<204> Bleibt Feldmarschall Daun in seinem Lager bei Plauen, so hast Du, glaube ich, in Deiner rechten Flanke nicht viel zu befürchten, wohl aber auf die Demonstrationen zu achten, die der Feind in der Lausitz machen könnte, sei es, daß er Dich um Torgau besorgt macht, sei es, daß er mit einem Einfall in die Kurmark droht, woran ich aber stark zweifle.
Da der Waffenstillstand zwischen England und Frankreich nahe bevorsteht1, so hast Du vom Halberstädtischen her nichts zu befürchten. Beifolgend Deine Verhaltungsmaßregeln in betreff des Prinzen Ferdinand, sobald der Waffenstillstand zustande kommt; ferner die Abmachungen mit den Engländern für den Fall, daß sie ihren Separatfrieden mit Frankreich schließen und der Krieg zwischen uns und Österreich weitergeht2. Das Korps, das sie uns dann zur Verfügung stellen, kann keine bessere Diversion machen als in die Gegend von Eger. Darauf muß man bestehen, wenn der Fall eintritt.
Graf Finckenstein hat Befehl, Dich über die politischen Nachrichten in Kenntnis zu setzen. Daraus wirst Du ersehen, wann die Zeit gekommen ist, um nach der Seite des Prinzen Ferdinand zu handeln.
Alle Spione und Mittelsmänner, durch die wir Nachrichten erhalten, werden an General Linden3 geschickt, der Dir davon Meldung erstatten wird.
Das Magazinwesen liegt in den Händen unseres Feldkriegsdirektoriums in Sachsen.
General Krusemarck4 wird die Kapitulationen mit den neuausgehobenen Freibataillonen, Husaren und Dragonern, ihre Versammlungsorte und das Wann und Wo ihrer Aufstellung beifügen. Bei Dir steht es, sie dahin rücken zu lassen, wo sie am nützlichsten sind.
Die Bagagewagen sowie einiges schwere Geschütz und Mörser sind in Wittenberg. Im Fall eines Rückzuges müssen sie beizeiten nach Magdeburg geschickt werden.
Die 60 Pontons sind zum Brückenschlag bei Strehla bestimmt. Sobald die Truppen die Brücke überschritten haben, kannst Du sie hierher oder nach Torgau schicken, wie Du es für nötig erachtest.
Ich werde mit Dir solange als irgend möglich schriftliche Verbindung unterhalten. Sollte das schwierig werden, so schicke die Briefe durch Boten über Kottbus. Dort gibt es ehrliche und gescheite Leute, die ihren Auftrag gut ausrichten werden.
Ich teilte Dir gern eingehend meine Gedanken über alle Ereignisse mit, die eintreten können, aber ihre Zahl ist zu groß, und wenn ich alles erschöpft hätte, fänden sich doch noch Möglichkeiten, die übersehen wurden. Darum beschränke ich mich auf das Große und Ganze.
1 Vgl. S. 85 und 200.
2 Der König hatte gefordert, die Engländer sollten nach Friedensschluß mit Frankreich noch mindestens 30 000 Mann von ihren bisherigen deutschen Hilfstruppen zu seinen Gunsten im Felde stehen lassen.
3 Generalmajor Christian Bogislav von Linden.
4 Generalmajor Hans Friedrich von Krusemarck, Generaladjutant des Königs.