<144> Nachhutgefechte zuerst in Wetter an. Als Condé sich überholt sah, vermied er jeden Kampf und ging über die Lahn zurück. Die Alliierten setzten sich dort fest und schoben ihren linken Flügel über Kirchhain nach Homberg an der Ohm vor. Soubise wollte Ziegenhain und Kassel entsetzen und versuchte den Weg nach Ziegenhain zu erzwingen. Zu dem Zweck begann er ein Gefecht an der Brückermühle (21. September). Der Kampf wurde sehr hartnäckig, und Soubise verlor viele Leute, da er mehrmals kräftig zurückgeschlagen wurde.
In dieser Stellung blieben beide Heere für den Rest des Feldzuges untätig stehen. Inzwischen hatte Prinz Friedrich von Braunschweig die Laufgräben vor Kassel eröffnet. Die Belagerung dauerte vom 15. Oktober bis 1. November, wo die Stadt kapitulierte. Mit dieser Ruhmestat endete der Feldzug der Alliierten, in dem Prinz Ferdinand alle seine Talente entwickelt und den Beweis geführt hatte, daß ein guter Feldherr mehr wert ist als ein zahlreiches Heer.
Wir haben uns beeilt, die Operationen der Alliierten kurz darzustellen, zumal der Krieg im Reiche sich diesmal weiter als sonst von der sächsischen und preußischen Grenze abgespielt hatte und daher die Operationen des Prinzen Ferdinand mit denen der Preußen nicht mehr in Zusammenhang standen. Nun wollen wir den Faden des schlesischen Feldzuges wieder aufnehmen. Die Verkettung der Ereignisse wird uns von selbst nach Sachsen führen, und wir werden unsere Darstellung mit den Taten des Prinzen Heinrich beschließen.
Wie man sich wohl erinnert, hatte sich der König nach Kräften bemüht, die kaiserliche Kavallerie einzuschüchtern. Das war ihm auch weidlich gelungen. Diese Einschüchterung war die eine Vorbedingung für den ganzen Feldzug. Die andere, ebenso wichtige, war nicht verabsäumt worden. Denn der Herzog von Bevern war bereits auf Troppau gerückt und hatte von dort Werner bis Grätz vorgeschoben, wo er 150 Gefangene gemacht hatte. Daraufhin mußte Beck über die Mohra gehen und sich auf Freudenthal zurückziehen.
Aber lassen wir diese Diversion und wenden wir uns den Russen zu. Sie waren am 30. Juni über die Oder gegangen und am selben Tage bis Lissa gerückt. Schon im voraus hatte der König Wied mit 24 Bataillonen über das Schweidnitzer Wasser geschickt, angeblich zur Deckung des russischen Anmarsches, in Wahrheit aber zur Mitwirkung an dem Unternehmen, das der König gegen den Feind plante. Das Detachement bezog sehr eng gelegte Kantonnementsquartiere, damit die Kaiserlichen keinen Verdacht schöpften.
Am 1. Juli begann die Armee des Königs ihre Operationen. Das Gros bezog ein Lager bei Sagschütz. Wied blieb ihm bei Nacht zur Seite und bezog selbst eng gelegte Kantonnements jenseits des Striegauer Wassers. Von den Österreichern hatte er nichts zu fürchten, konnte auch von ihnen nicht entdeckt werden, da Reitzenstein mit 4 000 Pferden vor ihm stand und Elrichshausen in seiner Stellung auf