<165> Während dieser Ereignisse in der Lausitz sann der Prinz auf einen Streich, um sich an den Feinden zu rächen. Er mußte die Kaiserlichen und die Reichstruppen von den sächsischen Bergen vertreiben, teils um seinen Truppen während des Winters Unterhalt zu verschaffen, teils um bei dem nahenden Friedensschluß kein Terrain zu verlieren. Mußte er außerdem nicht die Ehre der preußischen Waffen rächen und mit Recht fürchten, daß Prinz Stolberg, wenn man ihm Zeit ließ, Verstärkungen abzuwarten, selbst etwas gegen die Preußen unternahm? Klugheit, Ehre, Nutzen und politische Rücksichten zwangen den Prinzen also, den Feinden zuvorzukommen.
Prinz Heinrich zögerte nicht mit der Ausführung seines Planes und setzte sich am 28. Oktober in Marsch. Sein rechter Flügel ging über Bräunsdorf und Lang-Hennersdorf, der linke zog durch das Defilee von Gruna und teilte sich dann in zwei Korps, deren eines bei Lang-Hennersdorf, das andere bei Groß-Schirma stehen blieb. Am 29. setzten sich die Truppen wieder in Bewegung. Der äußerste linke Flügel sollte die feindliche Aufmerksamkeit auf sich ziehen und wurde von Forcade auf den Höhen von Groß-Schirma aufgestellt. Belling vertrieb die Kaiserlichen aus dem sogenannten Struth-Walde und setzte sich dort mit 2 Bataillonen und 10 Schwadronen fest. Diese Stellung erleichterte Alt-Stutterheim1 die Errichtung von Batterien gegen die Schanzen der Reichstruppen bei Waltersdorf. Der rechte Flügel des Prinzen setzte seinen Marsch fort und ließ die erwähnte Batterie und den Struth-Wald links liegen. Kleist mußte mit seiner Avantgarde zwei von Kroaten verteidigte Verhaue wegräumen, um den Weg für die Kolonne des Prinzen zu bahnen. Inzwischen hatten sich Stolberg und Campitelli um Freiberg in Schlachtordnung gestellt. Ihr rechter Flügel lehnte sich an Tuttendorf, der linke zog sich hinter dem Defilee von Waltersdorf bis zum Spittelwald. Außerdem hatten die Gegner auf dem Kuhberg Schanzen errichtet und mit Verhauen umgeben. Prinz Heinrich marschierte gerade im Rücken dieser Stellung heran. Sobald Prinz Stolberg das bemerkte, füllte er den leeren Raum zwischen seinem linken Flügel und der Höhe Drei-Kreuze mit dem zweiten Treffen aus. Dreitausend Schritt von seiner Armee, zwischen Brand und Erbisdorf, erschien noch ein Korps von etwa 6 000 Mann unter General Meyer2 auf den Höhen.
Die Preußen hatten bereits den Spittelwald erreicht. Sie griffen ihn herzhaft an und nahmen ein ganzes Bataillon des kaiserlichen Regiments Wied gefangen. In dem Gehölz zwischen dem Dorfe St. Michael und dem Spittelwald wurden Diringshofen3 und Manstein4 mit 4 Bataillonen und 6 Schwadronen aufgestellt, um das Korps des Generals Meyer in Schach zu halten. Nach diesen Vorsichtsmaßregeln zogen die preußischen Grenadiere durch den St. Michael zunächst liegenden Teil des Waldes und stellten sich gegenüber der Höhe Drei-Kreuze in Schlachtordnung.
1 Generalmajor Johann Friedrich von Alt-Stutterheim.
2 Feldmarschalleutnant Graf Johann Friedrich Meyer.
3 Oberst Bernhard Alexander von Diringshofen.
4 Oberst Leopold Sebastian von Manstein, Chef eines Kürassierregiments.