<153> Was die Angriffe selbst betraf, so mußte Wied den seinen eher beginnen als Möllendorff, weil dieser beim Umgehen der Stellung von Burkersdorf den Österreichern in Leutmannsdorf seine Flanke Notwendig darbieten mußte und sich völliger Vernichtung ausgesetzt hätte, wenn Wied das Unglück hatte, zurückgeschlagen zu werden.
In der Nacht vom 20. zum 21. Juli bemächtigte sich Möllendorff des Schlosses von Ohmsdorf, wo er 50 Feinde gefangen nahm. Der Besitz des Schlosses war nötig, um dem Fuß der Berge näher zu sein. Noch am selben Abend wurden dort die Laufgräben eröffnet und Batterien für 40 Haubitzen und 12 Zwölfpfünder errichtet. Mit den Haubitzen sollten die Schanzen beschossen werden, während die Kanonen zur Bestreichung der Bergschlucht bestimmt waren, durch die O'Kelly Verstärkungen von der österreichischen Hauptarmee erhalten konnte. O'Kelly hielt sich in seiner Stellung für unangreifbar und fühlte sich völlig sicher. In den Bewegungen der Preußen sah er nur Vorbereitungen zur Belagerung von Schweidnitz und betrachtete alle ihre Operationen aus diesem Gesichtspunkt.
Am 21. bei Tagesanbruch nahm Wied Stellung auf einem Hügel dicht gegenüber von Leutmannsdorf und errichtete dort eine Batterie von 30 schweren Geschützen, die von einem Treffen von 14 Bataillonen gedeckt wurde. Im Schutze dieses Feuers zog sich Lottum1 mit seiner Brigade unvermerkt nach rechts durch einen Hohlweg, der in den Rücken des Feindes führte. Sein Vorgehen wurde durch eine entsprechende Bewegung vom linken Flügel unterstützt: durch Schluchten und Gesträuch gedeckt, ging der Prinz von Bernburg2 gegen die rechte Flanke der Kaiserlichen vor. Derart im Rücken und in der Flanke umfaßt, leistete der Feind nur schwachen Widerstand. Zugleich drang Wied gegen seine Front vor, und die Verschanzung wurde beim ersten Anlauf genommen. Dann drängten die Preußen die besiegten Feinde bis nach Heinrichau, Heidelberg und Hausdorf zurück. Allerdings hatte Daun, trotz aller Ablenkungsversuche, Brentano nach der angegriffenen Stellung zu Hilfe geschickt, aber der kam zu spät und wurde von den bei Leutmannsdorf geschlagenen Truppen mit in die Flucht fortgerissen.
Sobald Wied im Besitz der Höhen war, eröffneten die preußischen Batterien bei Ohmsdorf ihr Feuer auf den Feind. O'Kelly hatte 1 500 Pferde vor seine Infanterie in einen Talgrund gestellt. Sie waren auf keinen Angriff gefaßt und daher abgesessen. Nun wurden sie überraschend von Batterien, die sie garnicht sehen konnten, mit Feuer überschüttet, warfen sich Hals über Kopf auf ihre eigene Infanterie, brachten sie in Verwirrung und rissen sie in wildem Getümmel mit sich fort bis zur Daunschen Armee. Infolge ihrer Flucht blieb in den dortigen Verschanzungen nur eine schwache Besatzung zurück. Sofort warf Möllendorff sich linkerhand in den Wald, der mit dem Walde bei Leutmannsdorf in Verbindung steht, umging O'Kelly in den Bergen und vertrieb den Feind nach mäßigem Widerstand. Die preußische Infanterie legte Feuer
1 Oberst Reichsgraf Friedrich Wilhelm von Wylich und Lottum.
2 Vgl. S. 146.