<157> hatte er die Engländer um eine Flotte zum Schutz seiner baltischen Häfen gebeten, die durch die Rüstungen der russischen und schwedischen Flotte bedroht waren. Dies stolze und glückliche Volk, dem einzig die eigenen Handelsinteressen am Herzen lagen, sah auf seine Verbündeten wie auf Söldlinge herab. Was nicht mit dem Handel zusammenhing, ließ England kalt. So schenkte man dem Krieg in Deutschland und den preußischen Interessen nie die geringste Beachtung, weder im Parlament noch im Volke selbst. Alles, was nicht englisch war, wurde hochmütig verachtet. Ja, die Engländer waren so unzuverlässige Bundesgenossen, daß sie den Absichten des Königs selbst bei Verhandlungen im Wege standen, wo der Anstand ihren Beistand erheischt hätte. So bei dem Versuch in Konstantinopel, die Pforte zu einem Bündnis mit Preußen zu bestimmen1. Sicherlich hätte England dabei seinen Vorteil gefunden; denn eine türkische Diversion gegen Österreich hätte den Landkrieg auf allen Schauplätzen entscheidend beeinflußt. Preußen und England hätten dann die Oberhand über ihre Feinde gewonnen, und der Krieg wäre schnell beendigt gewesen. Trotzdem wurden die Verhandlungen des preußischen Gesandten Rexin beständig von Porter, dem Gesandten Großbritanniens, durchkreuzt. Überdies war der neue Türkenkaiser2 ungebildet und unwissend in den Staatsgeschäften, dazu äußerst furchtsam, teils weil er Angst hatte, entthront zu werden, teils weil er in einem Kriege mit Österreich den kürzeren zu ziehen besorgte. Trotz der riesigen Summen, die dem türkischen Hofe zuflossen, trotz aller möglichen Arten von Bestechung rückten die Verhandlungen keinen Schritt weiter; denn die Franzosen und Österreicher streuten mit derselben Verschwendung Geld und Geschenke aus, und die Türken kamen besser auf ihre Rechnung, wenn sie sich für ihr Nichtstun als für Taten bezahlen ließen.
Die Vergeblichkeit aller Bemühungen bei der Pforte überzeugte den König mehr und mehr, daß er nichts von fremder Hilfe zu erwarten habe, sondern ganz auf sich selbst gestellt sei. So richtete er denn sein Augenmerk allein auf seine Armee, hob soviel Mannschaft wie möglich aus, beschaffte Waffen und Pferde und versah die Truppen mit Proviant, um der Menge seiner Feinde im nächsten Feldzuge mit einem schlagfertigen und starken Heere entgegenzutreten.
1 Vgl. S. 122.
2 Mustapha III. (vgl. S. 122).