<11> Sie näherten sich Trautenau, und Major Quintus1 vernichtete ein Korps Panduren in der Gegend von Deutsch-Prausnitz. Seydlitz wurde nach Lähn detachiert, um Feldmarschall Daun im Auge zu behalten. Fouqué erhielt Befehl, Oberschlesien zu verlassen, um die Armee des Königs bei Landeshut abzulösen, da es gefährlich gewesen wäre, diese Stellung nicht zu besetzen. Sobald er eingetroffen war, brach der König auf und erreichte in zwei Märschen das Lager bei Schmottseiffen2, eins der stärksten in Schlesien (10. Juli). Tags zuvor3 hatte Laudon Seydlitz angegriffen, war jedoch geschlagen worden und hatte 150 Mann verloren. Ja er wäre beinahe selbst gefangen worden. Trotzdem vertraute der Hof diesem Freischarenführer ein Korps von 20 000 Mann an, das bei der ersten sich bietenden Gelegenheit zu den Russen stoßen sollte. Feldmarschall Daun wies ihm eine Stellung auf den Höhen von Lauban an, gerade wo Laudon im vergangenen Jahre von der preußischen Arrieregarde so übel empfangen worden war4. Daun wählte die Stellung, um Laudon einen Vorsprung vor den Preußen zu geben, sobald er den Befehl zur Vereinigung mit den Russen erhielte. Es war nicht schwer, diese Absicht der Österreicher zu durchschauen. Um Laudon im Auge zu behalten, postierte der König zwei Kavalleriekorps, das eine unter Lentulus in Löwenberg, das andere unter dem Prinzen von Württemberg in Bunzlau.

Während dieser Maßnahmen gegen die Österreicher hatte der König die Russen nicht außer acht gelassen. Schlabrendorff und Graf Hordt5 hatten sie im Winter durch Detachements längs der polnischen Grenze beobachten lassen. Bei Frühlingsanfang räumte Graf Dohna Mecklenburg und Pommern, ließ Manteuffel6 mit einem kleinen Korps gegen die Schweden zurück und marschierte mit seinen Truppen nach Stargard und weiter nach Landsberg. Hier erreichten ihn Verstärkungen unter Itzenplitz und Hülsen, die Prinz Heinrich ihm aus Sachsen gesandt hatte. Da man bemerkte, daß die Russen in einzelnen Korps durch Polen zogen, kam man auf den Gedanken, ihnen entgegenzurücken und sie einzeln zu schlagen. Das war nicht unmöglich, falls es gelang, eine ihrer Abteilungen auf dem Marsche zu überfallen, bevor die anderen herankamen. Die Ausführung des Plans erforderte Tatkraft und Entschlossenheit. Jedoch war gerade das Gegenteil der Fall. Die preußischen Truppen wurden schlecht geführt, die Generale ließen es an Wachsamkeit fehlen, alles geschah zu spät. Man häufte Fehler auf Fehler, und so wurde der unglückliche Zug gleichsam zur Quelle all des Mißgeschicks, das die Preußen in diesem Feldzuge traf. Am 23. Juni verließ Graf Dohna Landsberg und ging am 5. Juli bei Obornik über die Warthe. Seine Langsamkeit gab den Russen Zeit, sich bei Posen zusammenzuziehen.


1 Karl Theophil Guischard, dem der König nach einer Disputation über die Geschichte der Schlacht bei Pharsalus den Namen Quintus Icilius gegeben und den er unter diesem Namen zum Chef und Kommandeur eines Freibataillons gemacht hatte.

2 Zwischen Löwenberg und Greiffenberg.

3 Vielmehr schon am 4. Juli 1759 bei Liebenthal.

4 Vgl. Bd. III, S. 148.

5 Generalmajor Gustav Albrecht von Schlabrendorff, Chef eines Kürassierregiments; Oberst Graf Johann Ludwig Hordt, Chef eines Freiregiments.

6 Vielmehr Generalmajor Georg Friedrich von Kleist.