<179> genug, daß die Preußen ihm sein Kurfürstentum zurückgeben wollten. Nur verlangten die Sachsen, man solle den Kindern des Königs Versorgungen schaffen, insbesondere dem Prinzen Karl, dem die Kaiserin von Rußland eben das Herzogtum Kurland1 nahm. Bekanntlich hatte der Prinz eine heimliche Ehe mit einer Gräfin Krasinska aus einer polnischen Magnatenfamilie geschlossen. Zum Scherz schlug der König vor, man solle ihm die Anwartschaft auf die Würde des Hochmeisters des Deutschritterordens verschaffen, die damals Prinz Karl von Lothringen besaß und die kein Verheirateter bekleiden durfte. Am spaßigsten aber war dabei, daß die sächsischen Bevollmächtigten den Spott nicht bemerkten und erst nach vier Tagen, als sie den Vertrag nochmals durchsahen, ihren Schnitzer und den Scherz, den man mit ihnen getrieben, erkannten.

Nachdem alles geregelt war, wurden die Präliminarien am 15. Februar unterzeichnet und die Ratifikationen am 1. März ausgetauscht.

So endigte der blutige Krieg, der ganz Europa umzuwälzen drohte und in dem doch keine Macht, mit Ausnahme von Großbritannien, ihr Gebiet um einen Fuß breit erweitert hatte. Der Friede zwischen Frankreich und England wurde nur wenige Tage vor dem Hubertusburger Frieden unterzeichnet2. Durch ihn verlor Frankreich seine wichtigsten Besitzungen in Amerika. Die Engländer gaben Martinique, Guadeloupe, das Fort Belle-Isle und Pondichery heraus, und Frankreich erstattete den Engländern die Insel Minorka zurück.

Wir können nicht umhin, an die Darstellung all dieser Ereignisse einige Betrachtungen anzuknüpfen. Scheint es nicht erstaunlich, daß alle List und Macht der Menschen so oft durch unerwartete Ereignisse oder Schicksalsschläge genarrt wird? Scheint nicht eine unbekannte Macht verächtlich mit den Plänen der Menschen zu spielen? Ist es nicht klar, daß jeder vernünftige Mensch bei Beginn der Kriegswirren sich ihren Ausgang anders gedacht hatte? Wer konnte voraussehen oder sich denken, daß Preußen dem Angriff jener furchtbaren Liga von Österreich, Rußland, Frankreich, Schweden und dem ganzen Heiligen Römischen Reiche widerstehen und aus einem Kriege, wo ihm überall Untergang drohte, ohne den geringsten Verlust an Besitzungen hervorgehen würde? Wer konnte ahnen, daß Frankreich mit seinen gewaltigen Hilfsmitteln, seinen starken Bündnissen, seiner inneren Kraft seine wichtigsten Besitzungen in Ostindien verlieren und das Opfer des Krieges sein würde? Alle diese Ereignisse mußten im Jahre 1757 unglaublich erscheinen.

Prüfen wir aber hinterher die Ursachen einer so unerwarteten Wendung der Dinge, so finden wir, daß folgende Ursachen Preußens Untergang verhinderten:

1. Mangel an Übereinstimmung und Eintracht unter den Mächten der großen Allianz; die Verschiedenheit ihrer Interessen, die sie hinderte, sich über manche Ope-


1 Vgl. Bd. III, S. 156.

2 Friede zu Paris, 10. Februar 1763.