<51> sie einen Durchbruch nach Hellendorf und Teplitz versucht hätten. Der König rückte am 13. mit 15 Schwadronen von Lobositz ab und traf am 14. mittags bei seiner Armee in Struppen ein. Hier hatte der König von Polen in der ganzen Zeit während der Einschließung der Sachsen sein Hauptquartier gehabt.

Seit der König von Preußen an die Spitze seiner Armee in Böhmen getreten war, hatten die Dinge in Sachsen sich völlig geändert. Die Schlacht bei Lobositz hatte den sächsischen Hof überrascht. Er hoffte kaum mehr auf den Beistand der Kaiserlichen. Da die sächsischen Truppen überdies vom Hunger bedroht waren, so wollten ihre Generale den Versuch wagen, sich selbst einen Weg durch die Preußen zu bahnen. Ihr Plan ging dahin, sich über die Elbe zu retten. Sie versuchten daher eine Brücke bei Wehlstädtel zu schlagen, doch befand sich gerade gegenüber eine preußische Schanze, die einige ihrer Pontons in den Grund schoß und ihre Maßnahmen vereitelte. Nun änderten sie ihren Plan und schafften ihre Pontons nach Halbestadt, das ihnen als der geeignetste und passendste Ort zum Durchbruch erschien, zumal Browne ihnen aufs neue Beistand versprochen hatte.

Alles, was die feindlichen Heere in diesen Gegenden unternahmen, ist so eng mit der Bodengestaltung verknüpft, daß wir zum Verständnis des Lesers einen möglichst deutlichen Begriff vom Gelände geben müssen. Die Beschreibung der Stellung bei Pirna hat schon eine Vorstellung von ihrer Stärke gegeben. Aber ebenso schwer, wie einzunehmen, war sie auch zu verlassen. Ihr natürlicher und bequemster Ausgang liegt bei Leupoldishain. Wenn die Sachsen von ihren Felsen herabstiegen, so stand ihnen der Weg nach Böhmen über Hermsdorf und Hellendorf frei. Das soll nicht heißen, daß sie sich den Durchmarsch ohne Verluste erzwingen konnten, aber es schien doch, als könnten sie auf diesem Wege einen Teil ihrer Leute retten. Hatten sie erst Teplitz gewonnen, so waren die weiteren Hindernisse nicht groß, und niemand konnte es ihnen verwehren, sich über Eger mit den Österreichern zu vereinigen. Aber aller Wahrscheinlichkeit nach kannten die sächsischen Generale die Lage von Halbestadt, Burkersdorf, Schandau und vom Ziegenrück nicht. Insbesondere schienen sie nicht zu wissen, in welcher Weise die Preußen diese Gegend besetzt hielten; denn sonst hätten sie sich wohl niemals auf ein so unglückliches Unternehmen eingelassen.

Zwischen Schandau und dem Dorf Wendisch-Fähre stand General Lestwitz sehr vorteilhaft mit 11 Bataillonen und 15 Schwadronen. Ihm gegenüber lagerte sich nun Feldmarschall Browne, der an der Spitze seines Detachements in Sachsen eingerückt war. Die Österreicher besetzten die Dörfer Mittelndorf und Altendorf1, aber da sie Lestwitz über Vermuten stark sahen, so hüteten sie sich wohlweislich, ihn anzugreifen. Burkersdorf konnte Browne nicht erreichen, weil eine unwegsame Felsenkette dazwischen lag. Sich mit Lestwitz einzulassen, schien ihm wie gesagt nicht ratsam, und doch hätten seine Leute, um den Sachsen bei Altstadt die Hand zu reichen,


1 11. Oktober 1756.