<113> marschierte gegen Soubise. Der war gegen Unna vorgerückt, während der Erbprinz sich Hamm näherte. Da aber Prinz Ferdinand hörte, daß Soubise ein Korps unter Prinz Condé vorgeschoben hätte, ließ er den Erbprinzen wieder zu sich stoßen. Dann griff er Condé an und zwang ihn zum Rückzug auf die eigene Armee. Diese fand der Prinz zu einem Angriff allzu stark verschanzt und umging sie daher durch einen Marsch auf Dortmund. Noch am Abend seiner Ankunft bei der Brücke von Werl wurde er seinerseits von den Franzosen angegriffen, warf sie jedoch mit Verlusten zurück1.
Die Stellung der Alliierten hätte Soubise in Verlegenheit um seine Verproviantierung gebracht, wäre nicht Broglie, der ihm zu Hilfe eilte, schon an der Diemel erschienen. Beim Anmarsch der Franzosen zog sich Spörcken unter einigen Verlusten zurück. Statt sich aber, wie ihm befohlen war, Lippstadt zu nähern, ging er nach Hameln. Nun hatte Soubise nichts Eiligeres zu tun, als sich mit Broglie zu vereinigen. Bei Paderborn trafen beide Armeen zusammen. Prinz Ferdinand folgte Soubise auf den Fersen, lieferte ihm aber nur einige belanglose Arrieregarden-Gefechte. Broglie ließ den Grafen von der Lausitz in Paderborn zur Deckung der dort errichteten Depots, und die beiden französischen Heere lagerten sich bei Soest. Während dieser Bewegungen der Franzosen und Alliierten nahm ein Feischarenführer der letzteren, Freytag2, zwischen Kassel und Warburg drei für die Feinde bestimmte Mehlsendungen weg. Der Verlust brachte die Franzosen derart in Verlegenheit, daß sie zehn Tage zum Heranschaffen von Proviant und zur Neuordnung ihres Verpflegungswesens brauchten.
Prinz Ferdinand benutzte ihre Untätigkeit zur starken Verschanzung seines Lagers zwischen der Aasse und Lippe. Zugleich war er auf die Sicherung von Lippstadt bedacht und schickte Wangenheim mit 6 Bataillonen dorthin ab. Bald darauf stieß auch Spörcken zu ihm. Am 15. Juli rückten die beiden französischen Marschälle gegen Prinz Ferdinand vor. Ihre Armee dehnte sich halbkreisförmig aus und umschloß den ganzen Umfang seines Lagers; denn ihre beiden Flügel reichten bis an die Lippe. Zuerst überwältigte Broglie die von englischen Grenadieren verteidigte Stellung bei Nehlen. Von diesem Erfolg aufgeblasen, ließ er ein kleines Gehölz vor dem Dorf Vellinghausen angreifen, das die britische Legion besetzt hielt. Sie verteidigte sich aber so tapfer und standhaft, daß der Feind die Stellung nicht einnehmen konnte. Gegen 6 Uhr abends schien das Gefecht allgemein zu werden. Nur der Einbruch der Nacht setzte dem Kampf ein Ende. Am nächsten Tage in aller Frühe begann das Feuer von neuem. Soubise griff die Stellung des Erbprinzen an und bestürmte ein Dorf, wurde aber durch die tapfere Verteidigung einer Schanze gehemmt. Inzwischen versuchte Broglie seine Kräfte an Prinz Ferdinand, aber der Angriff war lahm, und der Herzog bemerkte während des Kampfes ein gewisses Schwanken in der französischen Infanterie, das Unsicherheit und Entmutigung verriet. Er benutzte den
1 4. Juli 1761.
2 Vgl. S. 8.