<230>mag ich Dir nichts weiter zu sagen, als daß Deine Armee Sachsen verteidigen und den Feind dort an weiterem Vordringen hindern soll. Darauf sollst Du Dich beschränken, bis wir Olmütz haben. Dann wirst Du völlig freie Hand zum Handeln erhalten. Du sollst keine Gelegenheit verabsäumen, dem Feinde zu schaden. Vor allem achte darauf, seine Pläne im voraus zu durchkreuzen und sie nicht zur ruhigen Ausführung kommen zu lassen. Muß der Feind zurückgehen, um sich mit den Österreichern zu vereinigen, so findest Du gute Gelegenheit zu Nachhutgefechten, vielleicht auch zu Schlachten, bei denen Du nichts aufs Spiel setzest, wenn der Feind nach Mähren zurückgehen muß.

Bei Deiner Infanterie hast Du die Generale Itzenplitz und Hülsen, die Du gut gebrauchen kannst. Bei der Kavallerie hast Du Driesen, und ich schicke Dir noch einen tüchtigen Mann; ferner Kleist, Szekely und Belling, der Dein Husarenregiment1 bekommen hat. Gewöhne die Kavallerie2 an den Krieg und gib den Husaren stets Kavallerieabteilungen zur Unterstützung mit, aber unter ihrem Befehl, und nicht unter dem Kommando der Kavallerieoffiziere.

Deine Magazine befinden sich in Torgau und Dresden. Du hast also den bequemen Transport auf der Elbe und kannst Dich, je nach den Umständen, ebenfalls nach Bautzen und Freiberg wenden. Vor allem empfehle ich Dir, obwohl Du Sachsen nur Verteidigen sollst, stets offensiv vorzugehen. Glaubst Du, der Feind könne Dich zur Schlacht zwingen, so greife ihn an, aber laß Dich nie von ihm angreifen. Herrscht sonst bei Deiner Armee irgendein Mangel, sei es an Ärzten oder Adjutanten, so fordere nur gleich Abhilfe, damit sie beizeiten erfolgt. Insbesondere empfehle ich Dir Fürsorge für die armen Verwundeten und Kranken. Sie bedürfen aller Rücksicht, die Leuten gebührt, die sich für ihr Vaterland opfern.

Das ist ungefähr alles, was ich Dir zu sagen vermag. Was die künftigen Ereignisse angeht, so kann ich auf Einzelheiten nicht eingehen. Du weißt im großen und ganzen, was Deines Amtes ist. Für die Einzelheiten der Ausführung verlasse ich mich völlig auf Deine Wachsamkeit, Einsicht, Gewissenhaftigkeit und Anhänglichkeit. Ich verbleibe, lieber Bruder, Dein treuer Bruder und Diener

Friderich.

NB. Du kannst General Finck aus Dresden kommen lassen, wenn Du es für angezeigt hältst, und einen anderen als interimistischen Kommandanten einsetzen. Ebenso kannst Du im Bedarfsfall einen Kommandanten für Torgau oder für irgend eine andre Stadt ernennen, die Du zu besetzen für gut befindest.


1 Ein vom Prinzen Heinrich auf Kosten des Hildesheimer Landes errichtetes Regiment.

2 Unter Kavallerie verstand man nach damaligem Sprachgebrauch Kürassiere und Dragoner.