<20> ihren Grund in Bestechung hat1? Da Wunsch vor Dresden nun nichts mehr zu tun fand, zog er sich nach Torgau zurück. Die Reichstruppen waren herangerückt, um die Festung wiederzunehmen. Wunsch geht mit einer Handvoll Leute über die Elbe, schleicht sich in die Weinberge, stürzt sich von dort auf den Feind, schlägt ihn, erobert sein ganzes Lager und jagt ihn in die Flucht (8. September). Auf die Kunde hin schickte der König Finck mit einer Verstärkung von 10 Bataillonen und 20 Schwadronen ab, und die zwei vereinigten Korps rückten bis Meißen vor. Infolge dieser kleinen Unfälle wurde Hadik von der russischen Armee abberufen. Er marschierte durch die Lausitz, ging bei Dresden über die Elbe und rückte nach seiner Vereinigung mit den Reichstruppen stracks auf Finck los. Wunsch stand bei Siebeneichen in der Nähe von Meißen. Ein Teil der Österreicher griff ihn an, während das Hauptkorps bei Munzig über die Triebisch ging und in Fincks rechter Flanke erschien. Der General bedachte sich nicht lange. Er griff den Feind bei Korbitz an, schlug ihn, erbeutete einige Kanonen und nahm ihm 600 Gefangene ab (21. September). Wunsch blieb hinter ihm nicht zurück. Er trieb seine Angreifer gleichfalls mit Verlust zurück, und Hadik mußte nach Dresden flüchten.
Während Finck in Sachsen solche Fortschritte machte, rückte Ssaltykow über Sommerfeld und Christianstadt nach Schlesien. Kam man ihm nicht zuvor, so drohte dem flachen Lande Verwüstung und den festen Plätzen Belagerung. Deshalb marschierte der König nach Sagan, wo er vier österreichische Regimenter anzutreffen hoffte, die Campitelli zur Unterstützung der Russen heranführte. In Sagan vereinigte sich der König wieder mit dem Prinzen Heinrich, teilte ihm die von Finck errungenen Erfolge mit und ließ sich von ihm einige Verstärkungen zum teilweisen Ersatz der nach Sachsen und gegen die Schweden gesandten Detachements geben. Gleichzeitig trug er ihm auf, die Elbe zu erreichen, um sich mit Finck zu vereinigen und alles aufzubieten, um sich wieder in den Besitz von Dresden zu setzen. Der König selbst marschierte nach Neustädtel und kam dort den Russen zuvor. Ssaltykow hatte es auf Glogau abgesehen und wollte die Höhen von Baunau besetzen. Auch hier kam der König eher an (24. September). Als die feindlichen Kolonnen den Ort besetzt sahen, machten sie bei Beuthen halt, ohne jedoch ihre Zelte aufzuschlagen. Das schien zu besagen, daß sie die Preußen am nächsten Tage angreifen wollten. Sie brachten die Nacht im Biwak zu. Bei Tagesanbruch sah man die feindlichen Generale zur Rekognoszierung erscheinen. Der König hatte kaum 20 000 Mann im Lager. Die Stellung war freilich gut, aber die doppelte Niederlage durch die Russen war noch in frischem Gedächtnis. Daran dachten die feindlichen Generale jedoch nicht. Sie
1 Der Verdacht des Königs ist nicht begründet, doch ist auch die Eile, mit der Schmettau die Kapitulation abschloß, in keiner Weise gerechtfertigt. Unter dem Eindruck der Niederlage bei Kunersdorf hatte ihn Friedrich am 14. August 1759 zur Übergabe von Dresden ermächtigt, wenn er sich nicht halten und eine „günstige Kapitulation“ erlangen könnte. Das zweite Schreiben vom 25. August, in dem er ihm baldige Hilfe in Aussicht stellte und befahl, mit Aufbietung aller Mittel Dresden zu behaupten, traf erst am Tage nach der Übergabe ein.