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5. Gedanken über den Frieden1
(Januar 1760)

Die folgenden Gedanken über den Frieden stellen sich meinem Geiste dar.

Ob Frankreich der Königin von Ungarn Gebietserweiterungen versprochen hat, ist nicht bekannt. Nehmen wir es aber an. Dann könnte man sie mit einem Stück von Bayern abfinden. Da die kurfürstliche Linie in Bayern im Aussterben ist2, würde das keine Schwierigkeit machen. Die Räumung von Sachsen3 würde ebensowenig auf Hindernisse stoßen, falls man die Bedingung stellt, daß die Franzosen die preußischen Besitzungen am Rhein und in Westfalen, die Russen Ostpreußen räumen und die Schweden heimkehren. Besteht der Kurfürst von Sachsen durchaus auf einer Entschädigung, so wird Erfurt mit seinem Territorium vorgeschlagen4. Das möchte der König von Polen gern haben, und es würde seine Staaten abrunden.

Schwieriger wird es sein, die beiderseitigen Ansprüche Englands und Frankreichs zu befriedigen. Bei Fortdauer des Krieges wird England den Franzosen Martinique abnehmen und Pondichery sowie den französischen Handel vollends zugrunde richten. Frankreich kann allerdings zu Lande große Anstrengungen machen. Bedenkt man aber, daß England, da es keine Landung an seinen Küsten mehr zu fürchten hat, noch 30 000 Mann nach Deutschland übersetzen kann, so wird man zugeben, daß dadurch das Gleichgewicht fast wiederhergestellt ist. Um England also zu einem für Frankreich möglichst wenig nachteiligen Frieden zu bewegen, müßte


1 Die obige Denkschrift ist verfaßt, bevor die ablehnende Antwort der beiden Kaiserhöfe und Frankreichs auf die englisch-preußische Kundgebung vom 25. November 1759 zur Herbeiführung eines baldigen Friedens (vgl. S. 31 f.) erfolgt war. Die vier ersten Absätze teilte der König durch Erlaß vom 23. Januar 1760 auch dem Baron Knyphausen mit, der sich darüber mit Pitt aussprechen und feststellen sollte, unter welchen Bedingungen England den Frieden zu schließen beabsichtigte.

2 Kurfürst Maximilian Joseph starb ohne Nachkommen am 30. Dezember 1777.

3 Durch Preußen.

4 Vgl. S. 192.