen halten konnte. Zugleich versteckten sie sich in dem nahen Gesträuch. Die Panduren kommen an und schießen. Der Gliedermann fällt um. Sie wollen über ihn herfallen. Da dringt Heftiges Feuer aus dem Gehölz, die Grenadiere werfen sich auf die Panduren und nehmen alle, die sie verwundet haben, gefangen. Fortan wurde der Posten in Ruhe gelassen.

Kehren wir jedoch zu wichtigeren Dingen zurück. Seit der Schlacht von Hohenfriedberg hatte der Prinz von Lothringen bei seinem Hofe immerfort auf Verstärkung gedrungen. Man schickte ihm nun acht Regimenter. Sie kamen teils aus Bayern, teils von der Rheinarmee, teils von der Besatzung von Freiburg, die man eben mit den Franzosen ausgewechselt hatte. Aber während die Verstärkungen anlangten, marschierte der Herzog von Weißenfels ab und ließ von den 24 000 Sachsen nur 6 000 Mann zurück. Der Grund seines Rückzuges war folgender. Der König von Preußen hatte erfahren, daß der König von Polen in Unterhandlung mit den Bayern stände, um gegen Subsidien 6 000 Mann von ihnen in seine Dienste zu nehmen. Dieses Korps hätte durch einen Einfall in Brandenburg eine schlimme Diversion machen können. Die Wege zur Aussöhnung mit Sachsen waren gesperrt. Das einzige Mittel, den Dresdener Hof in Schach zu halten, war, ihn einzuschüchtern. Deshalb zog der Fürst von Anhalt seine Truppen bei Halle zusammen. Dort wurde er durch vier Regimenter Infanterie und drei Kavallerieregimenter verstärkt, die Geßler ihm aus Böhmen zuführte. Die Sachsen konnten darauf gefaßt sein, daß der Fürst von Anhalt offensiv gegen sie vorgehen würde. Sein Korps war stark genug, sie zu überwältigen. Zugleich erschien ein Manifest, worin der König erklärte, daß er nach dem Beispiel der Königin von Ungarn, welche die Verbündeten und Hilfstruppen des verstorbenen Kaisers, die Hessen, Pfälzer und Preußen, als Feinde behandle, sich gleichfalls für berechtigt halte, die Sachsen als Bundesgenossen der Königin von Ungarn wie Feinde zu behandeln und ihnen all das Leid zu vergelten, das sie den Staaten des Königs zugefügt hätten oder zuzufügen beabsichtigten. Der Fürst von Anhalt hatte schon den Arm erhoben. Er war im Begriff, zuzuschlagen, als die Unterzeichnung des Vertrags zu Hannover226-1 den Streich aufhielt.

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Man darf nicht vergessen, daß die Franzosen auch nicht einen Artikel des Versailler Traktates erfültt hatten. Sie verweigerten Preußen alle Hilfe. Durch den Rückzug des Prinzen Conti war der Kaiserthron dem ersten besten preisgegeben und jedes Band zerrissen, das die Franzosen mit den deutschen Fürsten verknüpfte. Zu all diesen Gründen trat noch ein stärkerer: die völlige Erschöpfung der preußischen Finanzen. Alles zusammen bewog den König zu Friedensverhandlungen. Der Vertrag von Hannover hatte den Breslauer Frieden zur Grundlage. Außerdem verpflichtete sich König Georg, ihm die Garantie von seiten aller europäischen Mächte bei dem allgemeinen Friedensschluß zu verschaffen. Der König von Preußen versprach dafür, den Großherzog von Toskana als Kaiser anzuerkennen. Georg hatte lange zwischen seinen hannöverschen Ministem und Lord Harrington geschwankt. Endlich unterzeichnete er das Abkommen am 22. September.

Es hatte damals den Anschein, als ob die Herstellung des Friedens im Reiche unmittelbar auf den Vertrag von Hannover folgen sollte. Aber es genügte nicht, die Leidenschaften des Königs von England zu beruhigen. Es gab noch weit unversöhnlichere Feinde, welche die aufstrebende preußische Macht niederdrücken wollten. Brühl in Dresden und Bartenstein in Wien hielten den Augenblick für gekommen und wollten die nach ihrer Meinung vorteilhaften Umstände benutzen. Die Kaiserkrone erhöhte noch den Übermut des Wiener Hofes, und die Begierde, sich in die Beute eines Feindes zu teilen, gab dem Dresdener Hof Standhaftigkeit.

Vielleicht ist zum Verständnis des Zusammenhanges eine Darstellung erwünscht, auf welche Weise die Kaiserwürde wieder an das neue Haus Österreich kam. Nach dem Frieden zu Füssen war Ségur am Neckar entlang gezogen, um sich mit dem Prinzen Conti zu vereinigen. Batthyany folgte ihm quer durch das Reich, um zu dem bei Weilburg stehenden Korps des Herzogs von Aremberg zu stoßen. Jetzt hätte Frankreich alles aufbieten müssen, um die Vereinigung zu verhindern, aber es ging nicht ehrlich zu Werke. Der ganze Krieg war unter dem Vorwand geführt worden, die Kaiserwürde nicht an das neue Haus Österreich kommen zu lassen. Frankreich mußte seine Truppen also in der Gegend von Frankfurt zusammenziehen. Dann hätte es die Kaiserwahl nach seinem Willen lenken können. Es mußte den Prinzen Conti ermächtigen, den Herzog von Aremberg aus der Umgegend zu vertreiben, vor allem aber mußte es Arembergs Vereinigung mit Batthyany verhindern; denn durch sie erhielten die Österreicher ein bedeutendes Übergewicht über die Franzosen.

Ludwig XV. und Prinz Conti hatten dem König von Preußen mehrfach brieflich versichert, sie würden der Wahl des Großherzogs selbst auf die Gefahr einer Schlacht hin entgegentreten. Doch das waren nur schöne Worte! Die Schlacht wurde nicht geliefert, und Prinz Conti mußte 15 000 Mann nach Flandern abgeben227-1. Graf Traun erhielt den Oberbefehl über die Armee im Reich. Er detachierte Bernklau und ließ<228> ihn bei Biebrich über den Rhein gehen. Prinz Conti wurde dadurch besorgt. Er sprengte seine Brücke bei Aschaffenburg, ließ die Brücke bei Höchst abbrechen und zog sich über Gerau auf den Rhein zurück. Der Großherzog kam persönlich zur Armee. Traun ging bei Flörsheim über den Main, Bernklau schlug einige Freikompanien des Prinzen Conti bei Oppenheim. Nun hielten die Franzosen nicht mehr stand. Prinz Conti wich bei Gernsheim und bei Rheintürkheim über den Fluß zurück (19. Juli). Seine Bagage wurde von den Feinden weggenommen, die ihm auf dem Rückzuge hart zusetzten. Er lagerte sich bei Worms hinter dem Osthofener Bach und zog sich von da auf Mutterstadt zurück, wo er den für die französischen Waffen wenig ruhmvollen Feldzug beschloß.

Contis Rückzug war das Signal für den Ausbruch eines allgemeinen Taumelgeistes unter den Reichsfürsten, die nun gänzlich dem Hause Österreich zufielen. Angesichts des Hochmuts und der Tyrannei, womit Österreich von jeher in Deutschland geschaltet hat, erstaunt man mit Recht, daß es noch so niedrige Sklaven gab, die sein hartes Joch gern auf sich nahmen. Trotzdem war die Mehrzahl der deutschen Fürsten so gesinnt. Der König von England hatte das ganze kurfürstliche Kollegium in seinem Solde; er war Herr des Reichstages. Der Kurfürst von Mainz228-1 verdankte dem Hause Österreich sein Glück und war das blinde Werkzeug seines Willens. Nach altem Brauche beruft der Älteste des kurfürstlichen Kollegiums die Kurfürsten zur Kaiserwahl. Nach Karls VII. Tode versah der Mainzer dieses Geschäft. Er setzte die Eröffnung des Wahltages auf den 1. Juni fest. Freiherr von Erthal wurde mit der Einladung der Kurfürsten betraut. Er ging nach Prag und ließ dem Königreich Böhmen die gleiche Einladung wie den andern Kurfürsten zukommen, ganz gegen die Beschlüsse des letzten Wahltages, nach denen die böhmische Wahlstimme ruhen sollte.

