<19> Von den Russen zum Handeln gedrängt, beabsichtigte Daun, das Zietensche Korps aufzuheben. Er ließ also zwei Kolonnen, durch dichte Wälder gedeckt, rechts und links an den Preußen vorbeimarschieren. Sie sollten sich in einem Defilee zwischen Sorau und Sagan vereinigen, um Zieten den Rückzug abzuschneiden. Der aber kam dem Feldmarschall zuvor und zog sich rechtzeitig und ohne Verlust zur Armee des Prinzen Heinrich zurück (2. September).

Der Prinz konnte in seiner Stellung nichts gegen die Österreicher unternehmen. Weniger denn je durfte nach dem Verlust zweier Schlachten eine dritte gewagt werden. So beschränkte er sich denn darauf, Daun von den Russen und der Kurmark fernzuhalten. Als bestes Mittel dazu erschien ihm die Zerstörung der Magazine im Rücken des Feindes. Mit aller erdenklichen Schnelligkeit und Geschicklichkeit führte er seine Absicht aus. Er verließ Sagan und marschierte über Lauban nach Görlitz. De Ville war schleunigst herbeigeeilt. Als aber Prinz Heinrich Miene machte, ihn anzugreifen, zog er sich, durch die Schlappe bei Konradswaldau eingeschüchtert, auf Reichenbach zurück. Gerade das wünschte der Prinz. Sogleich sandte er ein Korps nach Böhmen, das ein feindliches Magazin in Böhmisch-Friedland zerstörte. Ein anderes Detachement rückte über Zittau nach Gabel, nahm die dortige Besatzung von 600 Mann gefangen und vernichtete die angehäuften bedeutenden Vorräte der Österreicher. Der glückliche Erfolg dieses Unternehmens veranlaßte Feldmarschall Daun zum Rückzug. Hätte sich damals nicht Dresden auf die schimpflichste Weise ergeben, so hätten die Kaiserlichen nach Böhmen zurückkehren müssen. Durch den Fall von Dresden aber gelangten sie in den Besitz der bedeutenden, von den Preußen dort angelegten Magazine und konnten sich nun in Bautzen festsetzen.

Der Abzug der Österreicher und der fühlbare Mangel an Futter veranlaßt die Russen zur Aufgabe ihrer Stellung bei Frankfurt. Sie marschierten nach der Lausitz und lagerten bei Lieberose (30. August). Die Armee des Königs folgte ihnen über Beeskow und rückte von da nach Waldow vor. Hadik, der sich auf dem Marsche nach Waldow befand, zog sich bei Annäherung der Preußen zurück. Infolgedessen konnte der König eine vorteilhafte Stellung hinter Sümpfen einnehmen, die den Russen ihre Verproviantierung aus Lübben und der Umgegend abschnitt.

Dresden wurde damals schon belagert, doch waren die Laufgräben noch nicht eröffnet. Der König schickte ein Detachement unter Wunsch nach Dresden. Unterwegs überrumpelte der geschickte Offizier Torgau (31. August)1 und langte gerade an dem Tage vor Dresden an, als Schmettau die Kapitulation unterzeichnete (4. September). Es erübrigt sich meines Erachtens, über die Haltung eines Mannes ein Wort zu verlieren, der eine Festung vor Eröffnung der Laufgräben und bevor Bresche geschossen ist, übergibt. Wer sähe nicht, daß eine so schwache und lässige Verteidigung


1 Am 28. August 1759 hatte Wunsch auch Wittenberg wiedergenommen.