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Die Leiden, die die Untertanen anderer Mächte zu erdulden hatten, rührten daher, daß in keinem Lande, außer in Preußen, Magazine vorhanden waren. Hier allein war man gegen die Notlage gerüstet und konnte sie durch Maßregeln beheben, die die Klugheit diktiert hatte. So hinderte sie die Regierung nicht, den vorgezeichneten Plan der Verbesserungen im Lande mit gleicher Tatkraft weiterzuverfolgen.

Wie die Erfahrung lehrte, war die Sterblichkeit des Viehes in der Mark größer als in Schlesien. Man suchte nach den Ursachen und entdeckte ihrer zwei. Erstens benutzte man in der Mark wie in den anderen Provinzen nicht, wie in Schlesien, das Steinsalz, das dort aus den Salzbergwerken von Wieliczka bezogen wurde. Zweitens kannten die Einwohner der Mark und Pommerns keine Stallfütterung, sondern trieben ihr Vieh auf die Weide, auch wenn das Futter durch den Brand verdorben war. Seitdem die neue Fütterungsart eingeführt war, nahm das häufige Viehsterben sichtlich ab, und die Gutsbesitzer hatten weniger Schaden als früher.

Da man sorgfältig alle Produkte überwachte, die vom Ausland eingeführt wurden, ergab sich bei Prüfung der Zollregister, daß für 280 000 Taler fremde Butter eingeführt wurde. Um ein so wichtiges Nahrungsmittel selbst zu liefern, berechnete man alles, was die neuen Meliorationen einbringen konnten. Eine Kuh, deren Milch zu Butter gemacht wird, bringt durchschnittlich 5 Taler ein. Man berechnete nun, wieviel Kühe durch die neuen Urbarmachungen ernährt werden konnten, und es ergab sich die Summe von 48 000 Kühen, gleich einer Einnahme von 240 000 Talern. Nun mußte aber der Konsum der Besitzer abgezogen werden. Rechnete man das hierfür nötige Vieh hinzu, so mußte die Anzahl der Kühe auf 62 000 erhöht werden. Das Problem blieb noch zu lösen, aber man konnte doch dahin gelangen; denn nach allem bisher Geleisteten blieben nur noch kleinere Gebiete urbar zu machen, die für den Rest genügt hätten.

Die Regierung hatte sich vorgenommen, alles Mangelhafte im alten Betriebe zu vervollkommnen. Sie prüfte die verschiedenen Zweige der Landwirtschaft mit Aufmerksamkeit und stellte fest, daß alle sogenannte Gemeinwirtschaft dem allgemeinen Wohl schadete. Erst mit der Aufteilung des Gemeingutes war die englische BodenWirtschaft vorwärts gekommen. Eine monarchische Regierung, die die Bräuche republikanischer Staaten nachahmt, verdient den Vorwurf des Despotismus nicht. Jenes löbliche Beispiel ward also nachgeahmt. Man setzte Gerichts- und Ökonomiekommissare ein, um die gemeinsamen oder im Gemenge durcheinanderliegenden Weiden und Äcker aufzuteilen. Anfangs stieß der Plan auf große Schwierigkeiten; denn die Gewohnheit, die Herrscherin der Mode, schaltet gebieterisch über beschränkte Geister. Als aber einige solche Aufteilungen zur Zufriedenheit der Besitzer ausschlugen, machte das Eindruck auf die Öffentlichkeit, und bald kam das gleiche Verfahren in allen Provinzen zur Anwendung.

In einem Teil der Mark und Pommerns gibt es höher gelegene Landstriche, die von Flüssen und Wasserläufen weit entfernt sind. Infolgedessen fehlt es ihnen an