<58> Fabriken nahmen ihre Arbeit wieder auf, und die neu geordnete Polizei beseitigte allmählich die Mißstände, die sich in der Zeit der Rechtlosigkeit eingeschlichen hatten.

Während des Krieges waren die ältesten Räte und alle Minister des Generaldirektoriums nacheinander weggestorben, und in jenen wirren Zeiten hatte man sie unmöglich ersetzen können. Es hielt schwer, neue geeignete Männer zur Leitung dieser verschiedenen Ämter zu finden. Man fahndete nach ihnen in den Provinzen, aber tüchtige Leute waren dort ebenso selten wie in der Hauptstadt. Schließlich wurden Blumenthal, Massow, Hagen und General Wedell1 für diese wichtigen Ämter ausgewählt; bald danach erhielt Horst2 das fünfte Departement.

Die ersten Zeiten der Verwaltung waren hart und verdrießlich. Bei allen Einnahmen ergaben sich Ausfälle, und doch mußten die Staatsausgaben pünktlich bezahlt werden. Obgleich die Armee nach dem Kriege durch Entlassungen auf 150 000 Mann herabgesetzt war, fiel es schwer, das nötige Geld zu ihrer Besoldung aufzutreiben. Während des Krieges hatte man sich bei allen Zahlungen, die nicht das Heer betrafen, mit Papiergeld Wolfen. Auch diese Schuld mußte abgetragen werden; sie fiel außer den übrigen Zahlungen schwer zur Last. Trotzdem erreichte es der König schon im ersten Friedensjahre, alle Staatsgläubiger zu befriedigen und keinen Heller Kriegsschulden mehr zu haben.

Doch es schien, als hätten die Verheerungen des Krieges noch nicht hingereicht, um den Staat zu zerrütten und zugrunde zu richten. Kaum war der Friede geschlossen, so stifteten zahlreiche Feuersbrünsie fast ebensoviel Schaden, wie die Feinde angerichtet hatten. Zweimal ging Königsberg in Flammen auf (1765 und 1769). In Schlesien ereilte ein gleiches Schicksal die Städte Freistadt, Ober-Glogau, Parchwitz, Haynau, Naumburg am Queis und Goldberg, in der Kurmark Nauen, in der Neumark Callies und einen Teil von Landsberg, in Pommern Belgard und Tempelburg. Diese Unglücksfälle erforderten immerfort neue Ausgaben und Hilfeleistungen.

Um so viele außergewöhnliche Bedürfnisse zu bestreiten, mußte man sich neue Einnahmequellen ersinnen. Denn außer den Summen, die zur Wiederherstellung der Provinzen nötig waren, verlangten die neuen Befestigungen und das Umgießen der Geschütze beträchtliche Aufwendungen, von denen seinerzeit die Rede sein wird. Die Bestreitung so großer Ausgaben, die die Notlage heischte, erforderte Fleiß.

Die Einkünfte aus Zöllen und Akzise waren nachlässig verwaltet worden, well den Beamten die Aufsicht fehlte. Um diesen wichtigen Zweig der Staatseinkünfte auf eine solide Basis zu stellen, sah der König sich gezwungen, Ausländer heranzuziehen, da die früheren Leiter dieses Verwaltungszweiges während des Krieges gestorben waren. Zu dem Zweck nahm er ein paar Franzosen in Dienst, die lange Erfahrung in diesem Berufe besaßen3. Er setzte keine Generalpächter ein, sondern schuf als geeignetstes Mittel eine Regie, durch die er verhindern konnte, daß die Steuerbeamten


1 Joachim Christian von Blumenthal; Valentin von Massow; Ludwig Philipp von Hagen; Karl Heinrich von Wedell.

2 Feldherr Julius August Friedrich von der Horst.

3 1766.