<91> Elster. Eine steinerne Brücke führt hinüber bis an das Stadttor. Der Feind hatte das Tor, sowie einige Dächer der nächsten Häuser besetzt, um den Eingang zu sperren. Seydlitz ließ 100 Husaren absitzen und das Tor sprengen. Das ganze Regiment folgte nach und drang in voller Karriere in Pegau ein. Szekely und Kleist1 jagten durch die Stadt und zum entgegengesetzten Tore wieder hinaus. Dort stießen sie auf die beiden feindlichen Regimenter, die sich hinter einem Hohlweg aufgestellt hatten. Sie greifen sie an, werfen sie, verfolgen sie bis Zeitz und machen dabei noch 350 Gefangene (7. September).

Am nächsten Tage rückte die Armee des Königs auf Naumburg. Dort stieß die Avantgarde auf sechs der tags zuvor geschlagenen Schwadronen. Sie wurden bald zerstreut und verloren besonders viel Leute beim Übergang über die Saalebrücke bei Schulpforta. Die Brücke wurde ausgebessert, und die Preußen marschierten hinüber nach Buttstädt.

Hier traf die Nachricht von der berüchtigten Konvention von Kloster Zeven ein, die der Herzog von Cumberland mit dem Herzog von Richelieu geschlossen hatte2. Die Unterhandlungen waren von einem Grafen Lynar, Minister des Königs von Dänemark3, geführt worden. Auf Grund dieser Konvention sollten die Feindseligkeiten eingestellt werden, die hessischen, braunschweiger und gothaischen Truppen in ihre Heimat zurückkehren und die hannöverschen Truppen ruhig bei Stade in einem bestimmten Bezirk am rechten Elbufer bleiben. Über das Kurfürstentum Hannover, die Kriegskontributionen und Entschädigungen wurde nicht das geringste abgemacht, sodaß Hannover also völlig der Willkür der Franzosen preisgegeben war. Kaum war die Konvention abgeschlossen, so kehrte der Herzog von Cumberland, ohne die Ratifikation abzuwarten, nach England zurück, während der Herzog von Richelieu seinerseits Anstalten zum Einfall ins Fürstentum Halberstadt traf. Mittlerweile wurden bei der preußischen Armee Briefe des Grafen Lynar an den Grafen Reuß aufgefangen. Beide waren Anhänger der Pietistensekte und durch Fanatismus verblödet. Graf Lynar schrieb seinem Freunde über jene Verhandlungen: „Der Gedanke, die Konvention zustande zu bringen, kam mir durch himmlische Eingebung. Der Heilige Geist verlieh mir die Kraft, den Fortschritten der französischen Waffen Einhalt zu tun, gleichwie Josua einst den Lauf der Sonne hemmte. Der allmächtige Gott, der die Welt in seinen Händen hält, fand in mir Unwürdigem das Mittel, dem weiteren Vergießen dieses lutherischen, dieses kostbaren hannöverschen Blutes zu wehren4.“ Leider stand Graf Lynar mit seinem Selbstlob allein. Wir wollen ihn also lieber zwischen Josua und der Sonne lassen und zu interessanteren Dingen zurückkehren.

Die schmachvolle Konvention versetzte der Sache des Königs einen schweren Schlag. Seine sogenannte Armee bestand nur aus 18 000 Mann. Außerdem mußte er noch


1 Michael von Szekely, Oberst und Chef eines Husarenregiments; Friedrich Wilhelm Gottfried Arnd von Kleist, Major im Regiment Szelely.

2 Am 8. September 1757.

3 Graf Rochus Friedrich Lynar, Statthalter von Oldenburg und Delmenhorst.

4 Die Echtheit des Briefes wird bestritten.