<125> ermüdeten, und beschloß, den Feind seinerseits zu beunruhigen. Er zog seine Quartiere zusammen und überfiel mit drei getrennten Korps die Stellungen bei Branitz, Achten und Engelsberg. Sobald die Preußen sich zeigten, ergriffen die Kaiserlichen die Flucht. Der Prinz nahm ihnen 4 Kanonen und 50 Gefangene ab; aber der Schrecken der Feinde war so groß, daß sie von den preußischen Kantonnements ab-zogen und die Truppen bei Troppau und Jägerndorf ungestört ließen. Nun richtete Elrichshausen seine ganze Aufmerksamkeit auf Zuckmantel und Ziegenhals, von wo er täglich Streifzüge ins flache Land unternahm.
Die preußischen Truppen in Neustadt und Neiße widersetzten sich immerfort den Beutezügen, die der Feind unternehmen wollte. Das führte zu verschiedenen Scharmützeln, bei denen sich die preußische Infanterie und Kavallerie gleichermaßen hervortaten. Aber diese Art von Kleinkrieg gehört nicht in die Denkwürdigkeiten, die wir schreiben wollen. Immerhin beschloß man, solchen dreisten Unternehmungen ein Ziel zu setzen. Die Truppen brauchten Ruhe während des Winters und hatten während des Feldkrieges Zeit genug zum Kämpfen. Um das zu erreichen und das Übel mit der Wurzel auszurotten, beschloß man, die Österreicher, wenn möglich, aus ihrer Stellung bei Zuckmantel zu vertreiben.
Wunsch, der mit 10 Bataillonen in der Grafschaft Glatz bisher müßig gestanden hatte, glaubte von dort für einige Zeit abrücken zu können, ohne durch sein kurzes Fernsein zuviel aufs Spiel zu setzen. Er ließ den Prinzen von Philippsthal1 mit zwei schwachen Bataillonen in Habelschwert, rückte auf Ziegenhals, von wo er die Feinde vertrieb, und verfolgte sie in die Bergschluchten bis nach Zuckmantel2. Aber diese Stellung war für die Preußen wegen der sie beherrschenden Höhen unhaltbar geworden. Die Österreicher hatten sie nicht nur mit Kanonen besetzt, sondern sie auch durch beträchtliche Verschanzungen befestigt, aus denen sie nicht zu vertreiben waren. Auch eine Umgehung war unmöglich; denn diese allzu hohen, steilen und abschüssigen Berge ließen sich nicht erklimmen. Nachdem Wunsch sich durch den Augenschein überzeugt hatte, daß auf dieser Seite nichts gegen die Feinde auszurichten sei, und daß ein längeres Verweilen bloßen Zeitverlust bedeute, kehrte er nach seiner alten Stellung bei Glatz zurück. Beim Marsche durch Landeck hörte er eine ziemlich lebhafte Kanonade in der Richtung auf Habelschwert. Sofort schlug er die Richtung dorthin ein; kaum aber war er ein Stück Wegs marschiert, so traf er auf 250 Mann vom Regiment Luck, die sich durchgeschlagen hatten. Von ihnen erfuhr er, daß der Prinz von Philippschal sich mit dem Rest des Regiments von den Österreichern hatte überrumpeln lassen, da er keinerlei Sicherungsmaßregeln getroffen hatte3. Diese schmachvolle Katastrophe darf man nur der Unwissenheit des jungen Prinzen zuschreiben, der seinen ersten Feldzug mitmachte und dem man kein selbständiges Kommando hätte anvertrauen dürfen.
1 Generalmajor Prinz Adolf von Hessen-Philippsthal.
2 14. Januar 1779. -
3 18. Januar 1779.