Zu Anfang des Jahres 1745 hatte man sowohl in Wien wie in Hannover gefürchtet, das Heer des Prinzen Conti möchte durch sein Erscheinen bei Frankfurt verhindern, daß die Anhänger des Großherzogs von Toskana ihre Stimme für ihn abgaben. Man hatte deshalb die Absicht, den Wahltag in Erfurt abzuhalten. Auch das verstieß gegen die Grundgesetze des Reiches, besonders gegen die Goldene Bulle; aber die Feigheit der Franzosen bewahrte die Königin von Ungarn vor dieser Übertretung.

Der Wahltag trat also am 1. Juni in Frankfurt zusammen. Frankreich schloß den Großherzog von Toskana aus. Aber das Heer des Prinzen Conti, das Frankreichs Veto hätte unterstützen sollen, war bereits verschwunden: ein schweigendes Eingeständnis der Ohnmacht, durch das Frankreich sich alle seine Verbündeten entfremdete. Der brandenburgische und der pfälzische Gesandte228-2 überreichten dem Reichstag eine Denkschrift, worin die Prüfung folgender drei Punkte beantragt ward:

1. Sind alle vom Kurfürsten von Mainz geladenen Gesandten zur Abgabe ihrer Stimme berechtigt?

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2. Genießen ihre Höfe die in der Goldenen Bulle geforderte Freiheit?

3. Haben nicht einige von ihnen durch Versprechungen oder Bestechungen sich dieser Freiheit begeben?

Der erste Punkt betraf den Gesandten Böhmens, der nicht zugelassen werden sollte. Der zweite bezog sich auf den pfälzischen Gesandten, dessen Sekretär vor den Toren Frankfurts von den Österreichern rechtswidrig aufgehoben war. Im dritten Falle befand sich fast das ganze kurfürstliche Kollegium.

Die beiden Gesandten legten schließlich gegen die Wahlversammlung Verwahrung ein und erklärten sie so lange für unrechtmäßig, als bis ihre Beschwerden abgestellt wären. Danach zogen sie sich zurück. Wie ein unrechter Schritt stets andre zur Folge hat, so überstieg die österreichische Kabale nun alle Schranken des Anstandes. Ohne Rücksicht auf den erwähnten Protest wurde die Kaiserwahl auf den 13. September festgesetzt. Der brandenburgische und der pfälzische Gesandte begaben sich nun nach Hanau unter erneutem Einspruch gegen die gesetzwidrige und parteiische Wahlversammlung, deren Beschlüsse und Maßnahmen sie für null und nichtig erklärten.

Zur großen Befriedigung des Königs von England und der Königin von Ungarn wurde der Großherzog von Toskana am 13. September gewählt. Nun entstand die Frage, ob es für den König von Preußen vorteilhafter war, den neuen Kaiser einfach anzuerkennen oder völlig mit ihm zu brechen, indem er weder die Wahl noch den Gewählten anerkannte. Der König hielt die rechte Mittelstraße zwischen beiden Extremen ein: er hüllte sich in tiefes Schweigen. Konnte er doch Frankreich nicht bewegen, das zu Frankfurt Geschehene umzustoßen, und wenn er andrerseits den Kaiser ohne weiteres anerkannte, so behielt er keinen Trumpf in der Hand, den er beim Friedensschluß ausspielen konnte.

Die Königin von Ungarn sonnte sich zu Frankfurt bereits im Glanze der Kaiserkrone, die sie ihrem Gemahl mit solcher Mühe aufs Haupt gesetzt hatte. Sie überließ dem Kaiser den äußeren Prunk und behielt die Macht für sich. Ja, sie hörte es nicht ungern, wenn man sagte, der Großherzog sei nur das Schattenbild der Kaiserwürde, sie aber deren Seele. Sie zeigte sich zu Frankfurt in ihrem ganzen Stolz und Übermut, behandelte die Fürsten wie ihre Untertanen, ja, gegen den Prinzen Wilhelm von Hessen229-1 war sie mehr als unhöflich. In ihren Reden erklärte sie öffentlich, sie wolle lieber ihren Rock am Leibe als Schlesien missen. Vom König von Preußen sagte sie, er besäße zwar einige große Eigenschaften, verdunkle sie aber durch Wankelmut und Ungerechtigkeit.

Der König hatte durch geheime Sendboten einige Andeutungen über den Frieden fallen lassen, die aber sämtlich verworfen wurden. Die Standhaftigkeit der Kaiserin artete bisweilen in Starrsinn aus. Sie war von der Kaiserwürde, die sie wieder an ihr Haus gebracht hatte, wie berauscht. Sie sah nur lachende Perspektiven und glaubte<230> ihrer Hoheit etwas zu vergeben, wenn sie mit einem Fürsten, den sie der Rebellion beschuldigte, wie mit ihresgleichen unterhandelte. Zu dem Motiv der Eitelkeit traten noch die triftigeren Gründe der Staatsräson. Seit Ferdinand I. galt es als Grundsatz des Hauses Österreich, den Despotismus in Deutschland einzuführen. Nichts stand also dieser Absicht mehr im Wege, als wenn man zugab, daß ein Kurfürst zu mächtig wurde, daß ein König von Preußen, durch Teile vom Erbe Kaiser Karls VI. bereichert, seine Macht dem österreichischen Ehrgeiz entgegensetzte und die Freiheit des Deutschen Reiches zu nachdrücklich gegen Österreich verfocht. Das war es, was den Wiener Hof in Wirklichkeit abhielt, dem Vertrag von Hannover beizutreten.

Der König von Polen hatte andre Gründe. Ihm lag vor allem daran, seinem Hause die polnische Krone zu erhalten, und um sie sich desto besser zu sichern, wollte er den Krieg benutzen, um durch Eroberungen in Schlesien eine Verbindung zwischen Sachsen und Polen herzustellen. Sein Ehrgeiz ging darauf aus, das Herzogtum Glogau und, wenn möglich, noch mehr zu erlangen. Brühl hielt den König von Preußen schon für verloren und wollte deshalb von keinem Vergleich hören.

An den mehr oder minder begründeten Hoffnungen des Wiener und Dresdener Hofes lag es also, daß die Konvention zu Hannover damals keinen Frieden zwischen den drei kriegführenden Mächten zur Folge hatte. Indes wiegte sich der König von England in der Hoffnung, die Kaiserin und den König von Polen durch Beharrlichkeit umzustimmen. Er machte dem König von Preußen in dieser Hinsicht die verlockendsten Versprechungen, und so wurde die Unternehmung gegen Sachsen einstweilen aufgeschoben. Außerdem wäre es unter solchen Umständen nicht ratsam gewesen, die Lage noch mehr zu verwirren und noch einen neuen Krieg anzufangen. Die Mäßigung des Königs von Preußen mußte seine Feinde beschämen, die ihn durch Verleumdung bei allen Fürsten Europas verhaßt zu machen suchten.

