<4> und schwierigen Krieg, wie den eben beendeten! Wahrscheinlich ist es nicht, daß die gleiche Verkettung von Ursachen in absehbarer Zeit die gleiche Konstellation herbeiführt.
Hat Preußen nicht gegen so viele Mächte auf einmal zu kämpfen, so wird es immer die Mark Brandenburg und Schlesien decken können, die Mark, indem es den Krieg nach Sachsen trägt, und Schlesien, indem es mit dem Heere sofort in Böhmen einbricht. Für diesen Fall wird meine genaue Beschreibung der Lager in Sachsen und Böhmen von dauerndem Nutzen sein und den künftigen Heerführern viel Arbeit ersparen. Denn zum Schwierigsten im Kriege gehört die schnelle Orientierung in einer wenig bekannten Gegend. Man muß dann oft aufs Geratewohl irgendeine Stellung einnehmen, da man die zuweilen ganz in der Nähe liegenden guten Positionen nicht kennt. Man tappt also umher, und bei schlechter Wahl seines Lagers setzt man sich den größten Gefahren aus. Dagegen ist man bei Benutzung schon erprobter Lagerplätze seiner Sache sicher und kann methodischer verfahren.
Hierbei sei bemerkt, daß ein Lager je nach den Umständen gut oder schlecht sein kann. So ist das Lager bei Torgau vortrefflich, wenn man über 70 000 Mann verfügt, mit denen man es in seiner ganzen Ausdehnung besetzen kann. Hat man dagegen nur 30 000, der Feind aber 60 000 Mann, so ist es mangelhaft, weil man seine Stellung dann zu sehr ausdehnen muß und sich dadurch selbst schwächt. Wenn der Feind nur will, kann er dann hier oder dort an einer schwach besetzten Stelle durchbrechen. Ein Lager ist wie ein Kleid. Es darf für seinen Träger weder zu eng noch zu weit sein. Bleibt einem aber die Wahl, so ist es besser, man hat zu viel Leute, die man nicht zu lassen weiß, als zu wenig. Andere Lager decken wohl einen gewissen Terrainabschnitt, werden aber unbrauchbar, sobald der Feind die Richtung seiner Operationen ändert. So zum Beispiel ist das Lager bei Landeshut ganz ausgezeichnet zur Deckung von Niederschlesien. Es wird aber schlecht und unhaltbar, sobald die Kaiserlichen Glatz oder Martha besetzt haben, weil sie es dann völlig umklammern.
In solchen Fällen muß unser gesundes Urteil uns unser Tun und Lassen vorschreiben. Jedenfalls muß man sklavische Nachahmung vermeiden, sonst würde man sicher falsch handeln. Warum? Weil zwei Menschen sich niemals in völlig gleicher Lage befinden. In manchem wird sich ihre Lage ja vergleichen lassen. Bei genauem Zusehen aber wird man unendliche Verschiedenheiten in den Einzelheiten entdecken, denn die Natur bietet uns in ihrer Unerschöpflichkeit immer wieder ein anderes Bild und wiederholt nie die gleichen Ereignisse. Es wäre also ein falscher Schluß, wenn man sagen wollte: „Der Marschall von Luxemburg befand sich in der gleichen Lage wie ich jetzt. Auf die und die Weise hat er sich herausgezogen: ich will also dasselbe tun.“ Ereignisse der Vergangenheit sollen lediglich der Einbildungskraft Nahrung liefern und unser Gedächtnis mit Kenntnissen ausstatten. Sie bilden nur eine Sammlung von Ideen und liefern uns den Rohstoff, den die Urteilskraft erst in ihrem Schmelztiegel läutern muß.
Ich wiederhole also: die Einzelheiten des letzten Krieges sollen nur den Schatz unseres militärischen Wissens bereichern und die Aufmerksamkeit auf einige wichtige