<49> vielleicht infolge von Mißverständnissen, vielleicht aus Faulheit oder aus anderen Gründen. Bei der Annäherung an Goldberg bemerkte die preußische Avantgarde ein feindliches Korps in Stärke von ungefähr 10 000 Mann. Unvermerkt kam man beiderseits ins Geplänkel. Infolgedessen mußte die Avantgarde haltmachen; denn bei der Lage der Dinge wäre der Übergang über die Katzbach unklug gewesen, da Markgraf Karl mit der Hauptarmee noch weit zurück war und man auch nicht sicher wußte, wo Laudon stand. Außerdem befand sich Daun in vollem Anmarsche. Man sah seine Truppen von den Höhen von Löwenberg sich herabziehen, gerade als die Spitze des Markgrafen Karl die Avantgarde erreichte. Sogleich breiteten sich die Österreicher hinter der Katzbach von Seifenau über Prausnitz bis Laasnig aus, Dadurch wurden die Preußen genötigt, die Katzbach vor sich zu behalten. Sie bezogen ein Lager bei Hohendorf. Von dort aus erblickte man das Laudonsche Korps, das sich mit dem rechten Flügel der Daunschen Armee vereinigt hatte. Sofort wurden Patrouillen zur Aufklärung nach allen Seiten geschickt, um zu erfahren, ob die Übergänge über die Katzbach weiter abwärts ebenso besetzt wären. Die auf Rekognoszierung gesandten Offiziere meldeten, sie hätten ein feindliches Korps bei Hochkirch, ein anderes auf der Höhe von Wahlstatt und ein drittes hinter Parchwitz gesehen (9. August).
Tags darauf setzte sich Daun in Marsch und bedeckte mit seiner Armee das ganze Gelände, das durch die erwähnten Detachements nur bezeichnet oder abgesteckt und nur in seinen Hauptpunkten besetzt war. Dauns Heer war also folgendermaßen verteilt: Nauendorf lagerte bei Parchwitz, Laudon zwischen Jeschkendorf und Koischwitz, der Feldmarschall selbst zwischen Wahlstatt und Jeschkendorf, und am linken Flügel dehnte sich Beck sogar bis über Kossendau aus. Eine so vorteilhafte feindliche Stellung verwehrte den Preußen unstreitig den Übergang über die Katzbach. Dennoch folgte der König dem Feinde und lagerte sich mit dem rechten Flügel bei Schimmelwitz, mit dem linken bei Liegnitz. Es war ihm klar, daß er mit den 30 000 Mann, aus denen seine Armee eigentlich nur bestand, nicht gegen wenigstens 90 000 Mann kämpfen durfte; denn so stark war der Feind. In seiner schlimmen Lage wußte er keinen besseren Ausweg, als wie ein Freischarenführer seine Stellung jede Nacht zu ändern und zu verschieben, um den Schlägen zu entgehen, die ein feindliches Heer ihm bei weniger Wachsamkeit und Tatkraft beibringen könnte. Solcher Aufmerksamkeit bedurfte es durchaus, da man eine Menge schwieriger Dinge zugleich ausführen mußte, um den geplanten Zweck zu erreichen. Zur Sicherung des Heeres mußte man die Stellungen wechseln und zugleich einen dreifach stärkeren Feind in Schach halten. Man durfte ihn ferner nicht verlassen, damit er nicht über Prinz Heinrich herfiele, dem ohnedies schon 80 000 Russen gegenüberstanden. Das alles ließ sich nur durch häufigen Stellungswechsel erreichen, ohne daß man sich zu weit vom Feinde entfernte. So führte man ihn denn an der Nase herum. Er erkundete das eben gewählte Lager, traf danach gemächlich seine Anordnungen, aber wenn er sie ausführen wollte, fand er keine Seele mehr und mußte die ganze Arbeit immer wieder von