Der König ließ die Sachsen also in Ruhe, führte aber den Krieg gegen die Kaiserin-Königin mit allem Nachdruck fort. Denn man soll nicht wähnen, einen Feind nachgiebig zu stimmen, indem man ihn mit den Waffen in der Hand glimpflich behandelt. Nur Siege führen zum Frieden. Deshalb wurde Nassau auch zur Beschleunigung seiner Operationen gedrängt. Kosel leistete ihm nur schwachen Widerstand. Er eröffnete die Laufgräben auf der unteren Oderseite. Zufällig gerieten ein paar Häuser in Brand, und der Kommandant wurde dadurch gezwungen, sich am 6. September zu ergeben. Nassau nahm in Kosel 3 000 Kroaten gefangen und verlor bei der Belagerung selbst nur 45 Mann. Nachdem er die Stadt verproviantiert und 1 200 Mann zur Besatzung zurückgelassen hatte, rückte er mit seinem kleinen Heere nach Troppau. Von dort aus setzten seine Streifkorps einige mährische Kreise in Kontribution, auch hatte er Scharmützel mit den Ungarn, die er sämtlich zu seinem Vorteil und Ruhm bestand.

Doch es ist Zelt, nach Böhmen zurückzukehren. Die preußische Armee stand bei Chlum und die österreichische bei Königgrätz. Zweimal machten die Feinde den Ver<231>such, das Städtchen Neustadt, wo Major Tauentzien231-1 befehligte, mit Gewalt zu nehmen. Jedesmal wurden sie durch die Tapferkeit des verdienstvollen Kommandanten zurückgeschlagen. Der Posten war sehr wichtig, weil er die Verbindung mit Schlesien sicherte. Der Prinz von Lothringen schätzte die Verstärkung durch die neuen Hilfstruppen höher ein als den Verlust, den er durch den Abzug der Sachsen erfuhr. Er ging über die Adler und bezog das frühere preußische Lager zwischen Königgrätz und Kralova-Lhota. Die Preußen änderten infolgedessen ihre Stellung, sodaß sie die Elbe vor ihrer Front hatten und sich mit ihrem rechten Flügel an Smirschitz, mit dem linken an Jaromircz lehnten. Du Moulin behielt seinen Posten bei Skalitz, und General Lehwaldt besetzte die Anhöhen bei Pleß an der Mündung der Mettau in die Elbe, sodaß die Preußen beide Flüsse in ihrer Gewalt hatten.

Der französische Gesandte Marquis Valory hatte sich in der Vorstadt von Jaromircz einquartiert. Man riet ihm, lieber in die Stadt zu kommen, aber er hörte nicht darauf. Ein österreichischer Freischarenführer namens Franquini stand mit dem Wirte des Marquis in geheimem Einverständnis. Er versuchte, Valory aufzuheben, schlich sich zwischen Scheunen und Gärten heran, fing aber aus Versehen den Sekretär anstatt des Gesandten. Der Sekretär, namens Darget, hatte die Geistesgegenwart, alle Papiere zu zerreißen. Er opferte sich für seinen Herrn, indem er sich für Valory ausgab. Erst als Franquini dessen nicht mehr habhaft werden konnte, sagte er die Wahrheit231-2.

Die Stellung der Preußen war unangreifbar. Selbst wenn der Prinz von Lothringen einen Übergang über die Mettau hätte versuchen wollen, konnte der König<232> auf vielen über die Elbe geschlagenen Brücken dem Feind in den Rücken fallen und ihn von Königgrätz abschneiden. Er hatte nur einige Sorge wegen der Lebensmittel, weil nämlich Franquini sich in einem Walde eingenistet hatte, der im Volksmunde das Königreich Silva hieß und der zwischen den Straßen nach Braunau, Starkstadt und Trautenau lag. Aus diesem Schlupfwinkel überfiel Franquini alle Zufuhren, die aus Schlesien kamen. Jeder Transport mußte eine kleine Schlacht liefern, und oft mußte Hilfe gesandt werden. Das ermüdete die Truppen, und man kriegte sein Brot nur mit dem Säbel in der Faust.

Inzwischen begann auch die Kaiserin-Königin des ergebnislosen Krieges müde zu werden. Der König von England drängte sie zum Frieden. Aber bevor sie den Kampf aufgab, wollte sie noch einmal ihr Glück versuchen. Sie gab dem Prinzen von Lothringen strikten Befehl, die Offensive zu ergreifen und den Preußen bei guter Gelegenheit eine Schlacht zu liefern. Zur Unterstützung bei diesem wichtigen Unternehmen gab sie dem Prinzen eine Art von Kriegsrat bei: den Herzog von Aremberg und den Fürsten Lobkowitz. Damit glaubte sie für alles gesorgt zu haben. Sie hoffte nun, das Glück, das ihr zu Frankfurt bei der Kaiserwahl gelächelt hatte, würde sie auch in Böhmen auf dem Schlachtfelde nicht verlassen. Im preußischen Lager erfuhr man bald, daß Aremberg und Lobkowitz ins österreichische Lager gekommen waren, und erriet ungefähr die Absichten der Kaiserin. Fürst Lobkowitz war von heftigem und ungestümem Charakter. Er wollte beständig angreifen und raufen. Täglich schickte er Husaren zu Scharmützeln aus, oft sehr zur Unzeit, und war empört, wenn Nadasdy oder Franquini eine Schlappe erlitten. Der Prinz von Lo-thringen kannte die Preußen von den drei Feldzügen, die er gegen sie geführt hatte. Er hätte den Kleinkrieg dem großen Schlage vorgezogen, den man jetzt von ihm verlangte. Er hätte sich damit begnügt, dem Feinde die Lebensmittel abzuschneiden, ihn langsam auszuhungern und eine Menge kleiner Erfolge davonzutragen, die alle zusammen so viel wert sind wie die größten Siege. Was den Herzog von Aremberg betrifft, so war er altersschwach und verlebt und stimmte stets dem zu, der das letzte Wort hatte.

Die beiden Heere standen sich nur auf halbe Kanonenschußweite gegenüber. Täglich sah der König von seinem hochgelegenen Zelte aus, wie die feindlichen Generale seine Stellung rekognoszierten. Man hätte sie für Astronomen halten können, denn sie beobachteten die Preußen mit großen Fernrohren. Dann beratschlagten sie miteinander. Aber sie vermochten nichts gegen das Lager, das zu vorteilhaft lag und zum Erstürmen zu stark war.

Bald beunruhigten die Feinde den General Lehwaldt. 1 500 Panduren gingen bei Nacht über die Mettau und verschanzten sich auf einer Anhöhe in der Nähe der preußischen Stellung. Ein Schwarm leichter Truppen sollte ihnen folgen. Lehwaldt ließ ihnen keine Zeit dazu. Er rückte ihnen mit zwei Bataillonen entgegen, vertrieb sie mit gefälltem Bajonett aus ihrer Schanze, nahm 40 Mann gefangen und ließ<233> sie durch Husaren verfolgen. Die Mettaubrücke brach bei ihrer wilden Flucht, und viele Panduren ertranken (11. September). Durch Lehwaldts tapfere Tat wurde es den Österreichern unmöglich, Verbindung mit Franquini zu bekommen. Sonst wäre den Preußen in ihrem Lager die Zufuhr abgeschnitten worden.

Fürst Lobkowitz ließ sich durch das Mißlingen mehrerer Pläne nicht abschrecken. Er machte beständig neue Projekte und versuchte zum dritten Male, sich Neustadts zu bemächtigen. Die Stadt wurde am 7. September von 10 000 Mann berannt. Der König erhielt erst am 12. Nachricht davon und schickte sofort Du Moulin und Winterfeldt zu Hilfe. Letzterer erzwang sich mit 300 Mann Infanterie vom Regiment Schwerin den Weg durch ein Gehölz, das von 2 000 Panduren verteidigt wurde. Die Ungarn verloren zwei Kanonen und wurden in eine tiefe Schlucht geworfen, die hinter ihrer Front lag. Beim Anmarsch der Preußen hoben die Österreicher die Belagerung von Neustadt auf und gingen über die Mettau in ihr Lager zurück. Tauentzien hatte sich in dem elenden Nest mit seinen an vielen Stellen geborstenen Mauern noch fünf Tage nach Eröffnung der Laufgräben gegen 10 000 Belagerer gehalten; diese hatten ihm in den beiden letzten Tagen sogar die Wasserleitungen abgeschnitten, welche die Stadtbrunnen speisten, und die Mauern mit zehn Kanonen beschossen, sodaß ein großes Stück einstürzte. Festungen, die von Vauban und Coehoorn angelegt sind, haben sich verhältnismäßig nicht so lange gehalten wie das schlecht befestigte Neustadt. Die Widerstandskraft einer Festung liegt also nicht ausschließlich in der Stärke ihrer Verteidigungsanlagen, sondern ebensosehr in der Tapferkeit und Umsicht des Kommandanten. Seit das Wasser fehlte, war Neustadt nicht länger zu halten. Gab man es aber auf, so war die Zufuhr der Lebensmittel gefährdet. Indes war die ganze Gegend ausfouragiert. Es wurde also Zeit, die Stellung zu wechseln. Die Mauern von Neustadt wurden zuvor zerstört.

