<91> konnte sie wieder zu Freunden oder gar zu Verbündeten machen. Um ganz aufrichtig zu sein, sei ferner noch bemerkt, daß die preußische Armee nicht imstande war, sich alle Tage zu schlagen. Der König war also gezwungen, die Kräfte seiner Truppen für ganz wichtige und entscheidende Schläge aufzusparen.
Kaum war er einige Tage im Lager von Pilzen, als Laudon im Angesicht der Preußen durch den Paß bei Steinkunzendorf aus den Bergen hervortrat. Das ungeschickte und grobe Manöver verriet alle seine Pläne und war gleichsam eine offene Erklärung, daß er es auf die Festung Neiße abgesehen habe. Am folgenden Tage (21. Juli) brach die Armee des Königs auf und nahm die Höhen von Siegroth ein. Da der König die Österreicher die Straße nach Frankenstein einschlagen sah, beschloß er, um ihnen zuvorzukommen, die Höhen von Münsterberg zu besetzen. Unterwegs stießen die Truppen am folgenden Tage auf Brentano in einer Stellung zwischen Frankenstein und Heinrichau. Der hatte einige Panduren nach Münsterberg geworfen. Das Courbièresche Freiregiment und die Nymschöfskyschen Grenadiere nahmen die Stadt mit Gewalt, und Brentano zog sich nach einer ziemlich lebhaften Kanonade in einige Entfernung von seiner ersten Stellung zurück. Möhring wurde mit seinem Husarenregiment auf die Höhen von Groß-Nossen vorgeschoben und bemächtigte sich dort des von nur 300 Husaren besetzten Laudonschen Lagers. Als der König seine Infanterie auf diesen Höhen aufstellte, entdeckte er nach Frankenstein zu die ganze österreichische Armee, die durch Hin- und Hermärsche und unsichere Manöver ziemlich deutlich verriet, daß ihre Pläne durchkreuzt waren.
In der Tat hatte Laudon selbst das Lager von Groß-Nossen besetzen wollen, um den König von Neiße abzuschneiden und sich dann auf den Höhen von Woitz, Giesmannsdorf und Neundorf festzusetzen. Damit hätte er die Festung von der linken Flußseite eingeschlossen. Die Russen sollten bei Oppeln über die Oder gehen und Neiße auf der oberschlesischen Seite von Bielau bis Karlau blockieren. Die Armee des Königs blieb nur kurze Zeit bei Groß-Nossen. Noch am selben Tage rückte sie bis Carlowitz vor und entfaltete sich am folgenden Tage (23. Juli) über die ganze Hügelkette von Ottmachau über Giesmannsdorf bis Schilde. Als Laudon seine Absichten vereitelt sah, lagerte er sich bei Ober-Pomsdorf. Aus natürlicher Unruhe oder weil er noch an die Führung von Detachements gewöhnt war, änderte er in acht Tagen seine Stellung sechsmal, ohne irgend einen vernünftigen Grund.
Indes rückten die Russen auf Wartenberg vor und breiteten sich von dort aus bald bis Namslau aus. Zieten, der sie beobachtete, näherte sich sofort Breslau, ging dann aber zur Deckung von Brieg zurück. Bald nach seinem Abzug von Breslau wurde die Vorstadt Polnisch-Neudorf von den Russen beunruhigt. Dadurch sah sich der König genötigt, Knobloch mit 10 Bataillonen und ebensoviel Schwadronen dorthin abzusenden.
Die österreichische Armee blieb derweil in ständiger Bewegung. Sie ging über die Neiße und wieder zurück und lagerte sich bei Baumgarten in der Nähe von Martha.