<8> gerettet. Prinz Ferdinand wandte sich hierauf nach Paderborn, und Urff nahm in Detmold das französische Feldlazarett mitsamt seiner Bedeckung von 800 Mann weg1.
Beim Anmarsch der Verbündeten auf Stadtberge wichen der Herzog von Chevreuse sowie Armentières auf Kassel zurück. Da die Alliierten sich von dort ins Fürstentum Waldeck wandten, glaubte Contades, Prinz Ferdinand wolle die Franzosen vom Main abschneiden. In dieser Annahme verließ er plötzlich Kassel, wo er eine schwache Besatzung zurückließ, und bezog ein Lager bei Marburg. Ein Freikorpsführer der Alliierten, namens Freytag, rückte gleichfalls auf Marburg und zwang die Stadt zur Kapitulation2. Prinz Ferdinand stand zu dieser Zeit in Corbach. Er schob den Erbprinzen nach Wolfhagen vor und detachierte den Prinzen von Holstein3 nach Fritzlar. All diese Bewegungen brachten Contades vollends außer Fassung. Er hielt sich für verloren und räumte ganz Hessen. Prinz Ferdinand folgte ihm nach Ernsthausen. Noch am selben Tage nahm eins seiner Detachements 300 Franzosen in der Festung Ziegenhain gefangen. Der Feind hatte sich bei Amöneburg an der Ohm festgesetzt. Das Freikorps Fischer, das hinter der Lahn stand, wurde vom Erbprinzen geschlagen (28. August). Als dann der Prinz, sein Oheim, mit der Hauptarmee auf Wetter vorrückte, kam der junge Held bei Niederweimar dem Feind in den Rücken. Nun verlor Broglie ganz den Kopf, zog sich nach Gießen zurück und gab Marburg preis. Der Prinz von Bevern4 nahm die Stadt samt ihrer Besatzung von 900 Mann5. Infolge all dieser glücklichen Ereignisse konnte Prinz Ferdinand bis Krofdorf vorrücken. Nur die Lahn trennte die Alliierten noch von den Franzosen. Die letzteren verschanzten sich in ihrem Lager und warfen Broglie nach Wetzlar. Prinz Ferdinand ließ ihn von Wangenheim beobachten. Infolge seines Unglücks fiel Contades beim Hof in Ungnade und wurde abberufen. Broglie wurde zum Marschall von Frankreich ernannt und übernahm an seiner Stelle den Oberbefehl über die Armee.
Während so Deutsche und Franzosen an den Ufern der Lahn einander hartnäckig gegenüberstanden, suchte Prinz Ferdinand das Bistum Münster in seinem Rücken vom Feinde zu säubern. Er hatte Imhoff nach Westfalen geschickt, um Münster zu belagern. Der hatte aber kaum die Laufgräben vor der Stadt eröffnet, als er die Belagerung wieder aufgeben mußte (6. September). Armentières war schleunigst von der französischen Armee abmarschiert, bei Wesel über den Rhein gegangen und Münster zu Hilfe geeilt. Aber Imhoff erhielt Verstärkungen von den Alliierten, und da er sich dem Gegner nun gewachsen fühlte, so begann er die Belagerung aufs neue. Wieder näherte sich Armentières der Stadt, um die Deutschen anzugreifen. Aber
1 Prinz Ferdinand rückte über Herford, Bielefeld nach Paderborn; die gesamte französische Bagage wurde am 6. August 1759 in Detmold erbeutet.
2 Die Angabe trifft nicht zu. Oberstleutnant von Freytag nahm am 23. August 1759 mit den hannöverschen Jägern, wie im folgenden erwähnt wird, lediglich 300 Franzosen in Ziegenhain, östlich von Marburg, gefangen.
3 Prinz Georg Ludwig von Holstein-Gottorp (vgl. Bd. III, S. 123).
4 Prinz Karl von Bevern (vgl. Bd. III, S. 141) hatte die preußische Armee verlassen, um am Feldzug der Alliierten teilzunehmen.
5 11. September 1759.