<41> Avantgarde machte Jagd auf sie, nahm ihnen 400 Mann ab und zwang sie zu fluchtartigem Rückzuge auf das Lacysche Hauptkorps, das am Fuß der Höhen von Boxdorf und Reichenberg beim Dorfe Berbisdorf stand. Die preußische Armee schickte sich an, Lacy am nächsten Tag anzugreifen, wartete aber noch auf das Eintreffen Hülsens, dem der König Befehl hatte zukommen lassen, mit einem Teil seiner Truppen zu ihm zu stoßen. Aber Hülsen konnte erst in der Nacht das Lager bei Radeburg erreichen.
Am nächsten Tage hatte sich das Bild bereits verschoben. Daun war bei Dresden über die Elbe gegangen und hatte das Lager von Boxdorf und Reichenberg bezogen. Auch hatte Lacy Berbisdorf bei Nacht verlassen, um den rechten Flügel der Daunschen Stellung bei Lausa zu decken. Der König besetzte das vom Feinde geräumte Gelände und stellte Krockow1 mit 3 Husarenregimentern, 2 Dragonerregimentern und 2 Freibataillonen rings um Berbisdorf auf. In der nächsten Nacht griff Lacy das Krockowsche Korps erfolglos an. Auch die Preußen versuchten einen Angriff auf Lacy, aber das alles rief nur gegenseitige Beunruhigung hervor und führte zu nichts.
Nun erst hörte der König von der Niederlage Fouqués bei Landeshut. Durch diese Katastrophe wurde seine Lage in Schlesien verzweifelt. Da der preußischen Armee bei Radeburg die Fourage ausging, so bezog sie das Lager bei Großdobritz. Dort machte Krockow 300 Gefangene von einem Detachement, das über Moritzburg gekommen war und sich eingebildet hatte, über die preußische Bagage herfallen zu können. Doch was bedeutete die Gefangennahme von 300 Mann gegen den Verlust von so vielen ganzen Korps! Infolge der unerwarteten Niederlage bei Landeshut mußte der König alle in diesem kritischen Zeitpunkt geplanten Maßregeln ändern. Weniger denn je durfte er jetzt Sachsen verlassen, außer wenn es mit dem Feldmarschall Daun zugleich geschah. Verlor er doch sonst fortwährend in kleinen Trupps die wenigen ihm gebliebenen Mannschaften.
Die Kaiserlichen ihrerseits konnten sich nicht vor Eintreffen der Reichstruppen in Bewegung setzen, aber die Langsamkeit des Prinzen von Zweibrücken verzögerte deren Anmarsch. Endlich langten sie an. Daun ließ sie am Windberg Stellung nehmen. Hülsen blieb bei Meißen, und noch am selben Tage traten beide Armeen den Marsch nach Schlesien an2. Die Kaiserlichen zogen über Bischofswerda und detachierten von dort Lacy zur Deckung ihrer linken Flanke auf den Keulenberg. Der König marschierte über Krakau und beschloß einen unvermuteten Angriff auf Lacy. Die Preußen besetzten Königsbrück, und noch in derselben Nacht3 brach die Armee in vier Kolonnen auf, zwei diesseits und zwei jenseits des Pulsnitzbaches. Die Avantgarde griff die leichten feindlichen Truppen an und scheuchte damit Lacy auf. Seine Flucht war so überstürzt, daß man ihn nicht einholen konnte und kaum 200 Mann seiner Arrieregarde gefangen nahm. Die Nacht verbrachte die Armee auf dem
1 Generalmajor Anton von Krockow.
2 König Friedrich, von Lacy begleitet, am 2., Daun selbst erst am 3. Juli 1760.
3 In der Nacht auf den 4. Juli 1760.