<61>sümpft, das Rhinluch bei Fehrbellin, die Finowsümpfe zwischen Rathenow und Ziesar kanalisiert, ganz zu geschweigenn von den bedeutenden Summen, die zur Melioration der Adelsgüter aufgewandt wurden. Gleichzeitig wurden in Friesland, und zwar im Dollart, Deiche errichtet, durch die man dem Meere Fuß um Fuß das Land abrang, das es im Jahre 1724 überschwemmt hatte. Im Magdeburgischen wurden 2000 neue Familien angesiedelt. Ihre Arbeitskraft war dort um so erwünschter, als bisher die thüringischen Bauern zur Erntearbeit ins Land gekommen ware1; seitdem wurden sie entbehrlich. Die Krone besaß zuviel Vorwerke. Mehr als 150 wurden in Dörfer verwandelt. Was sie dadurch an Einkünften verlor, gewann sie durch Bevölkerungszuwachs reichlich wieder. Ein Vorwerk hat nicht mehr als sechs Insassen.; seit sie in Dörfer verwandelt wurden, hatte jedes mindestens dreißig Einwohner. Soviel Fürsorge der verstorbene König auf die Neubevölkerung Ostpreußens verwandt hatte, das 1709 von der Pest verheert worden war, es war ihm doch nicht gelungen, das Land wieder auf die frühere Höhe zu bringen. Der jetzige König wollte, daß die Provinz den anderen nicht nachstände; er hatte sie seit dem Tode seines Vaters um 13 000 neue Familien vermehrt. Wird sie in Zukunft nicht vernachlässigt, so kann die Volkszahl noch um mehr als 100 000 Seelen gesteigert werden.
Schlesien erforderte nicht weniger Fürsorge und Aufmerksamkeit als die anderen Provinzen. Man begnügte sich nicht damit, das Land wieder auf den alten Stand zu bringen, sondern wollte es auch verbessern. Die Geistlichen mußten zum Gemeinwohl beitragen: die reichenÜbte wurden genötigt, Manufakturen anzulegen Hier wurde Tafelleinen hergestellt, dort erstanden Ölmühlen oder Gerbereien; wo anders wurden Lederwaren- oder Drahtfabriken eingerichtet, je nach der örtlichkeit und nach den Erzeugnissen der Gegend. Auch die ackerbautreibende Bevölkerung in Niederschlesien wurde um 4 000 Familien vermehrt. Man erstaunt gewiß, daß dies in einem Lande gelang, wo kein Feld unbestellt bleibt. Der Grund ist der, daß viele Gutsherren zur Vergrößerung ihres Grundbesitzes nach und nach die Wer ihrer Bauern aufgekauft hatten. Wäre dieser Mißbrauch geduldet worden, so wären mit der Zeit viele Bauernhöfe verödet, und da es an Arbeitskräften zur Bestellung des Bodens gefehlt hätte, wäre der Ertrag gesunken. Kurz, jedes Dorf hätte seinen Gutsherrn, aber keine Bauern mehr gehabt. Nun aber kettet die eigene Scholle den Besitzer ans Vaterland; denn wer nichts besitzt, empfindet auch keine Anhänglichkeit an ein Land, in dem er nichts zu verlieren hat. Nachdem dies alles den Gutsherren klar gemacht war, bewog man sie, ihre Bauern im eigenen Interesse wieder auf den alten Besitzstand zubringen.
Dafür half der König dem Adel durch beträchtliche Summen, seinen völlig zerrütteten Kredit wiederherzustellen. Viele vor dem Kriege oder während desselben in Schulden geratene Familien standen vor dem Zusammenbruch: die Gerichte gewährten ihnen Moratorien für zwei Jahre, damit sie ihre Güter inzwischen wieder
1 Vgl. Bd. VII, S. 135.