<141> haben die Türken sich zu einem Bündnis mit Rußland und Preußen erboten1. Tritt noch Frankreich hinzu, so ist die Übermacht ganz auf unserer Seite. Da das alles aber noch nicht zum Abschluß gebracht ist, wäre es leichtsinnig, mit etwas Unfern tigem wie mit einer vollendeten Tatsache zu rechnen.

Prüfen wir also lediglich, was im ungünstigsten Falle geschehen muß. Denn auf je weniger Schwierigkeiten man stößt, um so leichter werden die Operationen.

Die erste Versammlung der österreichischen Armee wird wahrscheinlich in denselben Gegenden stattfinden wie im Jahre 17782. Da jedoch die österreichischen Truppen um 80000 Mann vermehrt worden sind und der Kaiser sich vorgenommen hat, sofort nach dem Bruche mit Nachdruck zu handeln, so wollen wir zunächst die Verteilung betrachten, die er vornehmen wird. In Galizien wird er ein Korps von 40 000 Mann haben, bei Bielitz 15 000, bei Heidenpiltsch ohne Zweifel 20 000, insgesamt 75 000 Mann. In seinem Lager zwischen Königgrätz und Arnau wird er nicht weniger als 100 000 Mann, 40 000 bei Neuschloß und an der Lausitzer Grenze und 25 000 bei Eger haben, insgesamt 240 000 Mann, auf die seine Armee sich beläuft.

Preußen kann 166 000 Mann ins Feld stellen, Sachsen 20 000, und Rußland wird wohl ebensoviel hinzufügen, sodaß man den Österreichern 206 000 Kombattanten entgegenstellen kann. Somit hätten sie eine Übermacht von 34 000 Mann. Dieser Umstand darf uns jedoch nicht einschüchtern. Denn da die österreichischen Korps getrennt stehen, kann man sie einzeln vernichten und braucht nicht mit allen zugleich zu kämpfen.

Nun bleibt noch die Frage offen, welche Rücksichten man auf die Stellung der Österreicher nehmen muß und zu welchen Vorsichtsmaßregeln sie uns nötigt. Denn es wäre töricht, auf der einen Seite Großes zu leisten, während man auf der anderen das Doppelte verliert.

Die Aufstellung von 100 000 Österreichern hinter der Elbe zwingt uns wohl oder übel, ihnen in der Front erhebliche Kräfte entgegenzustellen, um sie in Respekt zu halten. Denn findet diese Armee die Grenzen von Schlesien und der Grafschaft Glatz unbesetzt, so könnte es geschehen, daß sie sowohl bei Landeshut wie bei Friedland und Glatz sich in den Bergen festsetzt und dort uneinnehmbare Stellungen bezieht. Dem aber darf sich ein kluger Feldherr nicht aussetzen. Durch solche Achtlosigkeit kann er Schlesien verlieren, während er es bei reiflicher Überlegung der Sachlage hätte decken können. Ferner ist zu bedenken: wenn nicht gleich zu Beginn des Feldzuges eine beträchtliche preußische Streitmacht den Stellungen des Kaisers hinter der Elbe entgegentritt, so kann er sich Dresdens bemächtigen und so den Hauptkriegsschauplatz nach Sachsen verlegen, um Böhmen zu entlasten. Infolgedessen würden wir gezwungen, das Land unserer Verbündeten zugrunde zu richten, um ihnen bei-


1 Der Antrag ging von dem Reis-Mendl Abdurrisak aus. König Friedrich, der ihn im September 1779 erhielt, befürwortete ihn eifrig in Petersburg, doch scheiterte die Allianz am Widerstände Katharinas II.

2 Vgl. S. 105.