4. Betrachtungen über die Maßnahmen für einen neuen Krieg mit Österreich, falls dieses wie 1778 streng defensiv bleibt
(28. September 1779)
Es ist sehr schwierig, Pläne für die Zukunft zu machen. Die geringste Änderung in den Zeitverhältnissen nötigt auch zur Änderung der Dispositionen. Immerhin behalten die Grenzen und Grenzgebiete der Staaten ihre Beschaffenheit. Sie weisen vorteilhafte und ungünstige Gegenden auf, sodaß ein Feldherr sich vor den einen hüten und die anderen benutzen soll.
Schlesien, Böhmen, Oberschlesien und Mähren sind Länder, von denen wir genaue Kenntnis haben. Das ist für uns von Vorteil in allen Feldzügen, deren Kriegsschauplatz diese Provinzen bilden können. Die Politik muß allen Feldzugsplänen vorausgreifen; denn an ihr ist es, sie zu entwerfen, wobei sie sich stets nach der Natur öes Landes und nach den Mitteln zu richten hat, mit denen sich der Unterhalt der Truppen beschaffen läßt.
Würde Preußen in einen neuen Krieg mit Österreich verwickelt, so muß man zunächst wissen, welche Bundesgenossen die kriegführenden Parteien haben werden; denn ohne diese Kenntnis wäre jeder Feldzugsplan fehlerhaft und falsch berechnet. Der maßlose Ehrgeiz, den der Kaiser im letzten Kriege so unklug zur Schau trug, hat ihm in ganz Europa geschadet. Man betrachtet ihn als einen gefährlichen Fürsten, vor dem man auf seiner Hut sein muß. Mit dem russischen Hofe steht er sich schlecht, mit Frankreich schon fast auf Kriegsfuß. Er kann keine Verbündeten außer England haben, das aber durch den gegenwärtigen Krieg1 derart erschöpft ist, daß es auf lange Zeit außerstande sein wird, irgend einer Macht Subsidien zu zahlen. Andrerseits
1 Der Krieg Englands mit den amerikanischen Kolonien und dem mit ihnen verbündeten Frankreich (vgl. S. 102) wurde erst 1783 durch den Frieden von Versailles beendet.