zu einer geheimen Konvention zwischen Rußland und Preußen, die schnell zum Abschluß kam (4. Mai 1767). Sie besagte im wesentlichen, daß die Zarin zur Unterstützung der. Dissidenten Truppen in Polen einrücken lassen werde. Um dem Wiener Hofe neue Besorgnis zu ersparen, sollte der König sich darauf beschränken, die Unternehmungen der Russen durch nachdrückliche Erklärungen zu unterstützen, die geeignet wären, die Unzufriedenen einzuschüchtern. Immerhin wurde ausgemacht, daß der König, falls der Wiener Hof Truppen nach Polen schickte, um feindlich gegen die Russen vorzugehen, den Österreichern den Krieg erklären und offen gegen sie vorgehen, ja eine kräftige Diversion in ihre Staaten machen sollte. Angesichts des Umstandes, daß der König diesen Krieg nur im Interesse der Russen zu führen habe, wurde ferner bestimmt, daß die Zarin ihn mit einem Korps ihrer Truppen unterstützen und ihm beim Friedensschluß eine angemessene Entschädigung auswirken sollte. Die von Tag zu Tag enger werdende Verbindung zwischen dem König und Rußland imponierte dem Wiener Hofe, und da die Gefahren, denen er sich aussetzte, größer waren als die Vorteile, die er ernten konnte, so entschloß er sich, den Ereignissen ruhig zuzuschauen.
Im selben Jahre wurde die Ehe zwischen Prinzessin Wilhelmine, der Nichte des Königs, und dem Prinzen von Oranien geschlossen1. Das konnte die Politik in keiner Weise beeinflussen. Die Heirat beschränkte sich darauf, einer Prinzessin seines Hauses eine anständige Versorgung zu schaffen.
Doch kommen wir zu den polnischen Angelegenheiten zurück. Auf Anstiften der Russen bildeten die Dissidenten eine Konföderation2. Sie wurde von den russischen Truppen beschützt, die soeben in Polen eingerückt waren. Zugleich erklärte der preußische Gesandte in Warschau, der König betrachte die Wiedereinsetzung der Dissidenten als eine Bestimmung des Vertrages von Oliva und seines Bündnisses mit der Kaiserin von Rußland und ersuche die Republik, die Beschwerden der Dissidenten zu berücksichtigen. Der König von Polen gab den Deputierten der Dissidenten eine Audienz, was eine Tagung des Senates zur Folge hatte, der einen außerordentlichen Reichstag berief. Dieser Reichstag versammelte sich unter dem Schutze der russischen Truppen, die Warschau einschlossen (5. Oktober). Fürst Repnin, der Gesandte Katharinas, ein ebenso heftiger wie verwegener Mann, wandte nur Gewaltmittel an, um den Reichstag einzuschüchtern. Er ließ Kanonen gegen den Sitzungssaal der Landboten richten, ließ die Bischöfe von Krakau und Kiew3, sowie den Kron-Unterfeldherrn Rzewuski, lauter erklärte Feinde der Dissidenten, gefangen nehmen, und sie wurden über Moskau hinaus nach Sibirien verbannt. Die übrigen Landboten mußten sich bis zum 1. Februar 1768 vertagen, und es wurden Kommissare ernannt, die bevollmäch-
1 Am 4. Oktober 1767 erfolgte die Vermählung zwischen der Prinzessin Wllhelmine, der Tochter des verstorbenen Prinzen August Wilhelm, und dem Prinzen Wilhelm V. von Oranlen, Erbstatthalter der Niederlande.
2 Die Generalkonföderation von Radom (Juni 1767).
3 Fürst Kajetan Soltyk und Graf Joseph Andreas Zaluski.