<184>densstifter vor, man möge gestatten, daß das Menuett, das in Moll komponiert ist, gespielt werde, das andere aber nicht. Obwohl nun diese Vermittlung, weil sie vernünftig war, nicht angenommen wurde, ließen sie sich dadurch nicht abhalten, einen neuen Vorschlag zu wagen, nämlich die Menuette zu spielen, aber nicht zu tanzen. Das wurde mit beträchtlicher Stimmenmehrheit verworfen, und man versichert, daß jetzt eine Art von Manifest unter der Presse ist, worin die Gründe für die Nichtaufführung der Menuette dargelegt werden.

Dieser Schritt kann äußerst folgenschwer werden. Da ganz Europa und vor allem Ihre Neugier Anteil daran nehmen wird, so will ich mich eifrig danach erkundigen, was weiter vorgehen wird. Fest steht, daß der Hof sich mit dieser Angelegenheit eingehend beschäftigt, und das ist auch ganz natürlich, wenn man ihre Wichtigkeit bedenkt: ein Menuett kann eine sehr ernsthafte Sache werden. Wie viele derartige Beispiele könnte ich nicht anführen? Ein Kopfputz, den die Königin Anna von England erstehen wollte und den Lady Marlborough kaufte, zerriß die furchtbare Koalition der Mächte, die Frankreich bekriegten, und führte den Frieden herbei, den die Königin Anna im Jahre 1713 schloß1. Eine Verbeugung, die Cäsar den im Konkordiatempel versammelten Senatoren zu machen vergaß, bestimmte Brutus, sich gegen ihn zu verschwören. Und war nicht ein Apfel an all dem Unglück schuld, das den Nachkommen der ersten Bewohner des Paradieses widerfahren ist?

Sie werden mir zugeben, daß ein Menuett so viel wert ist wie ein Kopfputz, eine Verbeugung oder ein Apfel. Man muß nur abwarten, und wir werden schon sehen, was daraus entstehen wird. Ich halte jetzt, wo ich an Sie schreibe, noch zu sehr zurück; denn es ist das erstemal in meinem Leben, daß ich mir diese Freiheit nehme. Ich verspreche Ihnen aber, mich bei der ersten Gelegenheit nicht mit den gewöhnlichen Mutmaßungen zu begnügen, sondern die allerwunderbarsten und ausschweifendsten Vermutungen zu wagen, wenn möglich, mit noch mehr Unverschämtheit als Ihre tleinenGesandten,deren Eintönigkeit und Abgeschmacktheit Sie zu verdrießen beginnt. Wenn diese Nachrichten, die ich mit der heutigen Post sende, Ihre Neugier nicht reizen, so verspreche ich Ihnen künftig ebenso, romantische und noch weit seltsamere.

P.S. Soeben erfahre ich, daß die anderen Höft Stellung zu der Menuettfrage genommen haben und binnen kurzem an unserem Hofe die ernstlichsten Vorstellungen machen werden. Das übrige mit der nächsten Post.


1 Vgl. Bd. I, S. 116; VII, S. 104.