Entwurf des Manifestes gegen den Dresdener Hof1
(August 1745)
Seit der König von Preußen dem verstorbenen Kaiser Karl VII. Hilfstruppen gestellt2 und der König von Polen und Kurfürst von Sachsen fast gleichzeitig der Königin von Ungarn solche geliefert hat (unter dem Vorwand, zur Verteidigung Böhmens beizutragen), haben denkende Menschen gleich befürchtet, beide Fürsten würden ihre persönlichen Streitigkeiten in den Streit ihrer Verbündeten hineinziehen.
Schon allein der Umstand, daß der Königin von Ungarn sächsische Hilfstruppen gegen die Armeen des Königs gestellt worden sind, hätte Seiner Majestät das Recht gegeben, dem Brauche des Wiener Hofes zu folgen und gegen die sächsischen Staaten feindlich vorzugehen.
Nach diesem Grundsatz haben die Truppen der Königin von Ungarn die OberPfalz verheert und den Herzogtümern Jülich und Berg hohe Kriegskontributionen auferlegt, obwohl das Verhalten des Kurfürsten von der Pfalz3 gegen die Königin von Ungarn kein anderes war, als das des Kurfürsten von Sachsen gegen den König. Unter demselben Vorwand hat die Königin von Ungarn zweimal vergebliche Einfälle in Schlesien gemacht, und aus demselben Grunde sind die hessischen Truppen4 in Schwaben entwaffnet worden, nachdem der Kurfürst von Bayern ein Abkommen unterzeichnet hatte5.
Diese Tatsachen bezeugen, daß man in Wien zwischen kriegführenden und Hilfeleistenden Mächten keinen Unterschied macht. Der Wiener Brauch kann also mit gleichem Rechte in Berlin geübt werden, und der König hätte in gerechter Vergeltung gegen die Sachsen als Verbündete der Königin von Ungarn dieselben Maßregeln ergreifen können, zu denen die Königin sich gegen die Pfälzer, Preußen und Hessen als Verbündete des verstorbenen Kaisers berechtigt glaubte.
1 Das Manifest gegen Sachsen wurde am 25. August 1745 in Berlin veröffentlicht (vgl. Bd. II, S. 226).
2 Vgl. S. 175 f. Karl VII. war am 20.Januar 1745 gestorben.
3 Kurfürst Karl Theobor war Mitglied der Frankfurter Union (vgl. S. 176).
4 Auch Hessen-Kassel gehörte zur Frankfurter Union (vgl. S. 176). —-
5 Am 22. April 1745 war der Friede von Füssen zwischen Maria Theresia und Maximilian Joseph, dem Nachfolger Karls VII., unterzeichnet worden (vgl. Bd. II.
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