<62> ertragfähig machen und wenigstens die Zinsen bezahlen konnten. Aber die Moratorien untergruben den Kredit des Adels vollends. Der König, dem es Freude machte und der es auch als seine Pflicht ansah, den ersten und glänzendsten Stand seines Staates zu unterstützen, bezahlte dem Adel 300 000 Taler Schulden; aber die Schuldenlast der Güter betrug 25 Millionen Taler, und so galt es, wirksamere Mittel ausfindig zu machen. Der Adel wurde zu „Landschaften“ organisiert, und diese Verbände hafteten für die aufgenommenen Schulden1. Es wurden für 20 Millionen Pfandbriefe ausgegeben, und diese stellten nebst 200 000 Talern, die der König zur Bestreitung der dringendsten Zahlungen hergab, den verlorenen Kredit bald wieder her. Vierhundert der vornehmsten Familien dankten dieser heilsamen Maßregel ihre Erhaltung. In Pommern und der Neumark ging es dem Adel ebenso schlecht wie in Schlesien. Die Regierung zahlte für ihn 500 000 Taler Schulden und gab weitere 500 000 Taler aus, um seine Güter wieder ertragfähig zu machen.
Auch die Städte, die während des Krieges am meisten gelitten hatten, bekamen Unterstützungen. Landeshut erhielt 200 000 Taler, Striegau 40000, Halle 40 000, Krossen 24 000, Neppen 6 000, Halberstadt 40 000, Minden 20 000, Bielefeld 15 000 und die Städte im Hohensteinschen 13 000 Taler.
Alle diese Ausgaben waren nötig; man mußte sich eilen, Geld in die Provinzen zu bringen, um ihnen desto rascher wieder aufzuhelfen. Hätte man unter solchen Umständen geknausert, das Land hätte sich vielleicht erst in hundert Jahren wieder erholt. Aber dank der Tatkraft, mit der die Sache angefaßt wurde, kehrten mehr als 100 000 Einwohner, die ihr Vaterland verlassen hatten, wieder heim. Und so hatte die Bevölkerung 1773 gegenüber dem Jahre 1756 einen Zuwachs von über 200 000 Menschen aufzuweisen. Doch dabei blieb man nicht stehen. In der Erwägung, daß die Einwohnerzahl den Reichtum der Herrscher bildet, fand man Mittel und Wege, in Oberschlesien 213 neue Dörfer mit 23 000 Seelen zu errichten. Auch wurde der Plan aufgestellt, die Landbevölkerung in Pommern um 50 000 und in der Kurmark um 12 000 Seelen zu vermehren; er kam gegen 1780 zur Vollendung. Wollen wir das Ergebnis dieser Kolonisation feststellen, so brauchen wir nur die Einwohnerzahl von 1740 mit der von 1779 zu vergleichen.
Provinz | Einwohnerzahl | |
1740 | 1779 | |
Ostpreußen | 370 000 | 780 000 |
Kurmark | 480 000 | 710 000 |
Magdeburg und Halberstadt | 220 000 | 280 000 |
Schlesien | 1 100 000 | 1 520 000 |
1 Die schlesische „Landschaft“ wurde 1770 begründet, die „Kreditsozietät“ für die kur- und Neumark 1777; Pommern folgte dann 1780.