<145> dem Pitschenberg einschloß. Wollte Daun sein Lager bei Domanze nun durchaus halten, so konnte Wied ihn umgehen. Er brauchte nur das Striegauer Wasser bei Peterwitz zu überschreiten und am Nonnenbusch entlang nach dem Lager von Kunzendorf zu marschieren. Dann stand er Daun im Rücken und zwang ihn zum Rückzug über Bögendorf in die Berge, sei es nach Hohengiersdorf oder nach Leutmannsdorf. Aber Daun war zu klug, um es aufs Äußerste ankommen zu lassen. Noch in der Nacht verließ er den Zobten und den Pitschenberg und bezog ein Lager auf den Bergen zwischen Bögendorf, Kunzendorf und dem Zeiskenberg. Die Armee des Königs folgte ihm auf dem Fuße und bezog ihr altes Lager bei Bunzelwitz wieder. Die leichten Truppen näherten sich den kaiserlichen Feldwachen bis auf Pistolenschußweite. Reitzenstein besetzte die Striegauer Höhen, und unter seiner Deckung legte Wied seine Truppen in Kantonnementsquartiere nach Striegau und in die nächsten Dörfer.
Dauns Stellung war in der Front unangreifbar, aber rechts oder links zu umfassen. Bei einer Umgehung zwischen Silberberg und Bögendorf hätte man indes dem Zufall zuviel überlassen; denn in Martha stand Hadik, und die Berge sind in dieser Gegend viel schroffer und unwegsamer. Deshalb wollte der König ihm lieber durch Umfassung seiner linken Flanke über Hohenfriedberg, Reichenau und den Engelsberg in den Rücken kommen. Der Plan wurde folgendermaßen ausgeführt. Zieten besetzte das Lager von Bunzelwitz mit dem zweiten Treffen und behielt, um den Feind in Respekt zu halten, alle Kürassiere der Armee bei sich, da sie in den Bergen ja doch zu nichts zu brauchen waren. Mit dem ersten Treffen brach der König am Abend auf und stieß zu Reitzenstein und Wied, die ihm als Avantgarde dienten. Bei Tagesanbruch griff die Vorhut bei Reichenau Brentanos Vorposten an und trieb sie flugs bis an den Fuß des Engelsberges, wo Brentano lagerte. Er hatte seine Infanterie auf drei Felsgipfeln aufgestellt, die durch ein gutes Defilee gedeckt waren. Kampfmutig, aber vielleicht zu hitzig, griff Wied ihn an. Die Felsen erwiesen sich als unersteiglich. Nach vergeblichen Anstrengungen wurden die Preußen zurückgeschlagen und verloren 1 200 Mann an Toten, Gefangenen und Verwundeten1. Das Gros der Truppen lagerte bei Reichenau, indes Wied seinen Marsch durch die Landeshuter Pässe fortsetzte. Der Zweck seines Zuges war die Wegnahme des großen österreichischen Magazins in Braunau. Brentano, der sein Vorhaben durchschaute, verließ den Engelsberg und marschierte in Eilmärschen noch in der Nacht nach Friedland.
Nach Abmarsch dieses Detachements, das ihm den Rücken gedeckt hatte, fürchtete Daun, von den Preußen umgangen zu werden. Infolgedessen räumte er seine Stellung bei Kunzendorf und zog sich nach Dittmannsdorf zurück, von wo er seinen linken Flügel bis Bärsdorf ausdehnte. Auch legte er ein Korps nach Tannhausen zur
1 Gefecht bei Adelsbach, 6. Juli 1762.