<122> ist doch dein Studium! So wunderlich der erwähnte Vertrag war, er wurde von beiden Kronen unterzeichnet.
Sogleich zogen die Franzosen Vorteil aus dem Abkommen und erteilten Bussy den Auftrag, England im Namen des Königs von Spanien zur Wiedererstattung einiger geraubter spanischer Schiffe aufzufordern. Ferner sollte England auf die Fällung des Kampescheholzes verzichten. Der Vorschlag wirkte im englischen Ministerium wie der Apfel der Zwietracht und spaltete es in zwei Gruppen.
An der Spitze der englischen Regierung standen zwei Männer von verschiedenem Charakter und auch sonst durchweg Gegner. Der eine war Pitt: ein hoher Geist, zu großen Entwürfen fähig, voller Stetigkeit in ihrer Ausführung, unbeugsam in seinen Ansichten; denn er glaubte, damit nur dem Wohle seines geliebten Vaterlandes zu dienen. Der andere war Bute, der frühere Erzieher des Königs, den er noch jetzt beherrschte. Mehr ehrgeizig als geschickt, wollte er unter dem Deckmantel der königlichen Autorität herrschen. Nach seinem Grundsatz mußte bei jedem Staatsmann das Kleid der Ehre von grobem Gewebe sein. Indem er seinem Volke den Frieden um jeden Preis verschaffte, glaubte er zum Abgott seiner Nation zu werden. Er irrte sich jedoch; denn er wurde zum Abscheu des Volkes.
Beide, Pitt und Bute, betrachteten das Begehren Spaniens mit verschiedenen Augen. Pitt war überzeugt, daß Spanien den Krieg wolle und daß infolgedessen der Bruch unvermeidlich sei. Er wollte Spanien überrumpeln, ehe es seine Rüstungen beendet hatte. Darum stimmte er für den Krieg; denn es kam jetzt darauf an, loszuschlagen, nicht aber zu unterhandeln. Bute dagegen fürchtete, die neuen Feinde würden den Friedensschluß mit Frankreich nur noch schwieriger gestalten, und wies darauf hin, daß das Land, wenn man den Ratschlägen seines Gegners folgte, in noch gewaltigere Ausgaben und Gefahren gestürzt würde, deren Ende garnicht abzusehen sei. Er verurteilte Pitts Standpunkt besonders deshalb, weil England unter den obwaltenden Umständen viel leichter in Madrid unterhandeln, als in London neue Kriegsmittel aufbringen könnte. Im Staatsrat siegte Butes Meinung über die seines Widersachers. Pitt war darob so gekränkt und entrüstet, daß er seine Würden niederlegte. Bald darauf verzichteten die Herzöge von Newcastle und Devonshire, seinem Beispiel folgend, gleichfalls auf ihre Ämter. Bute trat ihr Erbe an, nahm das Amt, das er begehrte, und bildete eine neue Regierung aus den Lords Halifax, Egremont und Grenville, die man das Triumvirat nannte1. Bute aber war deren Seele.
Kurz darauf bewiesen die Ereignisse, daß Pitt die Absichten Spaniens als großer Staatsmann eingeschätzt hatte; denn Bute verlor viel Zeit mit Unterhandlungen
1 John Stuart Graf Bute, seit November 1760 Mitglied des Geheimen Rates, seit März 1761 Staatssekretär für die nördlichen Angelegenheiten und seit dem 26. Mai 1762, als Nachfolger des Herzogs von Newcastle, Erster Lord des Schatzes. Am 5. Oktober 1761 nahm Pitt seine Entlassung als Staatssekretär der südlichen Angelegenheiten; ihm folgte Lord Egremont. Grenville folgte Bute als Staatssekretär der nördlichen Angelegenheiten. Der Herzog von Devonshire war 1756/57 Erster Lord des Schatzes, dann bis 1762 Lord-Oberkämmerer. Halifax war Erster Lord der Admiralität.