<133> wäre eine fortgesetzte Schlacht gewesen, in der die Armee ihr Belagerungsgeschütz, ihre Wagen und Verwundeten eingebüßt hätte. Ja, vielleicht wäre sie beim Übergang über die March vom Feinde so bedrängt worden, daß sie ihren völligen Untergang gefunden hätte. Aus diesen Gründen entschloß sich der König kurzerhand zum Abmarsch nach Böhmen. Der Feind hatte nach dorthin keine Gegenmaßregeln getroffen. Man konnte ihm also um zwei Tagesmärsche zuvorkommen, und das war wegen der Artillerie und der Bagage, die die Armee mit sich führen mußte, von großer Bedeutung.

In der Nacht vom 1. zum 2. Juli verließ der König sein Lager und brach mit allen Truppen in zwei Kolonnen auf. Die Avantgarde der einen, bei der sich der König befand, führte Prinz Moritz. Er marschierte über Konitz, Mährisch-Trübau und Zwittau nach Leitomischl, wo er ein feindliches Depot wegnahm. Die zweite Kolonne unter Feldmarschall Keith ließ beim Abzug aus den Laufgräben nur vier Mörser und eine Kanone im Stich, die wegen ihrer zerbrochenen Lafetten nicht transportiert werden konnten. Sie marschierte über Littau, Müglitz und Mährisch-Trübau. Soweit verlief der ganze Marsch ohne Beunruhigung von seiten des Feindes; denn Daun hatte alle seine Maßregeln nur für die Straßen nach Oberschlesien getroffen und konnte seine Truppen nun nicht schnell genug zurückziehen, um mit Nachdruck nach der böhmischen Seite zu operieren. Immerhin wollte Lacy, der bei Giebau lagerte, irgend etwas gegen die preußische Arrieregarde unternehmen. Sie mußte auf dem Wege nach Zwittau durch das Defilee von Krönau. Lacy besetzte Krönau mit seinen Grenadieren, wurde aber von Wied flugs aus dem Dorfe vertrieben (7. Juli). Dann setzten die Truppen ihren Marsch ohne weitere Beunruhigung fort.

Feldmarschall Keith hatte seine Kolonne in drei Korps geteilt. Das eine unter Retzow rückte durch Hohenmauth und näherte sich den Höhen von Neu-Holitz, fand sie aber vom Feinde besetzt. Retzow bemächtigte sich einer Kapelle auf einer Anhöhe gegenüber der feindlichen Stellung, und eine gegenseitige Kanonade begann, indes der Transport mit seiner Bedeckung ruhig weitermarschierte. St. Ignon, der Führer der feindlichen Truppen, hielt den Augenblick zum Angriff auf die Preußen für günstig. Er warf sich mit 1 100 Pferden auf das Kürassierregiment Bredow und brachte es zum Weichen. In diesem Augenblick traf ein Leutnant mit 50 Husaren ein, den der König mit Depeschen an den Feldmarschall Keith gesandt hatte. Der tapfere Offizier, namens Kordshagen1, fiel St. Ignon mit seinem Häuflein so zur rechten Zeit in die Flanke, daß der Feind weichen mußte. Zugleich eilte auch die preußische Kavallerie herbei und trieb die Österreicher mit einem Verlust von 6 Offizieren und 300 Mann zurück. Feldmarschall Keith kam mit seiner Kolonne gerade in dem Augenblick an, wo die Feinde in voller Verwirrung flohen. Er packte die feindliche Infanterie, die sich noch auf den Höhen behauptete, im Rücken und beschleunigte dadurch ihre Flucht. Sie rettete sich durch dichte Wälder, die ihren weiteren Rückzug deckten (12. Juli).


1 Johann Christoph Kordshagen vom Regiment Zieten-Husaren.