<152>gipfel bei Leutmannsdorf zog. Diese Stellung verteidigte O'Kelly mit 4 000 Mann. Die zweite, bei Leutmannsdorf, war weniger kunstvoll befestigt, aber in der Front schwer zugänglich, von lauter Schluchten und Hohlwegen durchschnitten und mit allen Hindernissen versehen, durch die ein Gelände von Natur aus verteidigungsfähig ist. Auch sie wurde von 4 000 Österreichern verteidigt.
Damit die Preußen diese Stellung angreifen konnten, bedurfte es zuvor großer Truppenverschiebungen. Gablentz bezog ein Lager bei Trautliebersdorf, um Wieds Rückmarsch aus Böhmen zu verschleiern. Möllendorff1 räumte das Lager von Seitendorf und marschierte hinter Wied her. Beide stiegen aus den Bergen herab in die Ebene von Freiburg und umgingen Schweidnitz, das von der preußischen Kavallerie blockiert wurde. Nachts rückte Wied nach Faulbrück, wo er Kantonnementsquartiere bezog. Ihn deckte Roëll2, den der König während des ganzen Feldzuges mit 1 000 Pferden zur Beobachtung des Feindes in dieser Gegend aufgestellt hatte. Die Österreicher konnten den Anmarsch der Preußen also in keiner Weise gewahr werden. Möllendorff rückte in der Nacht durch Bunzelwitz und Kreisau und am nächsten Morgen früh bis links von Polnisch-Weistritz, indes Knobloch mit seiner Brigade und 10 Schwadronen den Fuß der Berge von Hohengiersdorf verließ und sich rechts von Polnisch-Weistritz aufstellte. Durch die Vereinigung der beiden Generale schnitt der König den Österreichern in Burkersdorf und folglich ihrer ganzen Armee die Verbindung mit Schweidnitz ab. Wied sollte Leutmannsdorf angreifen, während Knobloch und Möllendorff zum Angriff auf Burkersdorf bestimmt waren.
Um keine der zu dieser Unternehmung getroffenen Maßregeln unerwähnt zu lassen, sei noch bemerkt, daß Manteuffel im voraus Stellung auf dem Plateau von Hohengiersdorf genommen hatte, und daß die dort errichteten Batterien die nächsten Verschanzungen der Stellung O'Kellys im Rücken faßten. Zur größeren Sicherheit war außerdem der Prinz von Württemberg mit 20 Schwadronen abgeschickt worden, um während der Schlacht die österreichischen Stellungen in Silberberg und Martha zu beobachten und zu verhindern, daß Wied bei seinem Sturm auf die Stellung von Leutmannsdorf im Rücken angegriffen wurde. Auch Feldmarschall Daun verdiente Aufmerksamkeit. Er mußte während des Angriffs in Schach gehalten werden, damit er den angegriffenen Stellungen keine Hilfe schicken konnte. Zu dem Zweck sollte Gablentz einige Demonstrationen auf Braunau machen, um die Aufmerksamkeit des Feindes abzulenken, und Ramin sollte mit den Kaiserlichen in den Stellungen bei Tannhausen herumplänkeln. Die Hauptarmee sollte ihre Zelte abbrechen und sich in Schlachtordnung aufstellen, während Manteuffel Befehl erhielt, die Panduren zwischen seinem Lager und dem rechten österreichischen Flügel zu beunruhigen. Diese verschiedenen Aufmerksamkeiten, die man Daun erwies, verhüllten ihm das Vorhaben der Preußen und erleichterten ihnen die Ausführung.
1 Vgl. S. 53.
2 Vgl. S. 110.