<98> Sie stand hinter einem Verhau mit einer anderen Batterie in Verbindung, die am äußersten Ende des Gehölzes nach Neudorf hin angelegt war. Dort begann eine andere Verschanzungslinie, die im Rücken der Armee an die Befestigungen auf dem Würbenberg stieß. Die Wälle waren durchweg 16 Fuß dick und die Gräben 12 Fuß tief und 16 Fuß breit. Die Front war mit starken Palisaden umgeben, und die vorspringenden Teile der Werke waren unterminiert. Vor den Minen waren Wolfsgruben angelegt, und vor diesen zog sich eine äußere Umfassungslinie von dicht aneinander in die Erde gepfählten spanischen Reitern. Die Armee des Königs bestand aus 66 Bataillonen und 143 Schwadronen. 460 Geschütze starrten von den verschiedenen Werken, und 182 gefüllte Minen waren bereit, beim ersten Signal in die Luft zu fliegen.

Noch aber waren die Arbeiten nicht ganz beendet, als Buturlin mit den Russen auftauchte und sich am Fuß der Hohenfriedberger Höhen lagerte (25. August). Zwei Tage später wechselte er seine Stellung. Das Gros seiner Truppen besetzte das Gelände von Oelse bis Striegau, während sich Tschernyschew vom Streitberg bis Niklasdorf ausdehnte. Brentano nahm Stellung links von den Russen bei Preilsdorf, Oberst Berg dagegen mit den Kosaken bei Laasan. Dort ging er über das Striegauer Wasser und kam dadurch der preußischen Armee in den Rücken. Beck, der frisch aus der Lausitz kam, bezog eine Stellung zwischen Oelse und dem Nonnenbusch, um die Verbindung zwischen den beiden kaiserlichen Armeen zu sichern. Die vom Feinde eingenommene Stellung bildete also eine Art von Einschließungslinie um zwei Drittel der preußischen Armee. Nun glaubte Laudon seine Berge ungestraft verlassen zu dürfen. Er stieg in die Ebene hinab und breitete seine Truppen von Kammerau über Arnsdorf bis Zirlau aus. Zwischen Kammerau und Arnsdorf ließ er eine Verschanzung anlegen, aus der er zum Angriff auf die preußische Armee vorbrechen wollte. Die Verschanzung eignete sich in gleicher Weise zum Angriff wie zur Verteidigung im Fall eines Rückzugs. Die Arbeit wurde aber häufig von der preußischen Artillerie unterbrochen. Indessen sahen all diese Vorkehrungen so ernsthaft aus, als ob der Feind wirklich einen Angriff auf die preußische Stellung beabsichtigte, so gewagt das auch schien. Noch am selben Tage versuchte Laudon einen Angriff auf die Spitze von Jauernick, fand aber weit stärkeren Widerstand, als er geglaubt hatte. Er ließ den dort kommandierenden Major Favrat1 zur Übergabe auffordern, der aber antwortete ihm wie ein wahrer Ehrenmann. So mußte denn Laudon von seinem Unternehmen abstehen.

Da all diese Vorbereitungen sehr ernst waren und der Augenblick eines feindlichen Angriffs nahe schien, so wurden alle nötigen Anstalten zu kräftiger Verteidigung getroffen. Tagsüber war bei der ungeheuren Stärke des Lagers wenig zu befürchten. Viel bedenklicher war die Lage bei Nacht wegen der großen Nähe der Heere. Wahr-


1 Franz Andreas Jaquin de Berney von Favrat stand im Freibataillon Salenmon.