Am 18. September ging die Armee bei Jaromircz über die Elbe und lagerte bei Chwalkowitz, ohne daß der Feind irgendwie Miene machte, Widerstand zu leisten. Von dem neuen Lager aus mußte General Polentz mit 1 000 Reitern und drei Bataillonen zur Deckung der Neumark und Oder gegen ein Korps von 6 000 Ulanen detachiert werden. Dieses Korps hatte König August in Polen ausgehoben. Es sollte nach Sachsen marschieren und sich mit seinen übrigen Truppen vereinen. Die andern Detachements kehrten indes zur Armee zurück. Du Moulin deckte ihren linken Flügel.

Am 19. machte die österreichische Armee ein Freudenfeuer zur Feier der Kaiserwahl des Großherzogs. Der Name „Kaiserliche Armee“ schmeichelte den Offizieren. Zwei Tage vergingen in Festen, bei denen alles betrunken war. Vielleicht wäre das der rechte Augenblick zum Angriff gewesen. Aber der König wollte seinen Feldzugsplan nicht ändern. Er beschloß deshalb, sein Lager nach Staudenz zu verlegen. Der Weg dahin geht durch ein Tal zwischen Wäldern und Bergen, die zum Silvawalde gehören. Franquini stellte sich beim Dorfe Liebenthal in Hinterhalt. Dort mußte die zweite Kolonne vorbeiziehen. Erbprinz Leopold, der sie führte, ließ den Wald von einigen<234> Bataillonen abstreifen. Zugleich erklomm Major Malachowski234-1 mit ein paar Hundert Husaren die schroffen Felsen und unterstützte die Infanterie bei der Vertreibung der Streifscharen. Es war gewiß das Kühnste, was Kavallerie unternehmen kann, und gereichte Malachowski zum höchsten Ruhme. Immerhin wurden bei dem Gefecht 20 Mann getötet und 40 verwundet.

Das Heer kam erst des Abends spät im Lager von Staudenz an. Lehwaldt besetzte mit seinem Korps Starkstadt. Du Moulin ging mit seinem Detachement nach Trautenau, um die Zufuhren aus Schlesien zu decken. Derart hatten die Preußen die ganze Gebirgskette längs der schlesischen Grenze von Trautenau bis Braunau in ihrer Gewalt. Die ganze Gegend wurde rein ausfouragiert, und der Feind hätte sich hier den Winter hindurch unmöglich halten können. So wurde eine Scheidewand gezogen, durch die Schlesien bis zum nächsten Frühling vor Einfällen geschützt war. Freilich war das Fouragieren in dem durchschnittenen und unwegsamen Gelände weit schwieriger als in der Ebene. Zur Sicherung der Fouragierenden vor Überfällen mußten ihnen Bedeckungen von 3 000 Reitern und 7 000 bis 8 000 Mann Infanterie mitgegeben werden. Jedes Bund Stroh kostete ein Treffen. Morocz, Trenck, Nadasdy und Franquini schwärmten Tag für Tag umher. Kurz, es war eine Schule für den Kleinkrieg.

Von allen österreichischen Offizieren besaß Franquini die genaueste Kenntnis der Wege, die von Böhmen nach Schlesien führen. Er griff zwischen Schatzlar und Trautenau mit 4 000 Panduren einen Mehltransport an, der von 300 Mann zu Fuß eskortiert wurde234-2. Der Führer der Kolonne war der junge Möllendorff234-3, des Königs Adjutant. Er hielt allen Angriffen des Feindes stand und bemächtigte sich eines Kirchhofs, der das Defilee beherrschte. Von dort aus verteidigte er die Wagen und behauptete sie drei Stunden lang, bis Du Moulin ihm zu Hilfe kam und ihn heraushieb. Die Feinde ließen 40 Tote auf dem Platze. Der Verlust der Bedeckung war gering. Franquini spannte nur einige dreißig Wagen aus und nahm die Pferde mit. Solche kleinen Scharmützel, so unbedeutend sie an sich sind, machen doch der Nation und den Beteiligten zu viel Ehre, um sie in Vergessenheit sinken zu lassen. Sie können spätern Geschlechtern zum Ansporn dienen.

Der Feind machte täglich neue Unternehmungen. Da die Einwohner auf seiner Seite waren, erfuhr er, daß die Lebensmittel und die preußische Feldbäckerei in Trautenau waren. Das genügte ihm, um die unglückliche Stadt an allen vier Ecken anzuzünden. Binnen drei Stunden waren alle Häuser eingeäschert. Da die Mehlfässer vorsichtigerweise in gewölbten Kellern untergebracht waren, so verbrannte nichts als ein paar Bagagewagen. Die barbarische Brandstiftung aber fiel auf ihre Urheber zurück. Die Kaiserin-Königin gewann dadurch nichts als eine zerstörte Stadt mehr in Böhmen.

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Die geschilderten Einzelkämpfe waren nur das Vorspiel für das, was der Wiener Hof und seine Generale seit lange planten. Als der Prinz von Lothringen sah, daß die Preußen den Rückzug aus Böhmen antraten, folgte er ihnen und lagerte sich bei Königinhof, um sie aus der Nähe zu beobachten. Das Lager bei Staudenz war nicht nach allen Regeln der Kunst angelegt. Der König hatte sein Heer durch mehrere Detachierungen geschwächt und behielt nicht Truppen genug übrig, um den Raum, den er zu besetzen hatte, ganz auszufüllen. Nassau stand in Oberschlesien, Polentz in der Neumark. Du Moulin war von Trautenau nach Schatzlar geschickt worden, weil Franquini einige Vorstöße gegen den Ort gemacht hatte, und Lehwaldt war an Du Moulins Stelle nach Trautenau gerückt. Nach all diesen Detachierungen war das Heer des Königs nur noch 18 000 Mann stark. Diese Truppenzahl reichte nicht ganz zur Besetzung des Lagerplatzes aus, den die Natur angewiesen hatte. Das Lager beherrschte zwar hier und da die benachbarten Anhöhen, aber der rechte Flügel war völlig von einem Hügel235-1 beherrscht, den man bei der Schwäche des Heeres nur mit Kavalleriewachen und Husarenabteilungen hatte besetzen können, um wenigstens im Notfalle in seinem Besitz zu sein. Aber wegen der Wälder, Hohlwege und Gebirgspässe konnte die Kavallerie sich nicht weiter als eine halbe Meile zum Rekognoszieren vorwagen. Der Feind hingegen schickte Tag für Tag Trupps von 400 bis 500 Reitern vor, die um das preußische Lager streiften. Sie zogen hin und her, gingen längs des Silvawaldes vor und zurück und unterhielten Verbindung mit Franquini, der bei Marschendorf stand. Das feindliche Heer war nur einen Tagemarsch von dem preußischen entfernt. Deshalb war der König in Sorge, der Prinz von Lothringen möchte Trautenau vor ihm erreichen. Dann wäre die preußische Armee von Schlesien abgeschnitten gewesen. Um dem Feinde zuvorzukommen, beschloß der König, am nächsten Tage aufzubrechen. Um aber zuvor Näheres von den Bewegungen der Österreicher zu erfahren, schickte er sofort ein Detachement von 2 000 Pferden unter General Katzler zur Rekognoszierung der Wege nach Arnau und Königinhof ab, mit dem Befehl, Gefangene zu machen und Bauern aus der Gegend aufzugreifen, um von ihnen zu erfahren, was im Lager des Prinzen von Lothringen vorginge. Katzler rückte ab und geriet nichtsahnend zwischen zwei österreichische Kolonnen, die durch die Wälder marschierten, um sich den Blicken des Gegners zu entziehen. Katzler erblickte vor sich einen Haufen leichter Truppen, denen ein ihm überlegenes Kavalleriekorps folgte. Daraufhin zog er sich in guter Ordnung zurück und meldete dem König, was er gesehen hatte. Viel war es freilich nicht gewesen. Die Armee erhielt Befehl, am nächsten Morgen um 10 Uhr abzumarschieren.

