Die Truppen hatten keine Zeit zur Ruhe. Noch in der Nacht rückten sie von Lissa weiter, brachten unterwegs noch massenhaft feindliche Nachzügler ein und erreichten um 10 Uhr das Ufer der Lohe (6. Dezember). Trotzdem Serbelloni mit einer starken Nachhut bei Groß-Mochbern stand, gingen 10 Bataillone über den Fluß. Sie wurden in einer Schlucht postiert, die sie vor dem Feuer der österreichischen Kanonen deckte. Die Husaren wurden hinter Dörfern und Vorwerken verdeckt aufgestellt und konnten im Notfall jederzeit eingreifen. Serbelloni beschleunigte seinen Rückzug nach Kräften. Er zog sich gegen zwei Uhr nachmittags auf Breslau zurück. Zieten folgte ihm mit allen Husaren, 20 Schwadronen Dragonern und 16 Bataillonen auf dem Fuße. Ein Teil der Österreicher warf sich in wirrem Durcheinander nach Breslau. Da sich die Arrieregarde so in Schrecken und Verwirrung zurückzog, verlor sie unterwegs noch eine Menge Leute. Zieten verfolgte die Armee des Feldmarschalls Daun durch Bohrau, Reichenbach und Kunzendorf bis Reichenau, wo Fouqué mit einigen Truppen aus Glatz zu ihm stieß. Darauf trieben beide Generale die Österreicher gemeinsam bis nach Böhmen.
Der König begann am 7. Dezember die Einschließung Breslaus und besetzte die Nikolaivorstadt, Gabitz, Lehmgruben, Huben und Dürrgoy. Da man die Stadt nach den Regeln der Kriegskunst auch auf dem andern Oderufer einschließen mußte, so sandte der König Befehl an Wied, der in Brieg krank gelegen hatte, mit 3 Bataillonen von dort heranzurücken. Zur Verstärkung erhielt er 5 Schwadronen, die sich auf der Landstraße von Breslau nach Hundsfeld aufstellten. Dort verschanzte er sich nach Kräften, um einen etwaigen Fluchtversuch der Besatzung nach Polen zu hindern. Die Belagerung von Breslau wurde vorbereitet. Der König ließ die nötige Munition, Kanonen und Mörser aus den Festungen Brieg und Neiße kommen. Am 10. Dezember waren die Vorbereitungen beendet. Darauf besetzten 6 Bataillone die Ohlauer Vorstadt und verschanzten sich im Kloster der Barmherzigen Brüder, aus dem sie die Panduren vertrieben hatten. Forcade nahm Stellung auf dem St. Moritz-Kirchhof und errichtete eine Batterie unter dem Schutze der Mauern, die bei den Arbeiten als Deckung dienten. Um die Aufmerksamkeit des Kommandanten1 und der Besatzung abzulenken, errichtete auch Prinz Ferdinand von Preußen in der Nikolaivorstadt eine Batterie und legte ein Stück Laufgraben an. Infolgedessen glaubte der Feind, die Preußen würden von dieser Seite zum Angriff vorgehen. Derweil zog Balbi seine Parallele vom St. Moritz-Kirchhof bis gegenüber dem Schweidnitzer Tor. Aus dieser Parallele richteten zwei große Batterien ihr Kreuzfeuer auf die Taschenbastion und auf den Kavalier2 der sie beherrscht. Die Belagerten verteidigten sich nur lässig. Sie versuchten von Polnisch-Neudorf aus, wo Wied stand, einen schwachen Ausfall, wobei sie 300 Leute verloren. Zufällig schlug am 16. eine Bombe in das Pulvermagazin der Taschenbastion. Die Schulter flog in die Luft und ihre
1 Baron Sprecher.
2 Erhöhtes Werk der Bastion