<9> entweder hielt er die Sache für zu schwierig, oder die Schlappe eines seiner Detachements entmutigte ihn. Kurz, er zog sich hinter die Lippe zurück, und Imhoff zwang Münster zur Kapitulation (20. November).
Bei ihrer großen Eigenliebe sahen die Franzosen die Gründe für ihre Mißerfolge in Deutschland in der geringen Übermacht ihrer Armee über die der Verbündeten. Der Hof war ungefähr der gleichen Meinung und schloß daher, um dem Übel abzuhelfen, ein Abkommen mit dem Herzog von Württemberg1 zur Stellung von 12 000 Mann gegen Subsidiengelder. Der Herzog stellte sich selbst an die Spitze seiner Truppen. Er hatte sich das Kommando vorbehalten und sich ausbedungen, daß er und seine Leute nur zu Detachements verwandt werden dürften. Denn er wollte nicht unter den zahlreichen Generalen einer so großen Armee verschwinden und hielt es mit seiner Würde und Hoheit für unvereinbar, unter einem französischen Marschall zu dienen. Im Oktober traf der Herzog mit seinem Korps in Franken ein. Da ihn Broglie nicht nach Gutdünken verwenden konnte, so sandte er ihn ins Bistum Fulda, aus dem die Alliierten einen Teil ihrer Lebensmittel bezogen. Der Anmarsch der Württemberger brachte die Lieferungen des Landes ins Stocken, bot aber einen anderen Vorteil. Das vereinzelte Detachement war für die Alliierten ein willkommener Bissen. Der Erbprinz verließ die Armee in Eilmärschen und erschien, ehe man sich's versah, vor den Toren von Fulda. Gerade für diesen Tag hatte der Herzog einen Ball anberaumt, der nun gestört wurde. Voller Bestürzung über das Auftauchen eines so wachsamen Feindes, der ihm nicht einmal Zeit ließ, seine Truppen zu sammeln, flüchtete der Württemberger mit seiner Kavallerie nach dem Main. Als sich aber die Nachhut der Infanterie zum Rückzug wandte, drang der Erbprinz lebhaft auf sie ein und machte 1 200 Gefangene (30. November). Das war nicht die letzte Tat des jungen Helden. Wir werden noch beim Feldzug in Sachsen auf ihn zurückkommen.
Die Franzosen hatten in diesem Jahre länger als gewöhnlich im Felde gestanden. Nun aber nötigte sie die für Kriegsunternehmungen gar zu ungünstige Jahreszeit zum Aufbruch aus ihrem Lager. Sie gingen nach Frankfurt zurück. Prinz Ferdinand ließ Gießen blockieren und bezog Winterquartiere. Durch Tapferkeit und Geschick hatte er alles, was ihm das Unglück zu Beginn des Feldzugs entrissen hatte, wiedergewonnen, und die Alliierten waren am Jahresende im Besitz aller Städte und Länder, die sie vor der Kriegserklärung innegehabt hatten.
Der Feldzug des Königs dagegen hatte keinen so glücklichen Verlauf genommen. Vielleicht war er der unglücklichste von allen. Ja, es wäre ganz um die Preußen geschehen gewesen, hätten ihre Feinde das gleiche Geschick, mit dem sie zu siegen wußten, auch bei der Ausnutzung ihrer Siege gezeigt. Wir haben die Gründe angegeben, die
1 Herzog Karl Eugen.