Am 30. September, morgens um 4 Uhr versammelte der König die Generale vom Tagesdienst, um ihnen die Marschdisposition zu diktieren. Da kam ein Offizier mit der Meldung, daß die Feldwachen auf dem rechten Flügel des Lagers eine lange<236> Kavallerielinie gesehen hätten und daß dies, soviel aus der großen Ausdehnung des Staubes zu schließen sei, die ganze feindliche Armee sein müßte. Gleich darauf brachten mehrere Offiziere Meldung, daß österreichische Truppen anfingen, sich der rechten Seite des Lagers gegenüber zu entwickeln. Auf die Nachrichten hin erhielten die Truppen unverzüglich Befehl, ins Gewehr zu treten. Der König ritt selbst zu den Feldwachen, um mit eignen Augen die Lage zu prüfen und seinen Entschluß zu fassen.

Zum besseren Verständnis der Schlacht bei Soor muß man sich das Gelände, auf dem sie stattfand, genau vorstellen. Vor der Schlacht lehnte sich die preußische Armee mit dem rechten Flügel an ein kleines Gehölz, das von einem Grenadierbataillon besetzt war. Das Dorf Burkersdorf lag in der rechten Flanke, auf dem Wege von Prausnitz nach Trautenau. Es war unbesetzt, da es in einem tiefen Grunde liegt und seine Häuser zerstreut stehen. Dieser Grund zog sich von der Front bis zum äußersten Ende des rechten preußischen Flügels und trennte das Lager von einer ziemlich bedeutenden Anhöhe, die sich vom Wege nach Burkersdorf bis nach Prausnitz erstreckt. Auf der Anhöhe waren die Husaren und die Feldwachen postiert. Die Front der Armee war durch das Dorf Staudenz gedeckt. Dahinter lagen Berge und Wälder, die zum Königreich Silva gehörten. Der linke Flügel des kleinen Heeres lehnte sich an eine unzugängliche Schlucht. Zwei Wege führten vom Lager nach Trautenau. Der eine, rechts vom Lager, ließ Burkersdorf links liegen, zog sich durch ein kleines Defilee und dann durch eine Ebene bis nach Trautenau. Der andre lief links vom Heere durch ein Tal voller Defileen und durch das Dorf Rudersdorf und schließlich mehr auf Fußwegen als auf gebahnter Straße nach Trautenau.

Als der König zu seinen Feldwachen kam, sah er, daß die Österreicher sich in Schlachtordnung aufzustellen begannen. Angesichts eines so nahen Feindes hielt er es für verwegener, sich durch die Defileen zurückzuziehen, als den Feind ungeachtet seiner bedeutenden Überlegenheit anzugreifen. Der Prinz von Lothringen hatte mit Bestimmtheit auf den Rückzug des Königs gerechnet und danach seine Dispositionen getroffen. Er wollte die preußische Arrieregarde in ein Gefecht verwickeln, und das wäre ihm sicher geglückt. Doch der König entschloß sich ohne Zaudern zum Angriff. Es war ruhmvoller, nach tapferer Gegenwehr vernichtet zu werden, als auf einem Rückzuge umzukommen, der sicher in schimpfliche Flucht ausgeartet wäre.

Es ist zwar sehr gefährlich, angesichts eines schon in Schlachtordnung stehenden Feindes zu manövrieren. Aber die Preußen kannten keine Bedenken. Sie machten eine Viertelschwenkung rechts, um sich der Front des Gegners parallel zu stellen236-1, eine mißliche Bewegung, die aber mit erstaunlicher Ordnung und Schnelligkeit ausgeführt wurde. Dazu kam, daß die Preußen den drei Treffen der Österreicher nur ein einziges entgegenzustellen hatten. Außerdem mußten sie unter dem Feuer von<237> achtundzwanzig feindlichen Geschützen aufmarschieren, die in zwei Batterien aufgefahren waren. Ein Hagel von Granaten fiel in die preußische Kavallerie. Jedoch nichts brachte die Preußen außer Fassung. Kein Mann verzog beim Aufmarsch eine Miene, keiner wich aus dem Gliede. So rasch die Armee sich aber auch formierte, der rechte Flügel war doch fast eine halbe Stunde dem feindlichen Geschützfeuer ausgesetzt, bevor der linke ganz aus dem Lager gerückt war.

Nun erhielt Feldmarschall Buddenbrock Befehl, mit der Kavallerie anzugreifen, was er ungesäumt tat. Die Österreicher hatten ihr Gelände schlecht gewählt. Ihre Kavallerie hatte einen Absturz hinter sich, und die drei Kavallerietreffen standen wegen des engen Raumes viel zu dicht hintereinander. Zwischen den einzelnen Treffen waren kaum zwanzig Schritt Abstand. Nach aller Gewohnheit feuerten sie ihre Karabiner ab, aber ehe sie die Säbel gezogen hatten, wurden sie teils in den Abgrund, der hinter ihnen lag, teils auf ihre eigne Infanterie geworfen. Das mußte so kommen; denn das erste zurückgeschlagene Treffen mußte notwendig das zweite fortreißen und dieses das dritte. Es war gar kein Raum da, wo die insgesamt 50 Schwadronen sich wieder hätten ordnen können.

Durch diesen ersten Erfolg angefeuert, griff die erste preußische Infanteriebrigade vom rechten Flügel die österreichischen Batterien, von denen oben die Rede war, zu hastig an. Achtundzwanzlg mit Kartätschen geladene Kanonen lichteten die Glieder der Angreifer im Nu und brachten sie zum Weichen. Fünf Bataillone der Reserve kamen indes sehr zur gelegenen Zeit heran. Die Zurückgeworfenen formierten sich hinter ihnen von neuem, und mit vereinten Kräften eroberten die zehn Bataillone nun die feindliche Batterie. Generalleutnant von Bonin und Oberst von Geist trugen am meisten zum Gelingen des ruhmvollen Angriffs bei.

Nun erblickten die Preußen eine starke feindliche Kolonne, die von ihrem rechten Flügel die Anhöhen herab gegen Burkersdorf vorging. Aber der König kam dem Angriff zuvor. Er ließ das Dorf durch ein Bataillon des Regiments Kalckstein besetzen. Die entferntesten Häuser links wurden in Brand gesteckt, um das Bataillon zu decken, bis die Infanterie des linken Flügels sich dahinter formiert hatte. Das Bataillon feuerte pelotonweise auf den Feind wie auf dem Exerzierplatze, und die feige Kolonne suchte ihr Heil in der Flucht.

