<60> anderer Vorteil für das Publikum. Bisher hatten die Mündelgelder bei den Gerichten deponiert werden müssen, und die Mündel hatten während der Dauer ihrer Prozesse keine Zinsen von ihren Kapitalien erhalten, sondern noch jährlich 1 % zuzahlen müssen. Seitdem wurden diese Gelder bei der Bank deponiert, die den Mündeln 3 % Zinsen auszahlte, sodaß sie also unter Anrechnung dessen, was sie früher an die Justiz bezahlten, tatsächlich 4 % erhielten. Als dann durch den Zusammenbruch von Neufville1 und anderen ausländischen Firmen einige preußische Kaufleute bankrott machten, wäre der Kredit gesunken, hätte die Bank ihn durch ihr Eingreifen nicht gehalten und wieder hoch gebracht. Bald kam der Wechselkurs auf pari; nun sahen die Kaufleute, durch die Tatsachen überführt, die Nützlichkeit und Notwendigkeit des Instituts für ihren Handel ein. Schon hatte die Bank Zweigstellen in allen Großstädten Preußens; mehr noch, sie besaß eigene Häuser in allen europäischen Handelsplätzen. Das erleichterte den Geldumlauf, die Zahlungen der Provinzen, und zugleich verhinderte das Lombardsystem, daß die Wucherer die armen Fabrikanten aussogen, die ihre Produkte nicht rasch genug losschlagen konnten. Aber nicht nur das Publikum hatte Vorteil davon, auch die Regierung schuf sich durch den Bankkredit Hilfsquellen für die großen Staatsbedürfnisse.

Fürsten wie Bürger müssen einerseits Geld ansammeln, wenn sie andrerseits Ausgaben zu machen haben. Gute Landwirte leiten die Wasserläufe auf unfruchtbare Äcker, die ohne Bewässerung keinen Ertrag geben würden. Nach dem gleichen Prinzip vermehrte die Regierung ihre Einkünfte, um sie zu nötigen Ausgaben für das Gemeinwohl zu verwenden. Sie beschränkte sich nicht darauf, die Schäden des Krieges zu heilen, sie wollte auch alles vervollkommnen, was verbesserungsfähig war. Sie nahm sich also vor, jede Art von Boden nutzbar zu machen, Sümpfe auszutrocknen, dem Ackerbau durch Erhöhung des Viehbestandes aufzuhelfen, ja selbst Sandboden durch Anpflanzung von Wäldern nutzbar zu machen.

Obwohl wir hier auf kleine Einzelheiten eingehen müssen, glauben wir doch, sie können der Nachwelt von Wert sein. Die erste Unternehmung dieser Art war die Urbarmachung des Warthe- und Netzebruchs, nachdem das stehende Wasser durch mehrere Kanäle abgeleitet war, die es auf verschiedenem Wege zur Oder führten. Die Kosten betrugen 750 000 Taler; 3 500 Familien wurden dort angesiedelt. Der Adel und die an diesen Wasseradern liegenden Städte erhöhten ihre Einkünfte beträchtlich. Das ganze Werk war 1773 beendet; die dortige Bevölkerung belief sich bereits auf 15 000 Seelen. Danach wurden der Madü-See und die Sümpft bei Friedeberg abgeleitet und dort 400 Familien aus dem Auslands angesiedelt2. In Pommern wurde der Leba-See abgeleitet; dadurch gewann der Adel 30 000 Morgen Ähnliche Kanalisierungen fanden in der Umgegend von Stargard, kammin, Treptow, Rügenwalde und Kolberg statt. In der Mark wurden die Havel-


1 Bankhaus in Amsterdam.

2 Vgl. Bd. VII, S. 136.