<69> nach Schildau betrug nur einen Tagemarsch. Zog sich Daun auf diese Bewegung hin zurück, so brauchte der König keinen Handstreich von ihm gegen Düben zu besorgen. Blieb er jedoch bei Torgau, so lag es auf der Hand, daß ihn ein Angriff am nächsten Tage so in Anspruch nahm, daß er zur Zerstörung des preußischen Magazins keine Zeit fand.

So traf alles zusammen, um den König in seinem Entschluß zu bestärken. Darum ließ er die Armee am 2. November nach Schildau marschieren. Unterwegs war er selbst immerfort bei der Avantgarde der Husaren, um zu beobachten, nach welcher Seite sich die feindlichen Vorposten beim Anmarsch der Preußen zurückziehen würden. Er blieb nicht lange im Zweifel. Die Detachements gingen mit Ausnahme von Brentano alle nach Torgau. Brentano wurde bei Belgern angegriffen, und zwar so, daß er sich nur nach Strehla retten konnte, wobei ihm Kleist noch 800 Gefangene abnahm. Die preußische Armee lagerte zwischen Schildau, Probsthain und Langen-Reichenbach. Daun dagegen blieb unbeweglich bei Torgau stehen. Zweifellos hatte er von Wien aus gemessenen Befehl, seine Stellung um jeden Preis zu behaupten.

Der Angriff wurde auf den nächsten Tag festgesetzt und folgende Dispositionen getroffen. Der rechte österreichische Flügel hatte seinen Stützpunkt hinter den Großwiger Teichen. Das Zentrum hielt die Süptitzer Höhen besetzt. Der linke Flügel dehnte sich gegen die Torgauer Teiche aus und endigte bei Zinna. Außerdem stand Ried zur Beobachtung der preußischen Armee am Rande der Torgauer Heide1, und Lacy deckte mit einer Reserve von 20 000 Mann den Damm und die Teiche am äußersten Ende des linken Stützpunktes der Österreicher. Indes hatte das vom Feinde besetzte Gelände keine Tiefe und seine Treffen keine 300 Schritt Abstand. Dieser Umstand kam den Preußen am meisten zustatten. Denn griff man das Zentrum in der Front und im Rücken zugleich an, so befand sich der Feind zwischen zwei Feuern und mußte notwendig geschlagen werden. Um das herbeizuführen, teilte der König seine Armee in zwei Korps. Das eine sollte durch die Torgauer Heide gehen und dann gegen die Elbe vorrücken, um den Feind auf den Süptitzer Höhen im Rücken anzugreifen. Das andere dagegen sollte auf der Straße von Eilenburg nach Torgau vorrücken, eine Batterie auf dem Hügel bei Großwig errichten und gleichzeitig das Dorf Süptitz stürmen. Griffen die Maßnahmen dieser beiden Korps richtig ineinander, so mußte die österreichische Armee notwendig im Zentrum durchbrochen werden. Dann war es nicht schwer, die Trümmer gegen die Elbe aufzurollen; denn das sanft abfallende Gelände gab den Preußen leichtes Spiel, und damit wäre der Sieg vollkommen gewesen.

Am 3. November bei Tagesanbruch setzte sich der König mit den 30 Bataillonen und 50 Schwadronen des linken Flügels in Marsch. In drei Kolonnen durchzogen die Truppen die Torgauer Heide. Der Weg der ersten Infanteriekolonne führte über


1 Die Dommitzscher Heide.