<12> Mehl und 12 000 Wispel Hafer. Dank diesen im voraus getroffenen Maßnahmen war alles bereit für den Krieg, den man vorhersah und der auch nicht mehr fern schien.

Im Jahre 1755 vermehrte der König sogar die Garnisonregimenter. Die schlesischen wurden um 8, die ostpreußischen um 4, die kurmärkischen um 2 Bataillone verstärkt, zusammen 14 Bataillone1. In einem armen Lande findet der Herrscher keine Hilfsquellen im Geldbeutel seiner Untertanen, und so ist es seine Pflicht, durch Klugheit und gute Wirtschaft die Mittel für notwendige, außerordentliche Ausgaben zu beschaffen. Speichern doch auch die Ameisen im Sommer auf, was sie im Winter brauchen! So soll auch ein Fürst im Frieden das Geld sparen, das er im Kriege ausgeben muß. Dieser leider so wichtige Punkt wurde nicht außer acht gelassen, und so war denn Preußen imstande, einige Feldzüge aus eigenen Mitteln zu bestreiten. Kurz, es war bereit, beim ersten Zeichen auf dem Kampfplatz zu erscheinen und sich mit seinen Feinden zu messen. Im folgenden wird sich zeigen, wie nützlich diese Vorsicht war, und wie notwendig es für den König von Preußen bei der eigenartigen Lage seiner Provinzen ist, gerüstet und auf alle Ereignisse gefaßt zu sein, will er nicht zum Spielball seiner Nachbarn und Feinde werden. Ja, man hätte noch mehr tun sollen, wenn es die Mittel des Staates erlaubt hätten. Denn in der Kaiserin-Königin hatte der König eine ehrgeizige und rachsüchtige Feindin, und was die Gefahr erhöhte, sie war eine Frau, starrköpfig und unversöhnlich. Schmiedete die Kaiserin-Königin doch in der Stille ihres Kabinetts schon damals die großen Pläne, die sie in der Folgezeit zur Ausführung brachte.

Der stolzen, vom Ehrgeiz verzehrten Frau war jeder Weg recht, der zum Ruhme führte. Sie schuf in ihren Finanzen eine ihren Vorfahren unbekannte Ordnung und brachte durch gute Wirtschaft nicht nur wieder ein, was sie durch die Abtretung mehrerer Provinzen an die Könige von Preußen und von Sardinien verloren hatte2, sondern vermehrte ihre Einkünfte auch noch um ein beträchtliches. Mit der Leitung ihrer Finanzen betraute sie den Grafen Haugwitz3. Unter seiner Verwaltung stiegen die Einkünfte der Kaiserin auf 36 Millionen Gulden, gleich 24 Millionen Talern. Ihr Vater, Kaiser Karl VI., der noch das Königreich Neapel, Serbien und Schlesien besaß, hatte trotzdem nicht soviel gehabt. Ihr kaiserlicher Gemahl, der sich nicht in die Regierungsgeschäfte zu mischen wagte, wurde Geschäftsmann. Er sparte alle Jahre große Summen aus seinen toskanischen Einkünften und legte sie nutzbringend im Handel an. Er errichtete Fabriken, lieh auf Pfand, ja, er übernahm die Lieferung der Uniformen, Waffen, Pferde und der Ordonnanzkleider für die gesamte kaiserliche Armee. In Gemeinschaft mit einem Grafen Bolza und einem Kaufmann namens Schimmelmann hatte er die sächsischen Zölle gepachtet. Im Jahre 1756 lieferte er sogar die Fourage und das Mehl für die preußische Armee, ob-


1 Die Vermehrung des Jahres 1755 betrug nur 2 Bataillone; die übrigen Augmentationen fallen in den August und September 1756.

2 Vgl. Bd. II, S. 18f.

3 Friedrich Wilhelm Graf Haugwitz.