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Meine Lage ist jetzt die, daß ich zum mindesten für ein halbes Jahr von der Diversion der Franzosen befreit bin, die mir im letzten Jahre die Arme band. Obwohl jene schlechten Truppen mir nur durch ihre Plünderungen schaden konnten, haben sie doch wirkliches Unheil angerichtet, indem sie mich ablenkten, während die Österreicher mir wirkliche Verluste beibrachten. Von den Franzosen befreit, die gegenwärtig über den Rhein zurückgehen1, muß ich alles aufbieten, um die Königin von Ungarn gleich bei Beginn des Feldzuges niederzuwerfen. Dazu sind meine Armeen in Schlesien und Sachsen bestimmt. Von Rußland oder Schweden habe ich keine Diversion zu befürchten. Was Rußland betrifft, so scheint es die Absicht zu haben, sich an der Weichsel zu verschanzen und dann ein Korps gegen mich zu schicken. Diese Diversion kann nach zwei Seiten geschehen: entweder nach Pommern oder nach Schlesien. Nach allen erhaltenen Nachrichten scheinen die Österreicher alles zu versuchen, um die Russen nach Schlesien zu ziehen. Da aber die hierzu bestimmte russische Armee nicht vor Ende Juni gegen Schlesien vorrücken kann, so hoffe ich inzwischen solche Erfolge errungen zu haben, daß ich ein starkes Korps abschicken und ihr entgegenstellen kann.

Das Schlimmste, was mir geschehen kann, wäre, daß Fermor2 in Pommern einfiele. Dann kommt Ihr in die üble Lage, die Schweden aufgeben zu müssen, um den neuen Feinden entgegenzutreten. Die Art, gegen sie Krieg zu führen, muß darin bestehen, daß Ihr sie sobald wie irgend möglich vertreibt, sie auf dem Marsche angreift oder während sie gerade ihr Lager beziehen, damit sie gar keine Zeit finden, sich einzurichten, ihr Geschütz aufzufahren und sich zu verschanzen. Habt sorgfältig acht darauf, daß Ihr sie nur mit einem Flügel angreift. Da das Geschütz heute gewaltig in Mode ist3, sollt Ihr Batterien von schwerem Geschütz und Haubitzen auf dem Flügel errichten, mit dem Ihr angreift, um ihre Kanonen zum Schweigen zu bringen und ihren Mut zu erschüttern.

Habt Ihr dies Volk verjagt, so müßt Ihr Euch umgehend wieder den Schweden zuwenden. Sonst hindert sie nichts, stracks auf Berlin zu marschieren. Aus allen diesen Gründen wünschte ich sehnlichst, daß Ihr den Schweden kräftig eins versetzt, bevor Ihr Euch nach der andern Seite wenden müßt. Es ist Eure Sache, den Plan mit List und Gewalt glücklich durchzuführen. Denn daß dies sehr nötig ist, liegt auf der Hand.

Für alles, was den Unterhalt der Truppen betrifft, sollt Ihr Eure Befehle auf jeden Fall dem Präsidenten Aschersleben4 geben.

Was Euer eignes Verhalten betrifft, so geht stets kräftig und offensiv vor. Folgt den Grundsätzen der Ehre und faßt allemal den für die Nation ruhmvollsten Entschluß. Ein General muß kühn und wagemutig sein. Verbindet er mit seiner Ver-


1 Vgl. S. 124.

2 Der Führer der russischen Armee.

3 Vgl. S. 193.

4 Georg Wilhelm von Aschersleben, Präsident der Kriegs- und Domänenkammer in Stettin.