<199> Halten aber die Türken Wort und greifen gegen Ende Mai Temesvar an1, so gewinnt alles ein anderes Ansehen, und die Armee in Pommern braucht es dann nicht auf eine Schlacht ankommen zu lassen. Die Österreicher müssen dann schleunigst Laudon abrufen und mindestens 30 000 Mann von den Truppen, die sie jetzt in Sachsen haben, zu ihm stoßen lassen. Kommt dann noch die Diversion des Prinzen Ferdinand gegen Eger hinzu, so müssen sie Sachsen ganz räumen. In diesem Falle muß man ihnen folgen. Wir können dabei auf drei Seiten vorgehen: Prinz Ferdinand über Eger, ein Korps an der Elbe entlang und Fouqué nach Mähren. Man kann sich denken, in welche Bedrängnis das die Feinde bringen würde. Das muß man ausnutzen, aber wie, vermag ich bis jetzt nicht zu sagen; denn man müßte erst wissen, welche Maßregeln der Feind dann ergreifen wird. Ich wünsche von ganzem Herzen, daß es so kommt; denn dann hat wahrscheinlich all unser Elend ein Ende.


1 Der Großwesir Raghib Pascha hatte, allerdings mit Vorbehalt, den Abschluß eines Defensivbündnisses zugesagt. In seiner Antwort vom 30. März 1760 an Rexin erklärte sich der König u. a. bereit, den Türken „Conquêten in dem Banat“, auf das sie Ansprüche erhoben, zu garantieren, und drang darauf, daß der Bruch mit Österreich „im kommenden Monate Mai oder allerhöchstens Juni“ erfolge, da Ungarn von Truppen fast ganz entblößt sei.