<52> sollte sich ihnen dann in der Front entgegenstellen und Laudon wahrscheinlich die Höhen bei Pfaffendorf hinter Liegnitz besetzen, um dem König den Rückzug nach Glogau abzuschneiden.

Infolge dieser Berechnung verließ der König das Lager bei Liegnitz noch am selben Abend (14. August) und ging nach dem oben erwähnten Plane wieder über die Katzbach. Die Nähe der Österreicher verbot ein solches Unternehmen bei Tage. Hätte der Feind doch sonst die Arrieregarde sicher in ein Gefecht verwickelt, das für die Preußen wohl unglücklich verlaufen wäre. Denn das Gelände in ihrer rechten Flanke beherrschte das der linken, und gerade dorthin hätten sie sich zurückziehen müssen. Unter Bedeckung von 2 Freibataillonen und 100 Reitern wurde alles Gepäck weggeschickt und glücklich nach Glogau gebracht. Der König rekognoszierte mit seinen Generalen die Höhen bei Pfaffendorf. Dort wollte er die Armee formieren, nachdem sie bei Liegnitz über die Katzbach gegangen war, und hierauf den Marsch nach Parchwitz antreten.

Mit Einbruch der Dämmerung setzte sich die Armee in Bewegung. Unterwegs wurde ein desertierter österreichischer Offizier, ein geborener Irländer, aufgegriffen. Er war derart betrunken, daß er nur stotternd hervorbringen konnte, er habe ein wichtiges Geheimnis mitzuteilen. Nach einigen Maßen warmen Wassers und etlichen Ausleerungen bestätigte er, wie schon vermutet, Dauns Absicht, den König noch am selben Tage anzugreifen. Indes hatten die Preußen nichts zu befürchten. Sie verlegten den Schauplatz und machten damit alle feindlichen Dispositionen zunichte; denn diese waren nach der Beschaffenheit des eben verlassenen Geländes getroffen.

Sobald der König die Höhen bei Pfaffendorf erreicht hatte1, sandte er Major Hundt2 in der Richtung auf Bienowitz und Pohlschildern auf Kundschaft. Währenddessen formierte sich die Armee auf dem angewiesenen Platz in Schlachtordnung. Sehr rasch kam Hundt mit der Meldung zurück, er sei auf zwei Kolonnen Infanterie und zwei Kolonnen Laudonscher Kavallerie gestoßen. Sie wären in vollem Anmarsch und ständen bereits ganz in der Nähe. Es sei also kein Augenblick zum Widerstand zu verlieren.

Daraufhin teilte der König sein Heer in zwei Korps. Sein rechter Flügel unter Zieten und Wedell blieb unbeweglich in der einmal besetzten Stellung und errichtete eilig Batterien zur Bestreichung der beiden Straßen nach Liegnitz. Denn nur dort konnte Daun hervorbrechen und gegen ihn anrücken. Gleichzeitig wechselte der König die Stellung des linken Flügels. Er wurde mit der rechten Flanke an die Katzbach, mit der linken an einen See gelehnt. Dies ganze Korps bestand nur aus 16 Bataillonen und 30 Schwadronen. Während die Infanterie die vorgeschriebene Richtung einschlug, geriet die zu ihrer Deckung vorgeschobene Kavallerie bereits mit dem Feind in ein lebhaftes Geplänkel. Das dauerte bis zur Errichtung einer starken Batterie auf einer das ganze Gelände beherrschenden Anhöhe. Nachdem das geschehen war, erhielt


1 In der Morgenfrühe des 15. August 1760.

2 Hermann Joachim Gottlieb von Hundt.