Die Kavallerie des rechten preußischen Flügels hatte nun nichts mehr zu tun. Der Abgrund, in den sie die Österreicher geworfen hatte, fing bei der Straße nach Trautenau an und verlief sich gegen das Zentrum der Preußen auf das Dorf Soor zu, das vor ihnen lag. Während allein die Buddenbrock-Kürassiere und eine Husarenabteilung hinter dem rechten Infanterieflügel als zweites Treffen zurückblieben, schickte der König die Regimenter Gensdarmes, Prinz von Preußen, Rothenburg und Kyau, insgesamt 20 Schwadronen, zur Verstärkung auf den linken Flügel der Armee. Derweil griff die Infanterie des rechten Flügels die feindliche Infanterie in der Flanke an, trieb sie ununterbrochen vor sich her und warf sie auf den rechten Flügel der<238> Kaiserlichen zurück. Die Garde, die in der Mitte des Treffens stand, stürmte nun unter Führung des Prinzen Ferdinand von Braunschweig eine vom Feinde noch gehaltene Anhöhe. Sie war steil und bewaldet, wurde aber trotzdem erobert. Ein sonderbarer Zufall wollte, daß Prinz Ludwig von Braunschweig die Anhöhe gegen seinen eignen Bruder verteidigte. Prinz Ferdinand tat sich bei dem Angriff sehr hervor.

Auf dem Schlachtfelde wechselten Anhöhen und Mulden unaufhörlich ab. Dadurch kam es immerfort zu neuen Kämpfen; denn die Österreicher suchten sich auf den Anhöhen immer wieder zu sammeln. Sie wurden aber mehrfach zurückgetrieben. Schließlich wurde die Verwirrung allgemein und artete in Flucht aus. Das ganze Feld war mit fliehenden Soldaten übersät. Reiter und Fußvolk, alles lief durcheinander.

Während die siegreiche preußische Armee den geschlagenen Feind hitzig verfolgte, umzingelten die Bornstedt-Kürassiere, die auf dem linken Flügel kämpften, das Regiment Damnitz und ein Bataillon von Kolowrat, eroberten zehn Fahnen und machten 1 700 Gefangene. Die übrige Kavallerie des linken Flügels konnte der österreichischen Reiterei nicht habhaft werden. Diese vermied jeden Kampf und zog sich in ziemlicher Ordnung in den Silvawald zurück. Der König hemmte die Verfolgung beim Dorfe Soor, nach dem die Schlacht den Namen trägt. Hinter dem Dorfe beginnt der oft erwähnte Silvawald. Dahinein durfte man dem Feinde nicht nachfolgen, sonst hätte man sehr zur Unzeit und ohne Not alle errungenen Vorteile aufs Spiel gesetzt. Es war in der Tat genug, daß ein Korps von 18 000 Mann eine Armee von mehr als 40 000 Mann in die Flucht geschlagen hatte. Außerdem war mit weiterem Vorgehen gar nichts zu gewinnen.

Die Sieger verloren den Prinzen Albert von Braunschweig238-1, den General Blanckensee238-2, die Obersten Buntsch, Bredow, Blanckenburg, Dohna und Ledebur238-3, die Oberstleutnants Lange und Wedell von der Garde238-4 und 1 000 Mann, glorreiche Opfer für das Wohl des Vaterlandes. Die Verwundeten wurden auf 2 000 Mann geschätzt. Die Besiegten verloren 22 Kanonen, 10 Fahnen, 2 Standarten, 30 Offiziere und 2 000 Gefangene. Erbprinz Leopold zeichnete sich in der Schlacht aus, noch mehr aber Feldmarschall Buddenbrock und General Goltz238-5, die mit 12 Schwadronen mehr als 50 schlugen.

Wenn die Schlacht bei Soor nicht so entscheidend war wie die von Hohenfriedberg, so liegt die Schuld an dem Gelände, auf dem sie geliefert wurde. Einem Feinde, der in einer Ebene geschlagen wird, kann man auf seiner Flucht schwere Verluste beibringen. Wer aber in einem gebirgigen Lande unterliegt, ist vor nachdrücklicher Verfolgung durch Kavallerie sicher. Mögen die Truppen, die er auf den Höhen wieder<239> zum Stehen bringt, noch so gering sein, sie reichen doch hin, der Verfolgung des Siegers Einhalt zu tun.

Der Plan der Schlacht von Soor war schön und gut ersonnen, stamme er nun vom Prinzen von Lothringen oder von Franquini, dem er von anderen zugeschrieben wird. Die Stellung der Preußen war unstreitig fehlerhaft. Es war unentschuldbar, daß sie nur auf die Sicherung ihrer Front bedacht waren und ihren rechten Flügel unbekümmert in einem Talgrunde stehen ließen, den eine nur 1 000 Schritt entfernte Anhöhe beherrschte. Aber wenn die Österreicher auch einen guten Plan zu entwerfen wußten, so verstanden sie ihn doch nicht auszuführen. Sie machten dabei folgende Fehler. Der Prinz von Lothringen hätte die Kavallerie seines linken Flügels an dem Wege nach Trautenau, im Rücken des preußischen Lagers aufstellen sollen. Sperrte er den Weg, so hatte das Heer des Königs weder Raum zur Entwicklung, noch die Möglichkeit zur Anlehnung seines rechten Flügels. Ferner hätte der Prinz von Lothringen sofort, als er auf dem Schlachtfelde anlange, seine Kavallerie mit verhängtem Zügel in das preußische Lager einbrechen lassen müssen. Die Preußen hätten dann weder Zeit gehabt, zu den Waffen zu greifen, noch in Reih und Glied zu treten, noch sich zu verteidigen, und so wäre der Sieg den Österreichern sicher gewesen. Der Herzog von Aremberg soll sich mit seiner Kolonne in der Nacht verlaufen und sich verkehrt aufgestellt haben, mit dem Rücken gegen das Lager des Königs. Das sähe dem Herzog ganz ähnlich. Angeblich verlor der Prinz von Lothringen viel Zeit, um Arembergs Torheit wieder gutzumachen. Als die Preußen nun aber auf dem Schlachtfeld erschienen, was hinderte da den Prinzen von Lothringen, sie auf der Stelle mit der Kavallerie seines linken Flügels anzugreifen? Sie wäre von einer Anhöhe herab in<240> die noch im Entwickeln begriffenen Truppen eingebrochen, ja sogar in solche, die noch in Marschformation waren.

Dem König warf man nicht weniger Fehler vor als seinem Gegner. Vor allem rügte man seine schlechte Stellung, durch die er sich zu einer Schlacht hatte zwingen lassen, während ein geschickter Feldherr sich nur dann schlagen soll, wenn es ihm paßt. Der König hätte, so sagte man, wenigstens vom Anmarsch der Österreicher unterrichtet sein sollen. Dagegen machte er geltend, daß der Feind ihm an leichten Truppen bedeutend überlegen war und daß er die 500 Husaren, die ihm nach den vielen Detachierungen noch übrig blieben, nicht durch weite Entsendung aufs Spiel setzen durfte. Aber, wandte man ein, er hätte nicht soviel Detachierungen machen und sich angesichts einer an Zahl überlegenen Armee nicht so sehr schwächen dürfen. Er führte zu seiner Rechtfertigung an, das Geßlersche und das Polentzsche Korps, die zum Fürsten von Anhalt stoßen sollten, wären ebenso hoch anzuschlagen wie die heimgerückten Sachsen, und die Detachierung des Generals Nassau wäre zur Deckung der Provianttransporte aus Schlesien nötig gewesen. Diese Transporte wären völlig ausgeblieben, wenn die Ungarn, die ganz Schlesien unsicher machten, nicht vertrieben wurden. Schließlich wäre auch Du Moulins und Lehwaldts Detachierung nach den Gebirgspässen unerläßlich gewesen; denn wollte man vom Feinde nicht ausgehungert werden, mußte man die Pässe besetzt halten. Es waren nur so viele Trainpferde vorhanden, als man zu jedem für fünf Tage hinreichenden Mehltransporte brauchte. Wäre nur eine dieser Zufuhren ausgeblieben, so wäre die Armee in Böhmen ohne Brot und Lebensmittel gewesen. Man sagte auch, der König hätte sich lieber nach Schlesien zurückziehen als eine Schlacht in Böhmen riskieren sollen. Er aber war der Meinung, daß der Verlust einer Schlacht in Böhmen nicht so schlimm sein konnte wie in Schlesien. Außerdem wäre der Krieg durch einen überstürzten Rückzug nach Schlesien verpflanzt worden. Dazu kam, daß man in Böhmen auf Feindes Kosten lebte, in Schlesien aber die eignen Lebensmittel verzehrt hätte. Doch wir überlassen es dem Leser, das Für und Wider abzuwägen.

