<53> zu verwirren. Sie hieb selbst die Brückentaue ab, und der Strom trieb die Pontons bis nach Nathen, wo sie von den Preußen abgefangen wurden. Prinz Moritz ließ die Truppen sofort auf den Höhen von Struppen ein Lager beziehen. Der linke Flügel dehnte sich bis zur Elbe, der rechte bis über eine tiefe Schlucht hinaus, die sich allmählich nach Langen-Hennersdorf zu verliert.
So standen die Dinge, als der König mit seinen Dragonern in Struppen ankam1. Die Sachsen erwarteten ein mit den Kaiserlichen verabredetes Signal zum gemeinsamen Angriff auf die Preußen. Als aber das Signal nicht erfolgte, verloren sie die letzte Hoffnung. Angesichts von Retzows Stellung sahen sie die Unmöglichkeit ein, sich selbst Luft zu schaffen. Andrerseits drängte der König von Polen, der seine Zuflucht auf dem Königstein genommen hatte, seine Generale zum Angriff auf den Lilienstein. Aber Graf Rutowski bewies ihm klipp und klar die Zwecklosigkeit dieses Unternehmens. Es konnte nur zu Blutvergießen und Gemetzel führen, ohne daß der König dabei irgend etwas gewonnen hätte. Auch Browne befand sich in einer schlimmen, wenn schon minder gefährlichen Lage. Vor sich hatte er ein überlegenes preußisches Heer. Jede Verbindung mit dem Königstein war ihm abgeschnitten, und bei allen Versuchen zum Entsatz der Sachsen stieß er überall auf äußere Hindernisse. So mußte er denn fürchten, die Sachsen möchten ohne sein Wissen die Waffen strecken. Dann hätte er die ganze preußische Armee auf dem Halse gehabt. Infolgedessen gab er die Sachsen verloren, war nur noch auf die Rettung seines eignen Korps bedacht und trat am 14. Oktober den Rückzug nach Böhmen an. Die preußischen Husaren setzten ihm nach. Oberstleutnant Warnery schlug seine Nachhut und ließ 300 kroatische Grenadiere über die Klinge springen.
Das Mißlingen des Unternehmens führte zu den beleidigendsten Vorwürfen zwischen den sächsischen und österreichischen Generalen. Beide Teile hatten unrecht. Schuldig war allein der sächsische General, der den Plan dieses Durchbruchs entworfen hatte. Zweifellos hatte er fehlerhafte Karten benutzt und war nie in der Gegend gewesen, denn das Gelände war ihm völlig unbekannt. Welcher vernünftige Mensch würde sonst auch zum Rückzug einen vom Feinde besetzten Engpaß zwischen steilen Felsen wählen? Die ganze Gegend war völlig ungeeignet für das, was die Sachsen und Österreicher vorhatten: das ist die wahre Ursache all des Unglücks, das über die Sachsen hereinbrach. So wichtig ist die Kenntnis des Geländes, so entscheidend die Bodengestaltung für die kriegerischen Unternehmungen und das Schicksal der Staaten!
Von der Höhe des Königsteins aus war der König von Polen Zuschauer der verzweifelten Lage seiner Truppen. Sie waren ohne Brot, von Feinden umringt und konnten sich nicht einmal mit dem Mut der Verzweiflung, mit Einsatz ihres Lebens durchschlagen, weil ihnen kein Ausweg blieb. Um sie nicht in Hunger und
1 14. Oktober 1756.