Der Sieg von Soor ist vor allem dem engen Gelände zuzuschreiben, auf dem der Prinz von Lothringen den König angriff. Dies Gelände brachte den Feind um alle Vorteile der überlegenen Zahl. Die Preußen konnten ihm in gleich breiter Front entgegentreten. Die Menge der Truppen kam den Österreichern gar nicht zustatten. Ihre drei Treffen standen fast ohne allen Zwischenraum aufeinandergedrängt und hatten keinen Spielraum zum Fechten. Riß erst einmal Verwirrung ein, so war kein Halten mehr. Der Sieg wurde aber auch durch die Tapferkeit der preußischen Truppen errungen, die die Fehler ihres Führers wettmachten und den Feind für seine Fehler bestraften.

Während der Schlacht plünderten die kaiserlichen Husaren das preußische Lager. Der linke Flügel und das Zentrum hatten nämlich keine Zeit mehr gehabt, die Zelte abzubrechen. Das machten Nadasdy und Trenck sich zunutze. Der König und viele<241> Offiziere verloren ihre ganze Bagage. Selbst des Königs Sekretäre241-1 wurden gefangen genommen. Sie besaßen die Geistesgegenwart, alle ihre Papiere zu vernichten.

Doch wie konnte man an solche Kleinigkeiten denken, wo der Geist mit den größten und wichtigsten Dingen beschäftigt war, vor denen alle andern zurücktreten: mit dem Ruhm und der Wohlfahrt des Staates. Lehwaldt kam auf das Kampfgetöse hin noch rechtzeitig herbei, rettete die Bagage des rechten Flügels und tat den schändlichen Grausamkeiten Einhalt, welche die zucht- und zügellosen ungarischen Scharen gegen einige Kranke und gegen die im Lager zurückgebliebenen Frauen verübten. Derartige Untaten empören jeden, der ein menschliches Empfinden hat, und wer sie begeht oder duldet, dem bringen sie Schande. Zum Lobe des preußischen Soldaten muß gesagt werden, er ist tapfer, aber nicht grausam und hat oft Beweise von Seelengröße geliefert, die man Leuten aus niederem Stande nicht zutrauen sollte.

Die Nachwelt wird vielleicht erstaunen, daß ein in zwei Feldschlachten siegreiches Heer sich vor dem geschlagenen Gegner zurückzieht, statt die Frucht seiner Siege zu ernten. Des Rätsels Lösung liefern die Gebirge, die Böhmen einschließen, die Engpässe, die es von Schlesien trennen, die Schwierigkeit der Verpflegung, die Überlegenheit des Feindes an leichten Truppen und endlich die Erschöpfung der Armee. Hätte der König seine Winterquartiere in Böhmen beziehen wollen, so wären folgende Schwierigkeiten entstanden. Das Land war rein ausfouragiert. In der ganzen Gegend gibt es nur wenige und kleine Städte, fast alle mit schlechten Mauern. Man hätte also die Truppen der Sicherheit wegen in solchen Nestern zusammenpferchen müssen, und das hätte der Armee ansteckende Krankheiten und schließlich den Untergang gebracht. Es waren kaum Mehlwagen vorhanden. Wo sollte man Fouragewagen für die Kavallerie finden? Verließ aber der König Böhmen, so konnte er Rekruten, Remonten und neue Ausrüstungen beschaffen und den Truppen reichliche Nahrung und Ruhe gewähren, sodaß sie im künftigen Frühjahr, wenn es nötig war, wieder ins Feld gestellt werden konnten. Wahrscheinlicher war es jedoch, daß die Kaiserin-Königin nach der Schlacht von Soor geneigter sein würde, dem Vertrage von Hannover beizutreten.

Nachdem man der Ehre halber fünf Tage auf dem Schlachtfelde von Soor gelagert hatte, führte der König seine Truppen nach Trautenau zurück. Der Prinz von Lothringen stand noch bei Ertina, um bei der Nachricht vom Anmarsch der Preußen auf Königgrätz zurückzugehen.

Im Lager von Soor traf die Meldung ein, daß General Nassau am Tage der Schlacht ein Korps Ungarn bei Leobschütz geschlagen und 170 Gefangene gemacht hatte. Auch Fouqué war es gelungen, 400 Husaren zwischen Grulich und Habelschwerdt aufzuheben. Sie wurden nach Glatz gebracht. Warnery241-2, der mit 300 Pferden bei Landeshut stand, erfuhr, daß ein neues ungarisches Regiment Leopold Palffy nach Böhmisch<242>Friedland marschiert sei. Er umging und überfiel es und brachte von seinem Handstreich 8 Offiziere und 140 Mann als Gefangene mit. Aber da das Glück stets mit Unglück gepaart ist, so mißlang dem Major Chasot242-1 vom Du Moulinschen Korps sein Vorstoß gegen Marschendorf. Er wurde angegriffen, geschlagen und verlor 80 Mann.

Nachdem die Armee die Lebensmittel in der Umgegend von Trautenau völlig aufgezehrt hatte, trat sie den Rückzug nach Schlesien über Schatzlar an. Die Pässe und Defileen auf diesem Wege sind die schlimmsten in ganz Böhmen. Mag man vorrücken oder zurückgehen, man muß stets die allergrößte Vorsicht üben, will man die Truppen sicher hindurchbringen. Die Aupa floß hinter dem Lager des Königs bei Trautenbach entlang. Felsen und Wälder bedeckten das andre Ufer. Am 14. Oktober ging die Bagage unter starker Bedeckung voraus, um den Marsch zu erleichtern. Am 15. stellten sich fünf Bataillone auf den Bergen auf, um den Rückzug des Heeres zu decken und als Nachtrupp zu dienen. Die Armee brach am 16. auf. Sie marschierte in zwei Kolonnen. Erbprinz Leopold führte die linke, die über Trautenbach ging. Er erreichte Schlesien, ohne vom Feind etwas zu sehen. Die rechte Kolonne führte der König selbst. Die Kavallerie ritt voran; die Infanterie überschritt den Fluß, ehe Franquini, Nadasdy, Morocz u. a. m. vom Marsche der Preußen erfuhren. Nun aber eilten sie mit 7 000 bis 8 000 Mann herbei. Obwohl alle Anhöhen mit Infanterie besetzt waren, mußte man sie im Weiterrücken doch nach und nach verlassen. Die Panduren besetzten die geräumten Stellungen und feuerten von dort auf den Nachtrupp. Das Geschieße dauerte von 8 Uhr morgens bis um 6 Uhr abends. Ein Hauptmann und 30 Mann fielen dabei, gegen 80 wurden verwundet. Das ganze Du Moulinsche Korps deckte den Marsch durch das letzte Defilee, das durch ein Tal nach Schatzlar führt, und hielt den Feind auf. Ein Kavallerieangriff, den die kleine Ebene bei Schatzlar ermöglichte, kostete den Österreichern 300 Mann. Sie schlugen sich in die Büsche. Du Moulin marschierte rechts ab, ging über die Rehhornberge und erreichte das Lager auf dem Wege, den der König ihm freigehalten hatte.

Die Armee blieb bis zum 19. in Schatzlar, dann lagerte sie zu Liebau auf schlesischem Boden. Du Moulins Korps erhielt den Auftrag, einen Kordon längs der Grenze zu bilden. Die Hauptarmee bezog Kantonnementsquartiere zwischen Rohnstock und Schweidnitz. Sie konnte sich binnen sechs Stunden zusammenziehen und hatte es doch bequem in den vielen Dörfern und Städten jenes blühenden Landes. In dieser Stellung wartete der König ab, bis die österreichischen Truppen Kantonnementsquartiere bezogen hätten, um dann selbst in die Winterquartiere abzurücken. Nassau, der in Oberschlesien überwintern wollte, überfiel ein ungarisches Korps bei Hultschin und vertrieb den Feldmarschall Esterhazy von Oderberg. Die Wartenberg-Husaren, die zu seinem Korps gehörten, zeichneten sich gleichfalls aus. Sie schlugen das Regiment<243> Sachsen-Gotha, erbeuteten eine Standarte und machten 111 Gefangene243-1. Hierauf rückte Nassau auf Poruba. Die Ungarn entflohen nach Teschen und von da nach Jablunka. Fouqué243-2, der in Glatz nicht müßig bleiben wollte, ließ 200 Husaren aufheben, die sich unbesonnenerweise in Nachod eingenistet hatten. Der gewandte Offizier bewies während des ganzen Krieges viel Geist und Fähigkeit. Wir begnügen uns mit dem Hinweis, daß vierzig Streifkorps, die er während des Feldzuges aus Glatz aussandte, dem Feinde mehr als 800 Mann abnahmen.

Der König erfuhr am 24. Oktober, daß der Prinz von Lothringen sein Heer in drei Korps geteilt hätte. Er vermutete, das sei in der Absicht geschehen, sich in der Folge weiter auszubreiten; denn die Jahreszeit für Operationen im Felde war vorüber. Der König übergab dem Erbprinzen Leopold das Kommando mit der Weisung, die Truppen ohne strikten Befehl nicht weiter auseinanderzuziehen. Dann reiste er nach Berlin (30. Oktober), wo seine Gegenwart notwendig war, um die ins Stocken geratenen Unterhandlungen wieder in Gang zu bringen, wie auch, um Gelder für den nächsten Feldzug aufzutreiben, falls der Friede im Winter nicht zustande kommen sollte.


217-1 Heute Siegeshöhe genannt; auf ihr steht der zum Andenken an die Schlacht errichtete Tempel.

217-2 Die Ritterberge südlich vom Dorfe Gräben bei Striegau.

217-3 Richtiger: der Breite Berg.

220-1 Die Brigade des Feldzeugmeisters Baron Thüngen, die durch den Geßlerschen Angriff vernichtet wurde, bestand außer den obengenannten Regimentern auch noch aus den Regimentern Maximilian von Hessen und Baden-Baden, die der König zu erwähnen vergessen hat.

220-2 Das Regiment Wurmbrand nahm an der Schlacht von Hohenfriedberg nicht teil.

220-3 Otto Martin von Schwerin, der Kommandeur en chef der Bayreuther Dragoner.

220-4 Generalleutnant Graf Friedrich Sebastian Wunibald Truchseß-Waldburg; Oberst Ewald Wedig von Massow; Oberst Kaspar Friedrich von Kahlbutz; Kapitän Friedrich Wilhelm Adolf von Düring.

222-1 Friedrich Gotthard von Bülow.

226-1 Am 26. August 1745 unterzeichneten Harrlngton und Andrié den zwischen Preußen und England geschlossenen Vertrag, der den Präliminarfrieden enthielt.

227-1 Vgl. dazu oben S. 208.

228-1 Johann Friedrich Karl, Graf Ostein.

228-2 Pollmann und Menßhagen.

229-1 Er gehörte zur Partei Karls VII. (vgl. S. 143. 155).

231-1 Bogislav Friedrich von Tauentzien.

231-2 Diese Episode, die sich während der Nacht vom 3. zum 4. September abspielte, bildet den Gegenstand des komischen Heldengedichts „Das Palladium“ (vgl. Bd. IX). Ausführlicher als oben schildert der König sie in den Denkwürdigkeiten von 1746: „Franquini unternahm einen verwegenen Streich. Wäre er gelungen, so hätte er sich einen Namen gemacht. Der französische Gesandte hatte sich in der Vorstadt Jaromircz einquartiert, die zum Kukuksbad gehört. Die Wache war wenige Schritte von seinem Hause. Franquini wollte ihn aufheben. Er stand in heimlichem Einverständnis mit den Bürgern der Stadt, insbesondere mit dem Wirt des Gesandten. Mit dessen Unterstützung ließ er ein Dutzend Soldaten durch eine Scheune, die aufs freie Feld führte, sich bei Nacht in das Haus schleichen. Sie stiegen geräuschlos die Treppe hinauf, fanden die Dienerschaft des Marquis im tiefsten Schlafe und fragten, wo ihr Herr wäre. Darget, der Sekretär, antwortete: „Ich bin es.“ Darauf wird er gepackt und abgeführt. Die Wache eilt herbei und feuert. Valory erwacht im Nebenzimmer. Er will um Hilfe rufen und Lärm schlagen. Sein Kammerdiener, der hier mehr Geistesgegenwart bewies als er selbst, hält ihn mit Gewalt zurück. Balory beginnt zu fluchen und zu schelten und überhäuft seinen Kammerdiener mit Schimpfworten: „Du Lump, laß mich los, damit ich den Schuften eins aufbrenne!“ Kurz, er wäre durch seine eigne Schuld in Feindeshand gefallen, hätten Franquinis Leute sich nicht eiligst aus dem Staube gemacht. Am nächsten Morgen war Valory noch immer außer sich und ganz erfüllt von dem nächtlichen Abenteuer. Seine Beredsamkeit erschöpfte sich in Flüchen: „Sackerment, hätt' ich doch die Lumpen beim Kragen gekriegt! Ha, verflucht! was mag aus dem armen Darget geworden sein? Potzblitz, den Hundsföttern von Panduren müßte man die Ohren abschneiden!“ Dargets Treue gegen seinen Herrn und die geschickte Art, in der er sich während seiner Gefangenschaft über alle Vorgänge im österreichischen Lager zu unterrichten wußte, bestimmten mich, ihn später in meine Dienste zu nehmen.“ — Darget wurde am 18. Januar 1746 zum Privatsekretär des Königs ernannt. 1753 kehrte er nach Frankreich zurück.

234-1 Paul Joseph von Malachowski.

234-2 Gefecht bei Trautenbach, 23. September 1745.

234-3 Friedrich von Möllendorff.

235-1 Die Graner Koppe, seit der Schlacht bei Soor auch der „Bataillenberg“ genannt.

236-1 Es handelt sich eigentlich um einen Rechtsabmarsch, durch den die preußische Front, die von den Österreichern überflügelt und in der rechten Flanke bedroht war, diesen gegenüber und parallel mit ihrer Schlachtlinie zu stehen kam.

238-1 Bruder der Königin Elisabeth Christine.

238-2 Alexander Ernst von Blanckensee.

238-3 Konrad Gottfried von Buntsch; Christoph Friedrich von Bredow; Dionysius Georg Joachim von Blanckenburg; Alexander Emil Burggraf zu Dohna; Clamor Hermann von Ledebur.

238-4 Georg von Wedell.

238-5 Wilhelm Dietrich von Buddenbrock; Freiherr Georg Konrad von der Goltz.

241-1 Eichel und Müller.

241-2 Karl Emanuel von Warnery, Verfasser des vielberufenen Werkes „Feldzüge Könlg Friedrichs ll. von Preußen von 1757— 1762“, an denen er äußerst scharfe Kritik übt.
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242-1 Franz Isaak Egmont von Chasot, Major bei den Bayreuther Dragonern, dessen Name in den Denkwürdigkeiten von 1746 bei der Schilderung der Ruhmestaten des Regiments genannt, dann aber 1775 fortgelassen ist.

243-1 20. Oktober 1745.

243-2 Heinrich August Baron de La Motte-Fouqué.